Nachhaltigkeits-Handbuch

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Das virtuelle Wasser
und Der Wasserfussabdruck

I.
Was ist
virtuelles Wasser?

Jedes Produkt, das hergestellt wurde, hat in jedem Herstellungsschritt große Mengen Wasser verbraucht. Dieses versteckte Wasser wird „das virtuelle Wasser“ genannt. Schätzungen zufolge verbraucht jeder Belgier ungefähr 7.400 Liter virtuelles Wasser pro Tag, was so viel ist wie 60 volle Badewannen!!!

Weltweit werden 90% des gebrauchten Süßwassers für die Herstellung von Nahrungsmitteln und Verbrauchsgüter verwendet, sodass dieses Wasser als virtuelles Wasser verbucht wird.

70% des weltweiten Süßwasserverbrauchs stecken in landwirtschaftlichen Produkten, 20% in Industrieprodukten (Fahrzeuge, Möbel, Maschinen, Elektrogeräte, Kleidung, …) und nur 10% werden direkt verbraucht (Sanitäranlagen, Kochen, Reinigung, Getränke, …).

Wie erklärt sich diese Situation?

Das virtuelle Wasser eines Produkts ist die Wassermenge, die während des ganzen Lebenszyklus des Produkts verwendet worden ist. Vom Anbau oder Abbau der Rohstoffe bis hin zu den verschiedenen Herstellungsprozessen (Waschen, Verarbeiten, Reinigung der Maschinen, …) und der Verpackung. Das virtuelle Wasser umfasst das Niederschlagswasser und das Wasser aus dem Verteilernetz und den Wasserfassungen.

Hier zwei Beispiele:

  • Käse wird aus Milch hergestellt. Für ein Kilo Käse braucht man fünf Liter Milch. Für 5 Liter Milch braucht man 4.800 Liter Wasser. Die Kühe fressen hauptsächlich Gras und Futtermittel (Mais, Soja, Rüben, …). Um dieses Futtermittel herzustellen waren häufig große Wassermengen notwendig. Das Wasser, mit dem die Kulturen bewässert wurden, macht den Hauptteil dieser 4.800 Liter aus. Zusätzlich musste das Vieh mit Wasser getränkt werden und mussten die Ställe und Maschinen gereinigt werden. Das bedeutet, dass für eine Scheibe Käse etwa 120 Liter Wasser notwendig sind.
  • Der Belgier trinkt im Durchschnitt 2 Tassen Kaffee pro Tag. Der Kaffee wird aus Kaffeebohnen aus Afrika, Lateinamerika oder Asien hergestellt. Die Kaffeeplantagen verbrauchen große Mengen Wasser. Nach der Ernte werden die Beeren erst getrocknet, dann geschält, wodurch man zwei Bohnen erhält. Danach werden die Bohnen geröstet. Für ein Kilo gerösteten Kaffee braucht man 26.400 Liter Wasser. Das bedeutet, dass für eine Tasse Kaffee ungefähr 176 Liter Wasser gebraucht werden.

II.
Was ist der
Wasserfußabdruck?

Der Wasserfußabdruck ist die Einheit, mit der die Wassermenge gemessen wird, die für die Herstellung eines Produkts verbraucht wurde.

Er kann auch für ein Land, eine Stadt oder eine Person ausgerechnet werden. Der Wasserfußabdruck einer Person setzt sich aus zwei Werten zusammen: einerseits die Wassermenge, die diese Person direkt verbraucht hat (Getränke, Kochen, Körperpflege, Reinigung, …) und andererseits die Wassermenge, die sie indirekt verbraucht hat, d.h. das virtuelle Wasser, das für die Herstellung der Güter und Dienstleistungen gebraucht wurde, die diese Person nutzt.

Der Wasserfußabdruck eines Landes setzt sich aus drei verschiedenen Wasserkategorien zusammen:

  • das direkt von den Einwohnern verbrauchte Wasser;
  • das virtuelle Wasser, das im Land selbst für die Herstellung von Gütern, die vor Ort gebraucht werden, nötig ist;
  • das virtuelle Wasser, das in den Produkten enthalten ist, die in einem anderen Land hergestellt wurden und importiert worden sind.

Die beiden ersten Kategorien stellen den internen Wasserfußabdruck des Landes dar und die dritte Kategorie den externen Wasserfußabdruck des Landes. Hier ein Schema, in dem die verschiedenen Elemente dargestellt werden, die den Wasserfußabdruck eines Landes bilden:

Der Wasserfußabdruck wird in m3 ausgedrückt. Ein Belgier hat einen durchschnittlichen Wasserfußabdruck von 7.400 Litern (7,4 m3) pro Tag (wovon 125 Liter direkt verbraucht werden). Der Wasserfußabdruck Belgiens liegt bei 28 Milliarden m3 pro Jahr, was pro Person einem jährlichen Verbrauch von 2.700 m3 entspricht.

Weltweit wird der Wasserfußabdruck auf 1.243 m3 Wasser pro Person pro Jahr geschätzt. Diese Zahl verbirgt jedoch große Ungleichheiten. Wenn man den virtuellen Wasserverbrauch einmal näher betrachtet, stößt man auf ein offensichtliches Ungleichgewicht. Der virtuelle Wasserverbrauch ist häufig auf Produkte und Dienstleistungen zurückzuführen, die in einem anderen Land hergestellt und importiert worden sind. Das Wasser, das für diese Herstellung notwendig ist, wurde aus dem Land entnommen, das das Produkt herstellt und exportiert, obschon der Endverbrauch in dem Land stattfindet, wo das Produkt gekauft und gebraucht wird.

Das virtuelle Wasser wird vor allem durch die Einwohner der entwickelten Länder verbraucht. Im Durchschnitt ist ein Einwohner eines entwickelten Landes jeden Tag für den Verbrauch von Tausenden Litern virtuelles Wasser verantwortlich, wohingegen bestimmte Entwicklungsländer es nicht einmal auf einige hundert Liter schaffen. Man geht davon aus, dass die Bevölkerungen in den entwickelten Ländern 10 Mal mehr Wasser verbrauchen, als die der Entwicklungsländer.

Das stellt für mehrere Länder ein großes Problem dar, weil sie nicht viele Wasserressourcen besitzen und ihre Wirtschaft aber auf der Herstellung und dem Export von Rohstoffen oder Gütern beruht, die viel Wasser verbrauchen. Das ist zum Beispiel der Fall für den Kaffee, die Baumwolle oder das Mehl aus Afrika. Wenn wir diese Produkte in Belgien kaufen, tragen wir auf indirekte Weise zur Wasserknappheit in den Ländern bei, wo diese Produkte hergestellt werden.

Belgien führt große Mengen Produkte ein. 75% seines Wasserfußabdrucks wird außerhalb des belgischen Territoriums entnommen!

Für alle, die sich eingehender mit diesem Thema befassen möchten:

Virtuelles Wasser:

Um den Wasserfußabdruck zu berechnen: