Nachhaltigkeits-Handbuch

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VI.
LÖSUNGSANSÄTZE FÜR
EINEN NACHHALTIGEN UMGANG
MIT ROHSTOFFEN

1. Rohstoffe einsparen mit dem 4R-Prinzip (reduce, replace, reuse, recycle)

Wir sind uns zunehmend darüber bewusst, dass die Rohstoffe kostbar sind und nur in begrenzten Mengen verfügbar sind. Da man nicht genau abschätzen kann wie groß die aktuellen Reserven der jeweiligen Rohstoffe heute sind, ist es ratsam, sparsam mit ihnen umzugehen. Vor allem da ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen auch gleichzeitig die Umwelt schont. Ein Rohstoff, der nicht abgebaut wird, trägt auch nicht zur Umweltverschmutzung oder zur Zerstörung der Ökosysteme bei.

Die Unternehmen haben großen Einfluss auf unseren Umgang mit Ressourcen, da sie in erster Linie die Rohstoffe zur Herstellung von Produkten verwenden, die wir schließlich kaufen. Aber auch als Verbraucher können wir eine entscheidende Rolle in der Schonung der Ressourcen spielen. Indem wir beispielsweise das sog. 4R-Prinzip anwenden: reduzieren (reduce), ersetzen (replace), wiederverwenden (reuse), recyclen (recycle).

Reduzieren
Reduzieren bedeutet, ganz einfach weniger Rohstoffe zu verbrauchen, indem wir unseren Konsum verringern. Wenn wir uns Fragen über unsere wirklichen Bedürfnisse stellen, können wir unnötigen Konsum reduzieren oder sogar vermeiden. Wir können beispielsweise auf den Kauf einer Flasche Wasser verzichten und Leitungswasser trinken. Dadurch sparen wir die Rohstoffe, die zur Herstellung der Flasche nötig waren, sowie die Energie, die für ihren Transport vom Hersteller bis zum Geschäft verbraucht wurde.

Ersetzen
Als nächsten Schritt können wir die nicht erneuerbaren Rohstoffe durch erneuerbare Rohstoffe ersetzen. In unserem Beispiel der Wasserflasche würde das bedeuten, das Material, das zu ihrer Herstellung verwendet wurde in Frage zu stellen. Kunststoff wird aus Erdölkomponenten hergestellt. Unsere Wahl sollte daher vorzugsweise auf eine Flasche fallen, die aus einem anderen Material hergestellt wird, wie z.B. Glas, das aus Sand produziert wird (Sand ist zwar auch ein nicht erneuerbarer Rohstoff, aber in weitaus größeren Mengen verfügbar als Erdöl).

Wiederverwenden
Wir können auch versuchen, ein Produkt, das einmal benutzt wurde, zum gleichen oder zu einem anderen Zweck wiederzuverwenden. Dies ist beispielsweise mit einer Mehrwegflasche möglich. Nach der Verwendung wird die Flasche zurückgebracht, gespült und wieder aufgefüllt, was die Herstellung einer neuen Flasche sowie den damit verbundenen Verbrauch von Ressourcen und Energie vermeidet. (Eine Mehrwegflasche aus Glas erspart die Herstellung von etwa 30 Flaschen. Eine Mehrwegflasche aus Plastik erspart die Herstellung von bis zu 50 Flaschen).

Recyceln
Recyceln bedeutet, die Grundstoffe eines Produkts, für das wir keine Verwendung mehr haben, wiederzuverwerten, um sie als Rohstoffe zur Herstellung des gleichen oder eines anderen Produkts zu verwenden. Bei unserem Beispiel Wasserflasche ist es aus technischer Sicht viel einfacher, eine Glasflasche als eine Plastikflasche wiederzuverwerten. Für ein effizientes Recyceln ist aber an erster Stelle sicherzustellen, dass die Flasche nach dem Gebrauch ordnungsgemäß entsorgt wird. Die Glasflasche muss hierzu in einen Altglascontainer deponiert werden, eine Plastikflasche in eine Mülltüte für PMC. Die so gesammelten Flaschen werden daraufhin zerkleinert und in neue Flaschen oder andere Objekte umgewandelt, wie beispielsweise Pullover aus Fleece.

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Für zusätzliche Informationen über das 4R-Prinzip
siehe „In welcher Welt wollen wir morgen leben?“
im ersten Teil des Bandes (Seite 35).

Wir dürfen nicht vergessen, dass das 4R-Prinzip schrittweise angewandt wird. Zuerst versucht man, den Basisverbrauch zu verringern und auf den Kauf eines Produktes zu verzichten. Wenn dies nicht möglich ist, wählt man vorzugsweise ein Produkt aus erneuerbaren Rohstoffen, anschließend wird das Produkt wiederverwendet und schließlich entscheidet man sich dafür, die Rohstoffe wiederzuverwerten.

2. Umwelt- und arbeiterfreundliche Endprodukte bevorzugen.

Als einfacher Verbraucher ist es schwierig, die Produktionsbedingungen der Rohstoffe zu beeinflussen, die zur Herstellung der von uns erworbenen Produkte eingesetzt wurden. Und dennoch gibt es einige Ansätze:

Mehr Infos ?

