Nachhaltigkeits-Handbuch

calotte glaciaire

II.
IST WASSER EINE
UNERSCHÖPFLICHE RESSOURCE?

1. Die Wasserreserven auf unserem Planeten

Die Erde wird der blaue Planet genannt, weil Dreiviertel (70%) seiner Oberfläche mit Wasser bedeckt ist. Die Wasserreserven der Erde betragen etwa 1,38 Milliarden Kubikkilometer. Der Eindruck entsteht, dass das Wasser in fast unerschöpflichen Mengen vorhanden ist, aber der Schein trügt.

  • Der Großteil des Wassers ist in den Ozeanen und Meeren enthalten, d.h. etwa 97% (1.350.000.000 km3). Dabei handelt es sich um Salzwasser, das sich nicht zum menschlichen Verzehr eignet, weil es durchschnittlich 3,5 Gramm Salz pro Liter enthält. Dieses Wasser eignet sich auch nicht zum Tränken der Tiere oder Felder.
  • Die restlichen 3% sind Süßwasser, das größtenteils (rund Zweidrittel) in Gletschern gefangen (28.000.000 km3) und somit für den Menschen unzugänglich ist. Das andere Drittel unseres Süßwasservorrates befindet sich in unterirdischen Vorkommen, dem sogenannten Grundwasser (8.000.000 km3). Dieses Wasser ist nur teilweise nutzbar, da sich die Hälfte davon in über 800 Metern Tiefe befindet. Nur 0,02% der gesamten Süßwasserreserven befinden sich in Oberflächengewässern wie Bächen, Flüssen und Seen und sind direkt zugänglich (225.000 km3).
  • Das atmosphärische Wasser, das in Form von Regen, Schnee oder Hagel auf die Erde fällt, stellt nur 0,01% dar (etwa 110.000 km3). Davon sind nur etwa 12.500 km3 zugänglich und somit tatsächlich vom Menschen nutzbar. Das Süßwasser bildet und erneuert sich im Rahmen des Wasserkreislaufes.
Mehr Infos?

> Siehe INFOBLATT (in Band 4)
Der Wasserkreislauf

2. Der Wasserverbrauch in der Welt

Auch wenn die Wasserreserven auf der Erde konstant geblieben sind, haben sich die Süßwasserreserven erheblich verringert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich der Wasserverbrauch durch die bessere Lebenshaltung, die industrielle Entwicklung und die größere Bewässerung verzehnfacht, obschon die Weltbevölkerung sich „nur“ vervierfacht hat (sie ist von 1,5 Milliarden Menschen auf 6 Milliarden angestiegen). Der Wasserverbrauch ist somit viel schneller gestiegen als die Bevölkerung.

Nur 0,001% des Wassers auf unserem Planeten ist zugänglich und für den Menschen tatsächlich nutzbar. Dies stellt eine Menge von 12.500 km3 Wasser dar, was pro Jahr etwa 2.000 m3 Wasser pro Person entspricht.

Die Weltbevölkerung hat im Jahr 2000 rund 4.000 km3 Süßwasser verbraucht (Verbrauch in den Haushalten, der Industrie und der Landwirtschaft). Das ist ein jährlicher Verbrauch von etwa 650 m3 Wasser pro Person.

Die Menschheit nutzt daher nur ein Drittel der verfügbaren Süßwasserreserven. Wegen des demographischen Wachstums und des steigenden Lebensstandards und Verbrauchs ist jedoch zu erwarten, dass der Verbrauch in Zukunft weiter steigen wird. Einer Studie der Vereinten Nationen zufolge nimmt der Wasserverbrauch alle 10 Jahre um 10% bis 12% zu. Die verfügbaren Süßwassermengen pro Person werden daher in den kommenden Jahrzehnten abnehmen

3. Die Verknappung des Wassers

Dieser intensive Wasserverbrauch übersteigt in manchen Regionen die natürliche Erneuerungsrate. Jedes Jahr entnehmen wir mehr Wasser, als der natürliche Wasserkreislauf bilden kann. Dadurch besteht die Gefahr besteht, dass wir langfristig die Wasserressourcen erschöpfen.

Dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen zufolge, „Verwenden zahlreiche Länder Mittel, die langfristig nicht tragbar sind, um ihren Wasserbedarf zu decken, und erschöpfen somit die lokalen Grundwasservorkommen. Unter manchen Städten Chinas, Lateinamerikas oder Süd-Asiens sinkt der Grundwasserspiegel um mehr als einen Meter pro Jahr. Das Meer- und Flusswasser wird auch genutzt, um der steigenden Nachfrage in der Landwirtschaft und der Industrie nachzukommen, mit manchmal verheerenden Folgen. In China blieb der Gelbe Fluss 1997 während einer noch nie da gewesenen Dauer von 226 Tagen trocken“.

Dieser Mehrverbrauch wird durch die Verschmutzung verschlimmert, die einen direkten Einfluss auf die offensichtliche Verringerung der verfügbaren Süßwasserressourcen hat. Das zugängliche Süßwasser wird zu Mangelware.