Nachhaltigkeits-Handbuch

ocean2

I.
DIE UNTERNEHMEN
UND DAS WASSER

1. Der Wasserverbrauch

Weltweit werden rund 90% des konsumierten Süßwassers vom Wirtschaftssektor verbraucht, davon gehen 65% an den Landwirtschaftssektor () und 25% an die Industrie (). In Belgien, wo der landwirtschaftliche Sektor einen kleineren Teil ausmacht, fällt auch dieser Anteil kleiner aus. So wird in der Wallonischen Region in der Industrie etwa 22% des Leitungswassers (umgerechnet etwa 36 Millionen m3 Wasser pro Jahr) und in der Landwirtschaft 4% (7 Millionen m3 pro Jahr) verbraucht.

Die meisten Unternehmen brauchen Wasser in ihren Herstellungsverfahren, für die Dienstleistungen, die sie anbieten, und für den täglichen Betrieb (sanitäre Anlagen, Reinigung…). Manchmal sind sehr große Mengen Wasser erforderlich (wie zum Beispiel in der Industrie, dem Bauwesen oder der Landwirtschaft), in anderen Fällen weniger große Wassermengen (Dienstleistungssektor).

In manchen Industriezweigen wird zusätzlich zum Leitungswasser auch Wasser aus Wasserentnahmestellen oder Wasserfassungen entnommen. Das bedeutet, dass die Unternehmen das Wasser direkt aus dem Oberflächenwasser (ein Fluss oder ein See) oder aus dem Grundwasser beziehen, um es in den Herstellungsverfahren, der Wasserdampfproduktion oder als Kühlwasser zu verwenden. Die Wasserentnahmestellen und Wasserfassungen sind gesetzlich geregelt (siehe unten). Die Anlagen für die Wasserfassung unterliegen Betriebsbestimmungen, die in der Umweltgenehmigung ausführlich beschrieben werden. Auf die Wasserentnahmestellen wird zudem eine Regionalsteuer erhoben.

Im Jahr 2006 hat die wallonische Industrie 2.320,25 Millionen m3 Wasser aus Wasserentnahmestellen oder Wasserfassungen verbraucht. Der Industriezweig, der am meisten Wasser verbraucht, ist der Energiesektor. Dort wird das Wasser hauptsächlich als Kühlwasser verwendet.

 

2. Die Wasserverschmutzung

A. Das Abwasser:

Jede wirtschaftliche oder industrielle Aktivität, die Wasser verbraucht, produziert Abwasser. Daher muss jedes Unternehmen auf seinen täglichen Umgang mit Wasser und auf die Wasserqualität achten. Die meisten Umweltverschmutzungen werden durch die Ableitung von Wasser, das aus Herstellungsverfahren stammt, durch Reinigungsverfahren oder durch die Ableitung von gefährlichen Stoffen direkt in die Abflüsse (oder Waschbecken) verursacht.

Jedes Abwasser muss gereinigt werden, bevor es wieder in die Natur zurückgeführt wird. Aber selbst die beste Kläranlage beseitigt nicht alle im Wasser enthaltenen Schadstoffe. Auch dort entstehen Abfälle, die zu beseitigen sind: der Klärschlamm.

Man unterscheidet zwischen drei Arten Abwasser

Es gibt aber noch eine vierte Abwasserkategorie: das Regenabwasser, d.h.: Wasser aus natürlichem Niederschlag, das nicht durch Gebrauch verunreinigt wurde. Dazu gehört ebenfalls das Wasser, das auf Baustellen gepumpt wird und über den Boden geflossen ist. Generell läuft es in die Oberflächengewässer ab.

In den meisten Fällen werden Haushaltsabwasser, Regenabwasser und Industrieabwasser in die Kanalisation abgeleitet oder manchmal in die Wasserläufe abgelassen (wie z.B. bei Kühlwasser).

Für das Ableiten von Industrieabwasser ist eine Genehmigung notwendig: die Umweltgenehmigung. Das Ableiten von Abwasser unterliegt bestimmten Ableitungsbedingungen, die in der Umweltgenehmigung des Unternehmens definiert sind. (Temperatur, PH-Wert, Schwebstoffe, Stickstoff, …). Die Genehmigung für den Anschluss der Anlagen an die Kanalisation ist bei der zuständigen Interkommunale zu beantragen.

In manchen Fällen muss das Abwasser in einer individuellen Kläranlage gereinigt werden, bevor es abgeleitet werden darf. Die Art der vorabgehenden Abwasserbehandlung wird durch Ableitungsnormen und sektorbezogene Bestimmungen festgelegt. So muss das Abwasser einer Autowaschanlage zum Beispiel in einem Ölwasserseparator aufbereitet werden. In einer Fleischzerlege-Werkstatt oder einer Bäckerei ist ein Fettabscheider Pflicht…

Auf das Ableiten von Industrieabwasser wird eine jährliche Regionalsteuer erhoben.

B. Versehentliche (häufig durch Unfälle provozierte) Abwasserableitungen

Selbst mit einem guten Klärsystem kann man eine Verunreinigung des Oberflächenwassers oder des Grundwassers nicht immer vermeiden. Meist wird eine solche Wasserverschmutzung dadurch verursacht, dass gefährliche Stoffe und Produkte, versehentlich und ohne Schutzvorkehrungen in die Natur abgeleitet oder ausgestoßen werden und entweder durch das Niederschlagswasser, oder durch Versickerung oder Verrinnen im Grundwasser wiederzufinden sind…

Nachstehend einige Beispiele von Wasserverschmutzungsquellen in der Industrie:

  • Heizöl aus defekten Tanks, Tanklecks, Verluste beim Umfüllen oder anlässlich von Reparaturen oder Unfällen.
  • Das Auslaufen des Inhalts aus Behältern für gefährliche Stoffe, die falsch gelagert oder nicht geleert wurden.
  • Der Bruch eines Speichertanks für gefährliche Stoffe.
  • Fehlfunktionen im Herstellungsprozess.
  • Schutzanstriche, Farben und Lösungsmittel.
  • Dünger und Pestizide.
  • Spülwasser von Motoren und Material, von gereinigten Flächen usw.
  • Sand, Kies, organische Schwebpartikel.
  • usw.

All diese Produkte stören das Gleichgewicht des Oberflächenwassers (Flüsse, Seen, Wasserläufe, …) in unterschiedlicher, manchmal kombinierter Weise:

  • indem sie einen Film auf der Oberfläche bilden (Öl, Heizöl);
  • indem sie als Oberflächenaktivstoff agieren (Reinigungsmittel);
  • indem sie als Schadstoffe in die Nahrungsmittelkette gelangen (Schwermetalle);
  • indem sie zur Eutrophierung beitragen (Phosphate, Nitrate…);
  • indem sie das Wasser trüben (Veränderung des Lichteinfalls).