Nachhaltigkeits-Handbuch

condition travail

IV.
ROHSTOFFE UND
SOZIALE ASPEKTE

1. Eine unausgewogene Verteilung

Die Rohstoffe sind auf der Erdoberfläche nicht überall gleich verteilt. Ihre An- oder Abwesenheit in einer bestimmten Region wird von zahlreichen spezifischen Faktoren bestimmt, wie zum Beispiel das Klima, die Bodenart, der Zugang zu Wasser, die verfügbaren Ökosysteme, die geologische Vergangenheit und die Zusammensetzung des Untergrunds…

Bei näherer Betrachtung bestimmter Mineralstoffe stellt man beispielsweise fest, dass der Süden Marokkos 95% der weltweiten Phosphat-Vorkommen besitzt, die Demokratische Republik Kongo 80% der Kobalt-Reserven, Australien und Brasilien 43% der Eisenerzproduktion, Neukaledonien 25% und Australien 19% des Nickel-Vorkommens, die weltweiten Kupfer-Vorkommen sich in Chile befinden und die bekannten Uran-Vorkommen in Australien, Kanada, in Kasachstan und Südafrika liegen..

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> Siehe INFOBLATT (in Band 4):
Die Globalisierung verstehen

Aufgrund dieser unausgewogenen Verteilung der Ressourcen haben sich ganze Länder in der Förderung oder Produktion bestimmter Rohstoffe spezialisiert. So sind die Länder des Persischen Golfs für ihr Erdöl, Indien und die Subsahara-Länder (Mali, Burkina Faso, Benin) für Baumwolle, Brasilien für Zuckerrohr und Soja, die asiatischen Länder für Reis, mehrere afrikanische Länder für Kaffee, Kakao oder auch Metalle und Diamanten usw. bekannt.

Die Ausrichtung der nationalen Wirtschaft auf nur ein bestimmtes Produkt kann bedeutende soziale Auswirkungen im ganzen Land haben. Häufig sind die Einnahmen aus dem Verkauf des bestimmten Rohstoffs die einzige Devisenquelle für das Land und die einzige Einkommensquelle für einen Großteil der Arbeiter. Die Rohstoffpreise werden auf dem internationalen Markt festgelegt. Wenn diese Preise sinken, sinken auch die Einnahmen des Landes und die Einkommen aller Arbeiter des betreffenden Sektors. Folglich reichen die Einkommen der Arbeiter nicht mehr aus, um die ganze Familie zu ernähren. Dies führt zu Überverschuldung, Armut und Hunger. Die gesamte Wirtschaft des Landes wird somit geschwächt.

Andererseits verfügen zahlreiche Länder, die keine besonderen natürlichen Ressourcen besitzen, auf den internationalen Märkten über keine Einkommensquelle. Sie nehmen daher nicht wirklich an der Weltwirtschaft teil und werden in der Regel von großer Armut heimgesucht. Sie gehören generell zu den sogenannten „am wenigsten entwickelten Ländern“. Für ein Land bedeutet der Besitz von natürlichen Ressourcen die Möglichkeit Rohstoffe zu fördern oder herzustellen, diese auf dem internationalen Markt zu verkaufen und somit Devisen einzunehmen. Der Besitz von natürlichen Ressourcen ist also ein wichtiger wirtschaftlicher und sozialer Trumpf.

2. Schlechte Arbeitsbedingungen

Der Anbau oder der Abbau zahlreicher Rohstoffe findet in Entwicklungsländern statt. Dort erfolgt die Verarbeitung der Rohstoffe oftmals ohne jede Umweltgesetzgebung oder unter bedauerlichen Arbeits-, Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen.