Nachhaltigkeits-Handbuch

Africain eau couleurs

Die Nachhaltige Entwicklung: Realität oder Utopie?

Vom Club of Rome bis heute

Claude DELBEUCK
Generaldirektor der Operativen Generaldirektion Landwirtschaft, Naturschätze und Umwelt – DGO 3.

Es steht außer Frage, dass die nachhaltige Entwicklung eines der schädlichsten Konzepte ist.

Nicholas Georgescu-Roegen,
(Schriftwelchsel mit J. Berry, 1991)

Ein Oxymoron ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen Begriffen gebildet wird, wie zum Beispiel die „dunkle Helligkeit, die von den Sternen fällt…“, die Victor Hugo besonders am Herzen lag. Diese Stilfigur ließen Dichter sich einfallen, um das Unausdrückbare in Worte zu fassen. Heute wird sie immer häufiger von Technokraten verwendet, um das Unmögliche möglich zu machen. So entstehen saubere Kriegen, eine menschliche Globalisierung, eine solidarische oder gesunde Wirtschaft usw. Auch die nachhaltige Entwicklung ist ein solches Oxymoron.
Schon 1989 kam John Pessey von der Weltbank auf sage und schreibe 37 verschiedene Bedeutungen für das Konzept des „sustainable development“. Allein im Bruntland-Bericht (World Commission 1987) sollen bereits sechs verschiedene enthalten sein. François Hatem, der zur gleichen Zeit 60 unterschiedliche Bedeutungen verzeichnet, schlägt vor, die verfügbaren Theorien über die nachhaltige Entwicklung in zwei Kategorien einzustufen. Je nachdem, ob ihr Hauptziel darin liegt, das Leben im Allgemeinen (und somit alle Lebewesen, zumindest jene, die noch nicht verurteilt sind) oder das Wohlergehen des Menschen zu schützen, sollen die Theorien als „ökogerichtet“ oder als „menschengerichtet“ bezeichnet werden.

Der „Club of Rome“

Schon ab 1968 fordern mehrere Persönlichkeiten, die in ihren jeweiligen Ländern hohe Posten bekleiden, dass die Forschung sich des globalen Problems der Entwicklung in der Welt annimmt, um die annehmbaren Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums in unserer Konsumgesellschaft zu erfassen. Sie gründen daraufhin eine Reflexionsgruppe, den „Club of Rome“scharpunk, dem Wissenschaftler, Ökonomen, nationale und internationale Beamte beitreten, auf Initiative von Industriellen aus 53 Ländern, die ihre Arbeiten finanziell unterstützen.
Erklärtes Ziel des Club of Rome war es, auf umwelttechnischer und energetischer Ebene Lösungen im Sinne der „Global Governance“ zu entwickeln.
Berühmtheit erlangte der Club of Rome erstmals 1972, zum Ende der „30 glorreichen Jahre“, mit einem von einer Forschergruppe des „Massachusetts Institute of Technology“ verfassten Bericht mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“.
Die Forscher erklärten:

„Der Planet ist nicht groß genug und seine Ressourcen nicht ausreichend, um noch länger das egozentrische und aggressive Verhalten seiner Bewohner dulden zu können. Je mehr wir uns den materiellen Grenzen der Erde nähern, desto unlösbarer wird auch dieses Problem. Der technologische Fortschritt kann den unvermeidbaren Einsturz des Ökosystems Erde, das diesem exponentiellen Wachstum nicht standhalten kann, nur verzögern. Es erscheint daher unerlässlich, Wachstum durch Gleichgewicht zu ersetzen.“

Der „Bruntland-Bericht“

Im Jahr 1987 prägt die von den Vereinten Nationen gegründete „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“ den Begriff „nachhaltige Entwicklung“, der im Bruntland-Bericht definiert wird:
„Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.

Der Bruntland-Bericht ist ein Appell an die Menschheit, ihre eigenen Verhaltensweisen und die Gesellschaft grundlegend zu verändern. Insbesondere wird hierbei den begrenzten natürlichen Ressourcen auf der Erde, der begrenzten Fähigkeit der Natur, alle ihr durch den Menschen zugefügten Verletzungen zu überstehen, und der Tatsache Rechnung getragen, dass die Intelligenz des Menschen ihm nicht immer die Wiedergutmachung seiner im Namen des Fortschritts begangenen Fehler erlauben wird.

Folglich setzt die nachhaltige Entwicklung in der Praxis voraus, dass die ferne Zukunft in gewissem Maße antizipiert wird und eine Fähigkeit zum kulturellem Wandel besteht.
Der kulturelle Wandel muss sich in allen Situationen und Handlungen des Alltags widerspiegeln und mehr sein, als nur eine beschränkte und lückenhafte Überlegung. Er fordert eine radikale Umwälzung unserer Denkweisen, unserer Entscheidungsprioritäten und unserer Zukunftsaussichten.

Diese gesellschaftliche Entwicklung muss sich auf eine weiträumige Aktion in der ganzen Welt stützen können.

Sie muss durch die Integration von vier Entwicklungspolitiken Form annehmen:

  • eine Sozialpolitik, 
  • eine Wirtschaftspolitik, 
  • eine Umweltpolitik,

und das alles unter Zugrundelegung einer spezifischen Kulturpolitik.

Jede praktische Anwendung der nachhaltigen Entwicklung muss sich daher gleichzeitig, mittels des globalen Denkens, in verschiedenen kognitiven Bereichen abspielen. Aus diesem Grund sind alle Ansätze der nachhaltigen Entwicklung schwierig und delikat. Denn das globale Denken liegt nicht in jedermanns Reichweite.
Das globale Denken kann nur aus einer Überlegung entstehen, die frei von jeder Ideologie und jedem Dogma, methodisch, korrelativ, systemisch, kritisch und geordnet ist.
Nur mit solch einem globalen Denkansatz ist es möglich, die Korrelationen und die transversalen Folgen der Fakten, Daten und Entscheidungen zum Vorschein zu bringen.

Konferenz von Rio 1992

Die „Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung – UNCED“ hat den Maßstab für die globale nachhaltige Entwicklung des 21. Jahrhunderts gesetzt.

Die 180 anwesenden Staats- und Regierungschefs haben zu diesem Anlass sechs Dokumente verabschiedet, in denen die Fragen der nachhaltigen Entwicklung mit den Umweltfragen verknüpft werden:

  • die Klimarahmenkonvention
  • die Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt
  • die Waldgrundsatzerklärung
  • die Agenda 21 (oder Aktion 21)
  • die Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung
  • die Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung

Eine nachhaltige kulturelle Entwicklung

Um sich ein Bild der nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung machen zu können, muss man verschiedene Elemente miteinbeziehen:

  • die Grundsätze der Vorsorge und Haftung,
  • die Vorstellungskraft und Kreativität der Beteiligten,
  • die Wahrnehmung der Zusammenhänge zwischen unseren Handlungen im Rahmen der heutigen Gesellschaft und deren möglichen Folgen für die Zukunft der nachfolgenden Generationen.

Angesichts der Schwierigkeiten, die der Ansatz der nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung birgt und der Risiken, die mit der Zukunft in Verbindung gebracht werden, ist die Versuchung für einige groß, sich hinter den nostalgischen Werten der Vergangenheit zu verstecken.
Nur wenn wir uns einen globalen Denkansatz aneignen, der die demokratischen und kulturellen Werte berücksichtigt, können wir uns heute als verantwortungsbewusste und aktive Bürger an unserer modernen Gesellschaft beteiligen.
Unter diesem besonderen kulturellen Aspekt spielt das menschliche Kapital, ergänzt durch die Aneignung von Kapazitäten, Wissen und Erfahrungen im Bereich der neuen Technologien, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene, eine entscheidende Rolle bei der Beteiligung an der nachhaltigen Entwicklung. Das gilt insbesondere in unserer modernen Gesellschaft, deren Wirtschaftssystem auf Wissen und Kenntnis beruht. Diese globale Gesellschaft droht uns heute jedoch mit einer kulturellen Vereinheitlichung, indem sie mittels des „globalen Denkens“ eine „Konsumkultur“ preist. Das birgt nicht nur die große Gefahr der intellektuellen Angleichung nach unten, sondern bedeutet auch den Verlust einer „Reserve“ an immateriellen Reichtümern, Wissen und Weltansichten.

