Nachhaltigkeits-Handbuch

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III.
EIN NACHHALTIGER UMGANG
MIT GEFÄHRLICHEN STOFFEN
IM UNTERNEHMEN

Im Allgemeinen ist es einem Unternehmen nicht möglich, gänzlich auf den Umgang mit potentiell gefährlichen Produkten oder Materialien zu verzichten, aber es kann ein System einführen, um deren Verwendung und die damit verbundenen Risiken zu handhaben. Hierzu muss in mehreren Schritten vorgegangen werden:

  1. Potentiell gefährliche Stoffe oder Produkte identifizieren.
  2. Die mit diesen Stoffen oder Produkten verbundenen Risiken einschätzen.
  3. Die Verwendung von gefährlichen Stoffen oder Produkten vermeiden oder sie durch weniger gefährliche Alternativen ersetzen.
  4. Die Sicherheitsnormen und -maßnahmen für den Umgang mit gefährlichen Stoffen oder Produkten einhalten.

1. Die gefährlichen Stoffe oder Produkte identifizieren

In jedem Berufssektor und in jedem Beruf kommt man mit bestimmten potentiell gefährlichen Stoffen in Kontakt, die ein Gesundheitsrisiko für die Arbeiter oder die Umwelt darstellen können. Daher ist es für den Arbeiter genauso wie für einen Unternehmensleiter ausschlaggebend, die Produkte und Materialien zu kennen, in denen sich diese Stoffe verbergen.

Die gefährlichen Stoffe haben unterschiedliche Eigenschaften:

  • Manche sind entzündbar und können einen Brand oder eine Explosion auslösen.
  • Andere sind gesundheitsschädlich oder giftig und verursachen beim Menschen Vergiftungen oder verunreinigen die Umwelt.
  • Andere wiederum sind ätzend und verursachen Irritationen oder Verbrennungen.
  • Manchmal können sogar Stoffe, die an sich harmlos sind, gefährliche Reaktionen verursachen, wenn sie mit anderen Stoffen in Kontakt kommen.

Woran erkennt man einen gefährlichen Stoff?

  • In der Industrie müssen alle gefährlichen Stoffe und Zubereitungen von einem „Sicherheitsdatenblatt“ (SDB) begleitet sein. Dieses Datenblatt enthält sämtliche wichtigen Informationen über den Stoff, seine Zusammensetzung, die mit dem Produkt verbundenen Gefahren, die bei der Handhabung erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen, die Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Sicherheitsmaßnahmen für den Transport, die Lagerung und die Handhabung des Stoffe usw. Es erlaubt dem Unternehmen, die dem Stoff angemessenen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und die Personalmitglieder über die diesbezüglichen Risiken, die korrekte und sichere Handhabung und die erforderlichen Maßnahmen bei einem Unfall zu informieren.
  • Die im Einzelhandel verkauften gefährlichen Produkte müssen ein Etikett mit folgenden Angaben tragen:
    – Der Name des Produktes und ggf. dessen Zusammenstellung.
    – Ein oder mehrere Gefahrenpiktogramm(e), die auf die Gefahren für die Gesundheit und die Umwelt hinweisen.
    – Die Gefahrenhinweise (H-Sätze) weisen auf die Gefahren des Produktes hin, wie z.B. „Verursacht schwere Augenreizung“, „Schädlich für Wasserorganismen“, „Giftig beim Verschlucken“, …
    – Die Sicherheitshinweise (P-Sätze) weisen auf die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen hin, die für die Verwendung oder Lagerung eines Produktes zu ergreifen sind, wie z.B. die Empfehlung, Handschuhe oder Schutzbrillen zu tragen, das Produkt nicht mit einem anderen Produkt zu mischen oder es außer Reichweite von Kindern aufzubewahren.
    – Die Gebrauchsanleitung informiert über die richtige Anwendung und Dosierung des Produkts.
    – Die Anschrift des Herstellers oder des Lieferanten.