> Siehe INFOBLATT (in Band 4):
Logos, Labels und Piktogramme

• Wir können uns über die Hersteller, die Herkunft der Rohstoffe sowie die Produktionsverfahren informieren und nur Produkte jener Hersteller kaufen, die die Umwelt schonen und die Arbeiter respektieren. Im Allgemeinen sind die Hersteller, die eine soziale Politik verfolgen und die Umwelt schützen, stolz darauf, dies bekannt zu geben.

• Mehrere Labels, wie das der „Bio“-Produkte oder das des Fairen Handels, bieten zusätzliche Sicherheiten.

• Produkte aus biologischem Anbau tragen in der Regel ein entsprechendes Logo. Dadurch wird garantiert, dass der Großteil der Zutaten, die im Herstellungsprozess des Produktes verwendet wurden, aus biologischem Anbau stammt.

• Produkte aus dem ethischen oder fairen Handel erkennt man an dem Logo „Max Havelaar“. Es garantiert menschenwürdige Arbeitsbedingungen für die Arbeiter und Kleinerzeuger.

 

• Wenn ein Hersteller, bei dem wir Kunde sind, keine besondere Umwelt- oder Sozialpolitik anzeigt, können wir ihn auf seine Herstellungspraktiken ansprechen, indem wir ihm beispielsweise eine E-Mail schreiben oder den Kundendienst anrufen. Die alleinige Tatsache, ein Unternehmen auf eine fehlende entsprechende Strategie anzusprechen, kann der Auslöser dafür sein, dass sich das Unternehmen damit befassen wird. Die Marketing-Abteilungen der Unternehmen schätzen, dass jede Person, die sich an das Unternehmen gerichtet hat, stellvertretend ist für 100 Personen, die sich nicht gemeldet haben. Entgegen jeder Annahme gibt es doch noch Unternehmen, die den Bedenken ihrer Kunden besondere Aufmerksamkeit schenken.

 

3. Nachhaltigkeits-Tipps für den Alltag

• Ich kaufe kein neues Handy (oder anderes Gerät wie iPod, MP3, Fotoapparat, …), solange es nicht erforderlich ist. Ich verwende mein Gerät während mindestens 2 Jahren.

• Ich vermeide Einweg-Akkus für diese Geräte. Ich bevorzuge wieder aufladbare Akkus und lade die Geräte über das Stromnetz immer nur dann auf, wenn es notwendig ist.

• Vor dem Kauf überlege ich, ob ich das gewünschte Produkt wirklich benötige. Dies gilt insbesondere für Gegenstände, die ich nur ein Mal verwende (Bücher, PC-Spiele, DVD, …). Ich kann sie auch bei einem Freund ausborgen oder sie in Medienzentren ausleihen.

• Ich muss nicht jedem Modetrend folgen. Ich kaufe lieber die Kleidungsstücke, die mir wirklich gefallen und die ich auch im nächsten Jahr noch tragen kann.

• Ich kaufe meine Kleidung, Bücher, Spiele, … aus zweiter Hand.

• Ich veranstalte Tauschbörsen (für Kleidungsstücke, Spiele, Bücher, DVD, …) mit meinen Freunden.

• Ich organisiere Nachmittage zum „Aufwerten“ alter Kleidungsstücke, um ihnen ein zweites Leben einzuhauchen oder Gegenstände aus alten Stoffen, Plastikplanen, … selbst anzufertigen (Taschen, Geldbörsen, …). Im Internet finde ich hierzu zahlreiche Ideen.

• Ich werfe meine Sachen, die ich nicht mehr benötige, nicht etwa weg, sondern gebe sie Wohltätigkeitsvereinigungen oder Gebrauchtwarenläden.

• Wenn ich ein neues Hobby beginne, leihe ich mir die Ausrüstung anfangs aus, um ganz sicher zu gehen, dass mir dieses Hobby gefällt, bevor ich mir mein eigenes Material anschaffe.

• Für die Schule bevorzuge ich Schreibblöcke aus Altpapier. Entwürfe verfasse ich auf Kladden.

• Auf meinem Computer habe ich das Schriftbild Ecofont heruntergeladen, um 20% Tinte zu sparen.

• Wenn ich ein Fest oder eine Party veranstalte, vermeide ich Einwegbecher, -teller und -besteck aus Plastik. Entweder verwende ich Geschirr aus erneuerbaren (Pappkarton für die Becher und Teller, Holz für das Besteck) oder biologisch abbaubaren Stoffen, oder ich entscheide mich für wiederverwendbares Geschirr (manche Vereinigungen vermieten Geschirr), oder aber ich kaufe mit mehreren Freunden Geschirr, das wir für jedes Fest wiederverwenden können.

• Für die Getränke bevorzuge ich Pfandflaschen aus Glas anstelle von Dosen und Plastikflaschen.

• Für die Snacks (Chips, Plätzchen, Häppchen, …) bevorzuge ich Großverpackungen anstelle von Einzelverpackungen.

Weitere Ansätze zur Vertiefung dieser Thematik werden auf der Webseite, die das Heft ergänzt, vorgeschlagen (und regelmäßig aktualisiert): www.nachhaltigkeits-handbuch.be