Angesichts der Bedeutung des menschlichen Kapitals für die Zivilgesellschaft und für die Wirtschaft, ist es wichtig den Bestand und die Qualität dieses Kapitals zu stärken und zu verbessern. Mit der Stärkung und Verbesserung muss schon in der Schule begonnen werden, was zwangsläufig die nachhaltige Entwicklung der Schule zur Folge hat. In dieser Hinsicht ist die Feststellung von Interesse, dass in unserer heutigen technologischen Gesellschaft, die auf Entwicklung, Anforderungen und Handel setzt und in der wir uns ein Leben lang fortbilden müssen, die erworbenen Kenntnisse alleine nicht mehr ausreichen.

Lernen zu lernen und die Beherrschung der NIKT (neue Informations- und Kommunikationstechnologien), ergänzt durch eine berufliche Grundausbildung sind heute Mindestanforderungen, wenn der Einstand in das Berufsleben gelingen soll. Diese Kompetenzen sind ebenfalls Garant für eine nachhaltige Entwicklung der Fortbildung.

Daraus geht eindeutig hervor, dass jede nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung auch mit einer nachhaltigen Entwicklung der Bildung und der Kultur einhergehen muss, die somit zu einem maßgebendem Bereich für die nachhaltige Entwicklung werden.

Zwanzig Jahre nach dem ersten Gipfel von Rio kann man bestätigen, dass die „nachhaltige Entwicklung“ zu allererst eine Veränderung der Verhaltensweisen, d.h. einen kulturellen Wandel bedeutet.
Die Kultur ist der transversale Sektor schlechthin für die nachhaltige Entwicklung. Mit dieser Aussage:

  • fördert man die Vielfältigkeit der Definitionen und Umsetzungsmöglichkeiten der nachhaltigen Entwicklung,
  • bricht man mit den bisherigen Annahmen, dass es nur einen Weg und ein einziges Modell gibt,
  • schützt man die Identität einer Region, eines Landes, eines Volks und bestätigt, dass in jedem von uns eigene Erwartungen und Werte stecken,
  • unterstreicht man, dass die nachhaltige Entwicklung nicht etwa eine Norm oder eine Verpflichtung ist, sondern ein freiwilliger Akt, auf den man stolz sein kann.

Das menschliche Kapital:
ein verwertbarer Trumpf.

Das „menschliche Kapital“ steht im Mittelpunkt jedes politischen Projekts. Es profiliert sich auch als maßgebender Faktor für die Entfaltung der Person und für ein nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum der modernen Wirtschaft.
Unter den Faktoren des menschlichen Kapitals spielt die Bildung eine Schlüsselrolle als Faktor der Sozialisierung, der Exzellenz, der Wissensaneignung, des Könnens und der sozialen Kompetenz sowie der Förderung des Fleißes und der Autonomie. Sie ist für jede individuelle Entfaltung und für die Verwirklichung eines jeden kollektiven Projekts unerlässlich. Sie steht am Anfang unserer Entwicklung und ist die Bedingung für jede regionale Dynamik. Gleichzeitig muss allen Jugendlichen die Möglichkeit geboten werden, eine hochwertige Bildung zu erhalten, damit sie sich persönlich und beruflich uneingeschränkt entfalten können. Das setzt eine größere Einbeziehung des Jugendlichen in seine akademische Laufbahn voraus.

Die Berufsausbildung
als Exzellenzsektor

Der Ruf der wallonischen Techniker und qualifizierten Arbeiter galt lange Zeit als eine internationale Referenz. Heute muss die Berufsausbildung wieder an diese Qualität anknüpfen und allen eine erfolgreiche berufliche Eingliederung bieten.

