Nachhaltigkeits-Handbuch

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Die Nahrungsmittel und das Klima

I.
Die Auswirkungen
der Lebensmittelherstellung
auf das Klima

Einen konkreten Überblick über diese Auswirkungen kann man nur gewinnen, wenn man den Lebenszyklus von jedem Lebensmittel genau untersucht: vom Feld über die Fabrik und die Geschäfte bis hin in unsere Küche und auf unseren Teller, gegeben Falls sogar bis in den Abfalleimer.

  • Herstellung: Für die Herstellung von Grundnahrungsmitteln (Weizen, Mais, Soja, Zuckerrüben, Früchte und Gemüse, …) setzt der landwirtschaftliche Sektor Kunstdünger und Pestizide ein, die aus Erdöl und Gas hergestellt wurden. Für die Ernte werden Traktoren eingesetzt, die Treibstoff verbrauchen und THG ausstoßen.
  • Verarbeitung: Ein Großteil der in der Landwirtschaft hergestellten Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Gemüse, Früchte, Fleisch, Getreide, … werden in der Lebensmittelindustrie zu Teigwaren, Konserven, Tiefkühlprodukten, Fertigprodukten, Plätzchen, Süßwaren, Getränken usw. verarbeitet. Bei diesen Verarbeitungsprozessen wird Energie verbraucht. Je öfter ein Nahrungsmittel verarbeitet worden ist, desto mehr hat es Zutaten und Energie verbraucht und THG verursacht.
  • Verpackung: Für die Herstellung der Verpackungen sind große Mengen Rohstoffe notwendig. Erdöl für die Kunststoffe und Aluminium für die Schalen der Fertigprodukte. Für die eigentliche Herstellung ist wiederum Energie nötig.
  • Transport: Je größer die Entfernungen sind, die die Produkte und Rohstoffe von uns trennen, je mehr Benzin und Kerosin muss verbraucht werden. Ungefähr ein Drittel der Lastwagen auf unseren Straßen transportieren End- oder Zwischenprodukte aus der Landwirtschaft.
  • Vertrieb: Wir kaufen 80% unserer Nahrungsmittel in Supermärkten. Diese Supermärkte sind große Energieverbraucher. Die Beleuchtung, die Kühlschränke und Tiefkühltruhen, die Heizung und die Klimaanlagen verbrauchen alle Energie. Außerdem fahren wir mit dem Auto zum Supermarkt … So legen die Verbraucher Milliarden Kilometer zurück, weil sich diese Supermärkte meistens außerhalb der Städte befinden.
  • Verwendung: In der Küche verbrauchen der Kühlschrank, die Tiefkühltruhe, der Ofen, der Kochherd, die Mikrowelle und sogar die elektrische Raspel Energie! Der Stromverbrauch eines Haushalts im Zusammenhang mit der Ernährung stellt 22% des gesamten Stromverbrauchs eines Haushalts dar.
  • Lebensende: Schließlich landen die Verpackungen und manchmal auch Nahrungsreste im Abfalleimer. Dieser Abfall muss transportiert und verarbeitet werden (durch Vergrabung, Verbrennung oder Recycling). Außerdem besteht ein Viertel des Haushaltsmülls aus Nahrungsmittelresten, die bei ihrer Zersetzung Methan freisetzen.

Jeder dieser Schritte trägt einen Teil der Verantwortung in der Entstehung von THG…

II.
Die Kohlenstoffbilanz
der Nahrungsmittel

Jedes Nahrungsmittel ist während seines gesamten Lebenszyklus verantwortlich für den Ausstoß einer gewissen Menge THG. Je öfter es verarbeitet wurde, je größer ist diese Verantwortung.

Hier für einige Nahrungsmittel die Schätzung der THG-Emissionen, für die sie verantwortlich sind (in CO2-Äquivalent):

Die Herstellung von Fleisch und Milchprodukten verursacht mehr CO2 als die Herstellung von pflanzlichen Stoffen (Gemüse, Früchte, Getreide). Das lässt sich dadurch erklären, dass die Nutztiere mit Getreide gefüttert werden, dessen Herstellung auch berechnet werden muss. Um ein Kilo Fleisch anzusetzen, muss ein Rind 10 Kilo Getreide fressen. Außerdem produzieren die Tiere (vor allem Rinder) bei der Verdauung Methan.

III.
Wie kann man den Ausstoß
von THG im Zusammenhang
mit der Ernährung verringern?

  • Kurze Produktionswege bevorzugen. Durch den Direktkauf beim Erzeuger werden die Zwischenetappen übersprungen (Lieferanten, Geschäfte, …) und der Energieverbrauch für die Lagerung und den Transport verringert. Aufgepasst auf die versteckten Kosten für Einkäufe, die mit dem Auto getätigt werden.
  • Früchte und Gemüse aus der Region bevorzugen. Früchte, die ein Mal um die Welt gereist sind, bevor sie in unserem Geschäft landen, sind zu vermeiden. Je kürzer die Transportwege sind, desto weniger Treibstoff wird verbraucht.
  • Saisonfrüchte und Gemüse wählen, die auf dem Feld anstatt in einem Gewächshaus, das mit Heizöl geheizt wurde, gewachsen sind.
  • Nahrungsmittel aus dem biologischen Anbau bevorzugen, die ohne Dünger und Pestizide angebaut wurden. Außer natürlich, wenn das Bio-Produkt von der anderen Seite der Erde stammt und mit dem Flugzeug eingeführt worden ist.
  • Frische statt tiefgekühlte Nahrungsmittel wählen. Der Transport in Kühllastwagen verbraucht mehr Treibstoff und für die Lagerung im Geschäft und in der Küche sind Tiefkühltruhen nötig, die sehr viel Strom verbrauchen.
  • Den Fleischkonsum verringern, indem man Gemüse und stärkehaltige Nahrungsmittel bevorzugt, ab und zu ein vegetarisches Gericht zubereitet und die Fleischmengen in den Zubereitungen und in den Portionen verringert.
  • Wenn man Fleisch zubereitet, dann eher Geflügel oder Schwein und kein Rind oder Kalb wählen, da ihre Zucht weniger Emissionen verursacht. Fertiggerichte oder Zutaten vermeiden, die mehrere Verarbeitungsschritte hinter sich haben, und somit viel Energie verbraucht haben.
  • Verpackungen vermeiden, die aus Erdölderivaten hergestellt worden sind und bei der Herstellung Energie brauchen. Lose Produkte oder Großverpackungen wählen. Wenn die Möglichkeit besteht, Pfandverpackungen oder Verpackungen aus erneuerbaren oder recycelten Verpackungen wählen. (Weitere Informationen im Kapitel über die Abfälle).
  • Weniger Produkte verbrauchen, die von der anderen Seite der Welt stammen (Kaffee, Tee, Kakao, Bananen, …) und für die es bei uns keine Alternativen gibt.

Achtung vor schwierigen Entscheidungen:
Ein Lebensmittel erfüllt selten alle genannten Kriterien gleichzeitig. Deshalb muss man manchmal die Vor- und Nachteile abwägen, bevor man sich entscheidet. Was ist besser: ein Bio-Apfel aus Chile oder ein Industrie-Apfel aus der Region?

 

WEITERE INFORMATIONEN: