Nachhaltigkeits-Handbuch

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AGENDA 21

I.
WAS IST
DIE AGENDA 21?

Auf dem Erdgipfel in Rio im Jahr 1992 ist ein Programm aus 40 Kapiteln verfasst worden, in dem die Prioritäten der Vereinten Nationen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung für das 21. Jahrhundert definiert und die Unterstützung der Entscheidungsträger bei deren Umsetzung beschlossen wurde. Dieses Programm trägt den Namen Agenda 21, wobei die 21 „für das 21. Jahrhundert“ steht. Das Programm wird auch Aktion 21 genannt und versteht sich als eine „globale Strategie für die nachhaltige Entwicklung“.

Das Dokument hat zur Zielsetzung: „die dringenden Probleme der heutigen Zeit zu beheben“, „die Welt auf ihre künftigen Aufgaben im kommenden Jahrhundert vorzubereiten“ und „eine neue weltweite Partnerschaft für eine nachhaltige Entwicklung einzuführen“.

Dieser Aktionsplan ist nicht nur global und national, sondern auch regional.

Die Hauptzielsetzungen sind:

  • kurz- und langfristige Handlungsstrategien auf lokaler und globaler Ebene festlegen;
  • die Solidarität auf weltweiter, regionaler und lokaler Ebene eingehend fördern;
  • die Solidarität zwischen reichen und armen Regionen und zwischen reichen und armen Vierteln einer Gemeinde fördern;
  • die gemeinsame Verantwortung der lokalen, regionalen und weltweiten Akteure hervorheben.

Einer der Schlüsselgrundsätze der Agenda 21 liegt darin, die Bevölkerungen in die Projekte, die sie betreffen, mit einzubeziehen. Deshalb ist es wichtig, dass alle Beteiligten und auch die künftigen Generationen an den Projekten teilnehmen.

II.
DIE LOKALEN
AGENDA 21

In Kapitel 28 der Agenda 21 werden die regionalen und lokalen Behörden aufgefordert, lokale Agendas 21 zu verfassen. Jedes Land, jede Region oder jede Stadt soll in Absprache mit der Bevölkerung ein Gebietsprojekt für die nachhaltige Entwicklung definieren.

Für die Gemeinden kann die Agenda 21 zahlreiche Funktionen haben: langfristiges Planungsinstrument, Instrument zur Förderung des Dialogs und der Beratung mit den Bürgern, Startschuss für integrierte Entwicklungsansätze, … Durch die Agendas soll die Beschlussfassung vereinfacht werden und sollen sich die Bewohner die verabschiedeten Lösungen aneignen.

Eine lokale Agenda 21 ist daher ein strategischer Gedankenprozess, bei dem auf lokaler Ebene ein kollektives Entwicklungsprogramm eingeführt wird. Es handelt sich also um ein Dokument, das in Rücksprache mit allen beteiligten Partnern verfasst wird und im Allgemeinen folgende Elemente umfasst:

  • eine politische Strategie, die die Grundlage der Beschlussfassung der Gemeinde ist;
  • eine Bestandsaufnahme, um eine globale Diagnose (Stärken, Schwächen) der Gemeinde zu stellen und die Elemente der lokalen Problematik im Vergleich zur nachhaltigen Entwicklung zu definieren;
  • eine Reihe von Zielsetzungen und Unterzielen, die ein Szenario der nachhaltigen Entwicklung bilden;
  • ein Plan mit kurz-, mittel- und langfristigen konkreten Aktionen und Vorschlägen;
  • eine Reihe von Indikatoren und Evaluationsmitteln.

Die Texte der UNO gewähren einen großen Handlungsspielraum für die praktische Umsetzung der Agendas 21. Das erklärt auch die große Vielfältigkeit der Initiativen in der ganzen Welt. Theoretisch sollte die Agenda 21 alle Themenschwerpunkte der nachhaltigen Entwicklung beinhalten, d.h. alle Themen wirtschaftlicher, sozialer, umweltbezogenen und kultureller Art.

In Wirklichkeit weichen die Themen jedoch stark voneinander ab. Außerdem stellt man fest, dass viele lokale Agendas 21 noch zu sehr auf die ökologischen Verbesserungen ausgerichtet sind und nicht genug auf die anderen Elemente der nachhaltigen Entwicklung eingehen, wie der Kampf gegen die Ausgrenzung und Diskriminierung, die dezentralisierte Entwicklungszusammenarbeit, die Unterstützung von solidarökonomischen Betrieben, die Bildung für nachhaltige Entwicklung oder auch die Probleme im Zusammenhang mit den Ungleichheiten.

III.
DIE AGENDA 21
IN DER SCHULE

Die Bildung der Jugendlichen für die nachhaltige Entwicklung steht im Mittelpunkt der Agenda 21. Es ist die Aufgabe der Schule, die Jugendlichen zu verantwortungsbewussten, kritischen und aktiven Bürgern von morgen auszubilden. Sie muss dafür Sorge tragen, dass sie Entscheidungen treffen und Haltungen annehmen, die gut sind für ihr eigenes Wohlergehen, das Wohlergehen der anderen und die Umwelt.

Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Schulen im Rahmen der lokalen Agendas 21, eine schulinterne Agenda 21 zu verfassen.

In der Agenda 21 Schule ist besonders darauf zu achten, dass die Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Lehrplänen, in der Schulverwaltung und in den Schulprojekten enthalten ist. Sie müssen folgende Aspekte fördern:

  • Die Interdisziplinarität und Querschnittsprojekte: Hier sollen die Lehrkräfte einen oder mehrere Schwerpunkte der nachhaltigen Entwicklung in ihren Unterricht einbauen. Dabei wird ein themenübergreifender Ansatz angestrebt, um sich ein systemisches Bild der nachhaltigen Entwicklung machen zu können. Die Ernährung kann beispielsweise unter dem Aspekt der Umwelt (umweltfreundliche oder -schädliche Produktionsmethoden), des Sozialen (soziale Auswirkungen der Produktionsschritte), der Solidarität (fairer Handel), der Gesundheit (gesunde oder gesundheitsschädliche Produkte) oder der Wirtschaft (Funktionsweise der Weltwirtschaft) betrachtet werden. Die Interdisziplinarität hat zum Ziel, die verschiedenen Disziplinen (Französisch, Moral, Wissenschaften, Geographie, Geschichte, …) in einem gemeinsamen Projekt aufeinander abzustimmen.
  • Der handlungsorientierte Unterricht: Die Projektpädagogik, die Problemlösung oder auch die systemische Analyse erlauben dem Schüler, sein kritisches Denken zu entwickeln und somit die Verbindungen zwischen seinen eigenen Entscheidungen, denen der Schule und den globalen Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung herzustellen. Außerdem werden bei den Schülern die transversalen Kompetenzen gefördert, die im Dekret Mission vorgeschrieben sind.
  • Die Umweltbürgerschaft: Unmittelbar nach dem Schulabschluss sind die Schüler (und insbesondere die aus dem berufsbildenden und technischen Sektor) mit dem Arbeitsmarkt konfrontiert. Sie müssen daher in der Lage sein, bei ihrer Berufsausübung die richtigen Praktiken anwenden zu können (Ökoverwaltung, Ökobau usw.). Die Schule muss daher das Bewusstsein der Schüler über die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Umwelt und das Soziale sowie über die eventuellen Alternativen, um diese Auswirkungen zu verringern, wecken.

Eine Agenda 21 Schule ist vor allem ein Werkzeug, das die Integration der Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung in die Lehrpläne, die Gebäudeverwaltung, die Verwaltung des Schulalltags sowie die Schulprojekte vereinfachen soll. Sie bietet einen pädagogischen Spielraum, damit die Jugendlichen zu verantwortungsbewussten Bürgern heranwachsen können, damit sie die anderen und die Erde mit einem solidarischen Blick betrachten und den nicht nachhaltigen Verbrauchsgewohnheiten ein Ende setzen. Wenn Jugendliche in eine Agenda 21 mit einbezogen werden, machen sie sich mit dem Beteiligungsgrundsatz vertraut und stärken ihr Verantwortungsbewusstsein. Schließlich lernen sie auch, die Verwaltung unserer Gesellschaft aus einem politischen Blickwinkel heraus zu betrachten.