Nachhaltigkeits-Handbuch

02-aujourdhui

02 Die Welt von heute

Die Menschheit startet mit einem recht durchwachsenen Erbe ins 21. Jahrhundert. Seit der Industriellen Revolution hat eine schnellere Entwicklung stattgefunden als während der gesamten bisherigen Geschichte der Menschheit. Diese Entwicklung hat sich in vielen Bereichen positiv ausgewirkt: technischer Fortschritt, Medizin, Lebensstandard (Bildung, Gesundheit, Lebenserwartung, …), Kommunikationsmittel usw. Allerdings muss auch die andere Seite der Medaille betrachtet werden: Wir werden immer zahlreicher und das vorherrschende Wirtschaftssystem sieht vor, dass jeder immer mehr konsumiert. Die Ressourcen werden rar und sind dabei ungleich verteilt. Die meisten Menschen auf der Südhalbkugel können noch nicht einmal ihre Grundbedürfnisse erfüllen.

I.
DEMOGRAFISCHE SITUATION

1. Die Weltbevölkerung

Zurzeit bevölkern rund 7 Milliarden Menschen die Erde. Man geht davon aus, dass es vor 100.000 Jahren 500.000 Individuen waren und vor 12.000 Jahren, als der Mensch sesshaft wurde, circa 10 Millionen Individuen. Diese Zahl hat ständig zugenommen und um das Jahr 1800 die erste Milliarde erreicht.

Seit der Industriellen Revolution ist die Bevölkerungszahl der Erde explodiert. Im Jahr 1930 wurde die zweite Milliarde erreicht und die dritte bereits 30 Jahre später im Jahr 1960. Die vierte Milliarde wurde 1974 erreicht, die fünfte 1987 und die sechste 1999, kurz vor Ende des 20. Jahrhunderts. In einem Jahrhundert hat sich die Weltbevölkerung also vervierfacht. Und es muss immer mehr produziert werden, um die Bedürfnisse all dieser Menschen erfüllen zu können.

Seit 1990 verlangsamt sich das Bevölkerungswachstum wieder. Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen schätzt, dass die Weltbevölkerung noch um 50% wachsen und somit im Jahr 2050 9,3 Milliarden Personen zählen wird.

2. Verteilung der Weltbevölkerung

Die Weltbevölkerung ist sehr ungleichmäßig verteilt. Zurzeit leben fast 60% aller Menschen in Asien.

3. Bevölkerungsdichte

Der demografische Druck auf die Erde ist parallel zur Bevölkerungszahl gestiegen. Bis zum Jahr 1860 gab es weniger als 10 Einwohner pro km2. Bis 1950 waren es noch weniger als 20 pro km2, im Jahr 2000 jedoch schon fast 50. Man schätzt, dass bis zum Jahr 2050 die Marke von 70 Einwohnern pro km2 überschritten sein wird.
Aber die Bevölkerung ist sehr ungleich auf dem Planeten verteilt. Während manche Länder weniger als einen Einwohner pro km2 zählen, sind es in anderen Ländern mehrere hundert.

Im Allgemeinen ist der Druck auf die Umwelt umso stärker, je dichter eine Region besiedelt ist. Zu den am stärksten bevölkerten Regionen der Erde zählen unter anderem Ostasien, der indische Subkontinent und Europa. So leben rund zwei Drittel der Bevölkerung auf einem Zehntel der verfügbaren Fläche.
Auf der anderen Seite sind riesige Gebiete quasi menschenleer, wie beispielsweise Gebirgshöhen, tropische Wüsten und die Regenwälder, die zusammen ein Viertel der irdischen Landmasse ausmachen und weniger als 2% der Weltbevölkerung beherbergen.

4. Urbanisierung

Eine der Folgen der Industrialisierung und der fortschreitenden Entwicklung ist die Urbanisierung, bei der die Menschen vom Land in die Stadt ziehen. Dieses Phänomen war im 20. Jahrhundert besonders stark ausgeprägt (zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten rund 14% der Weltbevölkerung in Städten, während es am Ende des Jahrhunderts bereits 47% waren).

Nach Angaben des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen lebte im Jahr 2008 erstmals in der Menschheitsgeschichte mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, das heißt 3,3 Milliarden Menschen, in Städten. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2025 65% und 2050 sogar 80% der Weltbevölkerung in Städten leben wird. Dieser Trend wird insbesondere in Afrika und Asien zu spüren sein, wo sich die städtische Bevölkerung in den Jahren von 2000 bis 2030 verdoppeln wird..

