Nachhaltigkeits-Handbuch

femme eau

IV.
WASSER UND
SOZIALE ASPEKTE

1. Eine unausgewogene Verteilung

Süßwasser ist auf der Welt sehr ungleich verteilt. 60% der erneuerbaren Süßwasserressourcen sind in gerade mal einem Dutzend Länder vorhanden: Brasilien, Russland, Kanada, Indonesien, die Vereinigten Staaten, Bangladesch, China, Indien, Venezuela und Kolumbien. 80 andere Länder leiden an Wassermangel. Die wasserärmsten Länder sind Kuwait, Bahrain, die Vereinten Arabischen Emirate, Malta, Libyen, Singapur, Jordanien, Israel und Zypern.

 

Mehrere Faktoren bestimmen, ob ein Land über ausreichende Wasserressourcen verfügt oder nicht:

  • Die klimatischen Verhältnisse: In manchen Regionen sind nach reichhaltigen und regelmäßigen Niederschlägen große Süßwassermengen vorhanden, wie in Nord- und Westeuropa sowie auch in Südamerika. Andere Regionen leiden jedoch unter Trockenheit und Dürre. Das ist der Fall in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas und des Nahen Ostens, wo die Niederschläge nicht ausreichen, um die Flüsse und das Grundwasser zu füllen.
  • Das Relief: Auf hohen Bergen sammeln sich zum Beispiel Wasserreserven in der Form von Eis an, wird das einsickernde Wasser im unterirdischen Grundwasser gesammelt und wird das Niederschlagswasser in Seen oder Flüssen aufgefangen. Die geographischen Eigenschaften sind daher ausschlaggebend, ob ein Land über genügend Wasser für seine Bevölkerung verfügt oder nicht.
  • Die wirtschaftliche Entwicklung: Die entwickelten Regionen verfügen über die notwendigen finanziellen und technologischen Mittel, um das Wasser effizient verwenden zu können. Die reichen Länder haben es einfacher, die nötige Investitionen zu tätigen, um Vorratsspeicher zu schaffen, Dämme zu bauen und andere Technologien einzusetzen, mit denen das unterirdische Süßwasser gefördert oder noch das Meerwasser entsalzt werden kann.
  • Die Demographie: Je mehr Einwohner ein Land zählt, desto mehr müssen die verfügbaren Ressourcen geteilt werden. In einem wenig bewohnten aber wasserreichen Land verfügen die Einwohner über mehr Wasser, als wenn sie in einem trockenen und dicht besiedelten Land wohnen würden.

2. Ein ungerechter Zugang zu Wasser

Es reicht nicht nur, über Wasser zu verfügen, sondern man muss auch Zugang dazu haben. In den reichen Ländern hat fast jeder Zugang zu trinkbarem Leitungswasser und zu einem Evakuierungssystem für Abwasser im Haus, wobei wir häufig vergessen, dass dieser Luxus nicht immer allen Bewohnern dieser Erde geschenkt ist. Auch hier sind zwei Faktoren ausschlaggebend:

  • Die Lage im Vergleich zur Wasserquelle: Die Verfügbarkeit des Wassers hängt davon ab, ob man flussaufwärts (nahe der Quelle) oder flussabwärts (nahe der Mündung) eines Wasserlaufs wohnt. Jede Wasserentnahme, jede Verschmutzung, jeder Bau einer Talsperre oder jede Umleitung des Flussbetts flussaufwärts kann entscheidende Folgen für den Wasserlauf, die Bewohner und die Ökosysteme flussabwärts haben. Ein Unternehmen, das zum Beispiel sein Abwasser ohne Aufbereitung in einen Fluss ablässt, verschmutzt das Wasser für alle Bewohner, die flussabwärts des Unternehmens wohnen. Gleiches gilt für ein Land, das den Bau eines Stausees beschließt und den Wasserfluss für alle Bewohner reduziert, die flussabwärts wohnen.
  • Ein Versorgungsnetz in gutem Zustand: In vielen Ländern liegt das Problem beim Wasserversorgungsnetz, das in vielen Fällen nicht besteht, unzureichend oder beschädigt ist. Nach Meinung der UNO hat eine Person Zugang zu Trinkwasser, wenn sie in einem Umkreis von 3 km zu ihrem Wohnort über eine nicht verschmutzte Quelle verfügt. Im Jahr 2000 hatten 1,2 Milliarden Menschen (d.h. jeder sechste Erdbewohner) keinen Zugang zu sauberem Wasser und 2,4 Milliarden Menschen (d.h. ein Drittel der Weltbevölkerung) waren nicht an ein Kanalisationssystem angeschlossen.

3. Gesundheitliche Probleme wegen verschmutztem Wasser

Die Personen, die keinen Zugang zu Trinkwasser haben, sind auf Wasser angewiesen, das sich nicht zum Verzehr eignet. Dieses Wasser ist häufig mit chemischen oder biologischen Schadstoffen belastet. Die Personen, die dieses Wasser trinken, gefährden dadurch ihre Gesundheit. Das verunreinigte Wasser kann Krankheiten verursachen wie Typhus, Cholera oder Amöbenruhr. Wenn es an angemessenen Sanitäranlagen mangelt, kommen noch weitere Krankheiten hinzu, wie die Hakenwurm-Krankheit, an der jährlich 100.000 Menschen sterben. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge gehören die Krankheiten, die auf Wasser zurückzuführen sind, zu den größten Todesursachen in den Entwicklungsländern.

Für den Wassertransport werden manchmal Behälter und Kanister verwendet, in denen vorher noch Treibstoffe oder Pestizide transportiert wurden. Die Rückbestände verseuchen das Wasser und gefährden daher die Gesundheit.