Nachhaltigkeits-Handbuch

pluie-acide

Die Versäuerung
(saurer Regen)

I.
Worum geht es?

Das Phänomen des sauren Regens wurde in den Jahren 1970 erkannt, als die Versäuerung der skandinavischen und kanadischen Seen festgestellt wurde. Der pH-Wert des Wassers war gesunken, was große Veränderungen bei den Fischen verursacht hatte. Kurze Zeit später stellte man ein großräumiges Absterben der europäischen und nordamerikanischen Wälder fest. Dabei zeigten die durchgeführten Messungen, dass bestimmter Regen einen pH-Wert zwischen 3 und 4 aufwies (wobei „sauberes“ Regenwasser einen pH-Wert von 5,6 hat). So wurde dieses Phänomen „saurer Regen“ genannt.

Die Versäuerung ist ein natürlicher Vorgang (Vulkane, Boden, Meere), der mit dem Industriezeitalter erheblich verstärkt und beschleunigt worden ist. Durch die menschlichen Aktivitäten werden immer mehr saure Schadstoffe in die Natur ausgestoßen, die den Versäuerungsvorgang vorantreiben.

Die Versäuerung ist der Emission von drei Schadstoffen zuzuschreiben:

  • Schwefeldioxid (SO2),
  • Stickstoffoxide (NOx)
  • und Ammoniak (NH3).

Diese Schadstoffe schlagen teilweise in der Nähe ihres Entstehungsortes nieder, können mit der Luft aber auch über große Entfernungen weggetragen werden. Ihre Auswirkungen sind deshalb sowohl auf lokaler Ebene zu spüren, können sich aber auch über einen ganzen Kontinent verbreiten.

Die Schadstoffe werden bei ihrem Lufttransport in zahlreichen und komplexen chemischen Reaktionen, die zum Versäuerungsvorgang beitragen, verändert.

Sie entwickeln sich in der Luft auf unterschiedliche Weise und fallen als trockener Niederschlag (d.h. dass sie ohne chemische Veränderung als Staub oder Gas auf die Erde fallen) oder nasser Niederschlag („saurer Regen“) auf den Boden.

Der saure Regen entsteht, wenn sich die Schadstoffe nach ihrer Umwandlung in Säuren mit Wassermolekülen (H2O) vereinen, um „feuchte“ Verbindungen zu bilden und als Regen, Nebel oder Schnee niederschlagen.

II.
Wieso ist die
Versäuerung gefährlich?

Die Versäuerung hat Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit:

  • Die sauren Schadstoffe in der Luft verursachen je nach ihrer Konzentration Irritationen und Entzündungen der Augen, der Nasenschleimhäute und der Atemwege.

Die Versäuerung hat schlimme Auswirkungen auf die Umwelt:

  • Saurer Regen
    Die Wälder und in geringerem Maße auch die Kulturen sterben wegen der Versäuerung ab. Das merkt man an den welkenden Blättern, der allmählichen Schwächung der Bäume und Pflanzen und an ihrem langsameren Wachstum.
  • Versäuerung der Böden
    Der saure Niederschlag verändert die chemische Zusammensetzung der Böden, die versäuern. Karge Böden sind davon am meisten betroffen. Die Versäuerung macht sich durch den Rückgang der nährenden Mineralstoffe für die Pflanzen bemerkbar, die dadurch absterben oder zurückgehen.
  • Veränderung des Gleichgewichts des Oberflächenwassers
    Die Seen, Teiche und Wasserläufe sind auch von der Versäuerung betroffen.
  • Beschädigung von Metall- und Steinoberflächen
    Durch den sauren Niederschlag werden auch Metalloberflächen (Zink und Blei auf den Dächern) und Steine beschädigt. Viele Bauten (Gebäude, Denkmäler, …) sind vom sauren Regen bereits stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

III.
Die Quellen
der Versäuerung

In der Wallonie

  • Schwefeldioxid (SO2) wird hauptsächlich in der Industrie (63%), dann im Energiesektor (17%) und in den Haushalten (15%) produziert.
  • Stickstoffoxide (NOX) entstehen hauptsächlich im Transportwesen (45%) und in der Industrie (37%).
  • Ammoniak wird fast ausschließlich (93% im Jahr 2003) in der Landwirtschaft produziert (Lagerung und Ausbringung von tierischem Dünger in der Form von Gülle, Ausbringung von Mineraldünger…)