2. Die Risiken einschätzen

Das Risiko eines gefährlichen Stoffs oder Produkts hängt entschieden von den Einsatzbedingungen, den verwendeten Mengen, der Dauer und der Häufigkeit der Belastung usw. ab. Durch die Risikoanalyse können die Gefahren, die mit einem gefährlichen Stoff verbunden sind, eingeschätzt werden. Anhand des Sicherheitsdatenblatts oder des Etiketts des Produkts können die entsprechenden Risiken identifiziert werden.

Mehr Infos?

> Siehe Kapitel (in Band 2)
„Gesundheit und Wohlbefinden“

Die Umweltgenehmigung sieht eine Evaluation der Risiken von gefährlichen Stoffen, die im Unternehmen verwendet werden, vor und verpflichtet zu den erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen.

3. Die Verwendung von gefährlichen Stoffen oder Produkten vermeiden

Sobald die gefährlichen Stoffe und Produkte identifiziert worden sind, sollen diese möglichst vermieden oder zumindest durch weniger gefährliche Stoffe oder Produkte ersetzt werden. Für ein breites Sortiment dieser Stoffe und Produkte sind heute bereits weniger gefährliche Alternativen verfügbar.

Die technischen Fortschritte in diesem Bereich gehen rasant schnell. Die Fach-Webseiten für die verschiedenen Berufssektoren bieten den Unternehmensleitern und den Arbeitern die Gelegenheit, sich über diese Ersatzstoffe und diese Techniken zu informieren.

Man verwendet den Ausdruck „saubere Technologien“, wenn ein neues Herstellungsverfahren ohne gewisse gefährliche Produkte funktioniert oder deren Menge zumindest reduziert.

Heutzutage wird festgestellt, dass immer mehr Materialien auf dem Markt sind, die potentiell gefährliche Stoffe oder Produkte enthalten. Diese Materialien werden zwar nicht als gefährlich betrachtet, können aber ein mögliches Risiko für die Gesundheit darstellen. (In diesem Zusammenhang hat man zum Beispiel schon viel über Formaldehyde gehört, die gefährliche synthetische Stoffe sind, die zum Beispiel im Leim von Spanplatten vorhanden sind und Übelkeit und Kopfweh verursachen können). Es ist schwierig, die Materialien und Fertigprodukte zu identifizieren, die angeblich gefährliche Stoffe enthalten. Aber in vielen Fällen stehen Alternativen zur Verfügung, die viel besser für die Gesundheit und die Umwelt sind.

4. Die Sicherheitsmaßnahmen für den Umgang mit gefährlichen Stoffen oder Produkten einhalten

Wenn eine Verwendung von gefährlichen Produkten oder Stoffen nicht vermieden werden kann, ist es wichtig, dass die Sicherheitsmaßnahmen und Benutzungsbedingungen eingehalten werden. Beide sind von einem Stoff zum anderen unterschiedlich und stehen auf den Etiketten und werden im Sicherheitsdatenblatt ausführlich erklärt.

  • Die Sicherheitsmaßnahmen enthalten Empfehlungen über den Transport, die Lagerung und die Handhabung des Stoffs oder des Produkts, um Unfälle zu vermeiden. Zum Beispiel: Das Produkt in einem luftdicht verschlossenen Behälter an einem gut durchlüfteten Ort und vor Wärme geschützt lagern; einen Mundschutz, Schutzbrillen oder Handschuhe tragen und unter einer Abzugshaube handhaben.
  • Die Benutzungsbedingungen schreiben eine maximale Dosis des Stoffs sowie die Dauer vor, der die Arbeiter dem Stoff ausgesetzt sein dürfen.
Mehr Infos?

> Siehe Infoblatt (in Band 4)
„Aufruf von Paris und REACH“

Das Unternehmen muss dem Stoff oder dem Produkt angemessene Vorsorgemaßnahmen treffen und die Personalmitglieder über die Risiken im Zusammenhang mit diesem Stoff/Produkt, die korrekte und sichere Verwendung sowie die bei einem Unfall zu ergreifenden Maßnahmen aufklären. Es muss den Arbeitern den notwendigen Schutz zur Verfügung stellen (Mundschutz, Handschuhe, Schutzbrille, …), um die Risiken weitgehend zu verringern.