Nachhaltigkeits-Handbuch

herbes

I.
DIE UNTERNEHMEN
UND DER BODEN

Der Boden ist die Grundlage, ohne die eine Entwicklung des Lebens nicht möglich ist. Die Menschen üben jedoch einen sehr großen Druck auf den Boden aus, indem sie ihn verunreinigen, die Bodenqualität verschlechtern, anbaubare Böden anderen Zweckbestimmungen zuweisen, … In den letzten Jahrzehnten ist eine sichtbare Verschlechterung festzustellen. Ein nachhaltiger Umgang mit dem Boden muss daher für die kommenden Jahre als vorrangige Herausforderung betrachtet werden.

Die Industrie hat großen Einfluss auf den Boden, seine Qualität und seine Verwendung. Man kann unter anderem folgende Auswirkungen erkennen, die durch die Industrie verursacht werden:

1. Die Bodenverschmutzung und die Verschlechterung der Bodenqualität

Im Wirtschaftssektor werden häufig gefährliche Stoffe und Produkte eingesetzt. Die Handhabung, der Transport und die Lagerung dieser Stoffe und Produkte können dazu führen, dass giftige Substanzen in den Boden sickern und ihn dadurch verunreinigen. Wenn diese Verunreinigungen die anbaubaren Flächen erreichen, stellen sie eine Gefahr für die Bodenqualität und folglich den Ertrag des Bodens dar. Hier einige Beispiele für Ursachen von Bodenverschmutzung:

  • Unfälle von Tanklastwagen, Zügen oder Kanalisationen (über- oder unterirdisch), die gefährliche Flüssigstoffe wie Kohlenwasserstoffe, Lösungsmittel… transportieren;
  • Flüssigkeitsverluste infolge von verrosteten Tanks oder anderen Behältern mit schädlichen Produkten;
  • überlaufende Tanks mit Kohlenwasserstoffen, Lösungsmitteln… weil Fehler beim Auffüllen begangen wurden;
  • undichte Lagerstellen, bei denen der Regen die Schadstoffe in den Boden oder in das Grundwasser spült;
  • Produktionsanlagen, bei denen schädliche Stoffe auf nicht geschützte Beton- oder Asphaltböden laufen;
  • die unsachgemäße Handhabung von mit Schadstoffen verschmutzten Maschinenteilen (bei Abbau oder Reinigung…);
  • die Entsorgung in bestimmten Unternehmen von Schadstoffen in Sickergruben oder Kanalisationen, die selbst beschädigt sind.

Die einst sehr florierende wallonische Industrielandschaft zählt heute zahlreiche Industriebrachen. Es handelt sich um Gelände, auf denen früher verschmutzende Industrien tätig waren. Der Boden ist dort meistens verunreinigt und muss durch eine Sanierung wiederhergestellt werden.

Die SPAQuE (die öffentliche Gesellschaft für die Förderung der Umweltqualität) hat auf dem wallonischen Hoheitsgebiet 6.000 Standorte identifiziert, die saniert und wiederhergestellt werden müssen (3.500 Industriebrachen und 2.500 Mülldeponien). Davon werden 253 Standorte mit einem hohen Risikograd ausgezeichnet und dies entweder infolge einer tatsächlichen und bei Ortsterminen festgestellten Verunreinig, oder aufgrund einer vermuteten Verunreinigung infolge der vergangenen Industrieaktivität.

Das Vorhaben ist gewaltig und sehr kostenintensiv. Aufgrund einer Studie, die 2003 im Auftrag der SPAQuE durchgeführt worden ist, wird belegt, dass die Wiederherstellung der 2.000 am meisten verunreinigten Standorte eine Investition von 2,5 bis 4 Milliarden Euro voraussetzen würde.

2. Der Verlust von landwirtschaftlichen Anbauflächen durch die Städteplanung

Eine der Gefahren für den Boden ist heute die Geschwindigkeit, mit der die Ackerflächen verschwinden. Dieser Verlust ist einerseits auf die Bodenverschmutzung und andererseits auf die galoppierende Verstädterung zurückzuführen, die immer mehr Ackerflächen mit Gebäuden und anderen Infrastrukturen im Dienste des Menschen bedeckt.

Der Industriesektor trägt zu dieser Verstädterung bei, indem er neue Anlagen errichtet. Das ist jedes Mal dann der Fall, wenn ein neues Einkaufszentrum oder Gewerbegebiet dort angelegt wird, wo sich bisher ein landwirtschaftlich genutztes Grundstück befand, und in einem Mal Parkplätze, Zufahrtsstraßen sowie andere Infrastrukturen aus dem Boden schießen.