Eine der Folgen dieser Urbanisierung sind die Megastädte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern, die überall auf der Welt entstehen. Derzeit gibt es 27 Megastädte, davon 5 mit mehr als 20 Millionen Einwohnern (New York, Mexiko, Tokio, Seoul, Mumbai).

II.
KONSUMVERHALTEN

In den postindustriellen Gesellschaften ist der in Geld messbare Wohlstand das Ziel jeglicher Tätigkeit geworden. Dabei haben wir allerdings vergessen, dass die erste Daseinsberechtigung der Wirtschaft ist, die Grundbedürfnisse der Menschen zu erfüllen, um ihr Wohlbefinden zu steigern.

Um Wirtschaftswachstum zu gewährleisten, muss immer mehr produziert und konsumiert werden. Das geht so weit, dass die zur Befriedigung der Grundbedürfnisse der Bevölkerung notwendigen Mengen bei weitem überschritten werden. Um diesen Rhythmus von Produktion und Konsum aufrechtzuerhalten, erzeugt die Wirtschaft über Werbung und Mode ständig neue Bedürfnisse und Konsumbegierden.

Und im Namen des Wachstums und des Fortschritts werden zahlreiche Güter produziert, nicht, weil man sie nach reiflicher Überlegung als nützlich erachtet hätte, sondern einfach nur, weil die technischen Möglichkeiten zu ihrer Produktion vorhanden sind und sich sicherlich ein Markt finden wird, um sie zu verkaufen.

Daraus ergibt sich ein übermäßiger Konsum und eine unglaubliche Verschwendung von Gütern und Ressourcen.

III.
DIE FOLGEN

Immer mehr Menschen konsumieren also immer mehr, was natürlich nicht ohne Folgen bleibt. Die drei wichtigsten Konsequenzen werden auf den folgenden Seiten analysiert.

Aber Achtung, die Folgen unseres Konsumverhaltens sind nicht sehr angenehm zu lesen, denn sie beschreiben alle negativen Auswirkungen, die die Aktivitäten des Menschen auf den Planeten haben. Wir wissen, dass diese Fakten durchaus erschreckend sein können. Allerdings hilft es auch nicht wegzuschauen und die Wirklichkeit zu ignorieren. Wir denken, dass es besser ist, informiert zu sein, um daraufhin sein Verhalten entsprechend zu ändern.
Anregungen hierzu, Lösungen, konkrete Aktionen, neue Verhaltensweisen usw. stellen wir in den folgenden Kapiteln vor.

1. Zur Neige gehende Ressourcen

Zur Herstellung unserer Verbrauchsgüter bedienen wir uns immer stärker der Ressourcen des Planeten. Die Ressourcen der Erde sind jedoch begrenzt. Um trotzdem die immer anspruchsvolleren Bedürfnisse einer immer größeren Bevölkerung zu erfüllen, brauchen wir immer mehr Ressourcen.

2. Eine zerstörte Umwelt

Die Nutzung der natürlichen Ressourcen hat Auswirkungen auf unsere Umwelt. Wir verändern die Landschaft und das natürliche Milieu, um der Erde Rohstoffe und fossile Brennstoffe zu entnehmen. Wir produzieren Müll und Chemikalien, die die Luft, den Boden und das Wasser verschmutzen und das Funktionieren der Atmosphäre beeinträchtigen. Wir zerstören Ökosysteme und bedrohen die Artenvielfalt. Auf lange Sicht gefährden wir das gesamte Leben auf dem Planeten. Nicht nur das der Pflanzen und der Tiere, sondern auch unser eigenes.

3. Eine Welt voller Ungleichheiten

Das derzeitige System beruht auf großen Ungleichheiten. Die Weltwirtschaft schafft Reichtum, der hauptsächlich den reichen Ländern zugänglich ist und innerhalb dieser Länder auch nur einem Teil der Bevölkerung zur Verfügung steht. Daraus entstehen große Unterschiede bezüglich Lebensstandard und Wohlstand zwischen den Ländern der Welt. Die Minderheit der Weltbevölkerung lebt in reichen Ländern, während die große Mehrheit kaum ihre Grundbedürfnisse erfüllen kann.