Um sich dieser sowohl erzieherischen als auch sozio-ökonomischen Herausforderung zu stellen, setzt die Regierung der Französischen Gemeinschaft sich mit allen Akteuren vor Ort dafür ein, den berufsbildenden Sektor mit den Bedürfnissen und Möglichkeiten unserer Gesellschaft in ihren menschlichen, erzieherischen, nachhaltigen und wirtschaftlichen Bereichen in Einklang zu bringen.

Ein innovatives Projekt
mit der Unterstützung der Wallonie:
Das Nachhaltigkeits-Handbuch.

La Wallonie, la Région Bruxelles-Capitale et la FDie Wallonie, die Region Brüssel-Hauptstadt und die Französische Gemeinschaft setzen sich gemeinsam mit dem Verbandswesen für die „Assisen der Umwelterziehung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ein. Bei diesem Prozess werden vielversprechende Kollaborationsperspektiven geboten.

Die nachhaltige Entwicklung öffnet die Zukunft unserer Gesellschaften: Eine Zukunft, in der die Verhaltensweisen und Gewohnheiten im Konsum und auch in unserem Leben gründlich überdacht werden müssen. Eine offene Zukunft, die die Zivilgesellschaft und das Unternehmertum auffordern, ihr Engagement in der Politik neu zu definieren. Kein Ort eignet sich besser dazu, diese Herausforderung anzunehmen, als unser berufsbildender und technischer Unterricht: eine Wirtschaft, eine Industrie und Unternehmen, die sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen.

Die nachhaltige Entwicklung kann nur dann Form annehmen, wenn alle Bildungsorte von einem sparsamen Ressourceneinsatz, der globalen Verantwortung und der Achtung der Rechte der künftigen Generationen gekennzeichnet sind.

Das Nachhaltigkeits-Handbuch fordert die Schulen auf, sich an mehreren Prozessen zu beteiligen, wie zum Beispiel die Agenda 21-Prozesse oder nachhaltige Managementsysteme. Dazu werden den Schulen und anderen Ausbildungsstätten zahlreiche Ansätze und Aktionen vorgeschlagen.

Die Herausforderung des Nachhaltigkeits-Handbuches.

Wir möchten den Erwachsenen (Eltern, Lehrkräften) Hilfsmittel in die Hände legen, um:

  • die Jugendlichen im Aufbau ihrer eigenen Persönlichkeit und im Verständnis der komplexen Weltverstrickungen als informierte Bürger zu unterstützen,
  • den Schulen anhand von Fragen über die Welt beim Aufbau von Projekten und transversalen pädagogischen Aktionen zu helfen und die Jugendlichen fördern, sich als Fachleute der nachhaltigen Entwicklung zu profilieren,
  • die Welt zu verstehen. Dies ist der Schlüssel, um sich als Erwachsener, Eltern, Verbraucher, Arbeiter, Techniker … und auch Bürger einzusetzen!

Es reicht aber nicht aus, die Welt einfach nur zu verstehen: Es sind Taten und Innovationen gefordert!
Die Lösungen für 2050 entstehen heute auf den Schulbänken, in den Werkstätten, in den Laboratorien und in den technischen Räumen.

Das Nachhaltigkeits-Handbuch:
eine Informations- und Inspirationsquelle

In unseren Ländern, die den starken Konkurrenzdruck der aufstrebenden Staaten verspüren (wo die sozialen Eroberungen noch bevorstehen und die Gesetzgebungen über die Umwelt, den Ressourcenschutz und die Volksgesundheit noch in den Kinderschuhen stecken), liegt die Herausforderung heute in der Umsetzung von zukunftsgerichteten Lösungen. Die Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks der menschlichen Aktivitäten muss ab sofort als Hauptherausforderung betrachtet werden. Hier kann das Nachhaltigkeits-Handbuch als Inspiration für innovative Ansätze dienen: in sozialer, technologischer und kultureller Hinsicht.

Zudem fordert die Entwicklung von Beteiligungsprozessen jeden von uns auf, sich aktiv an dieser Debatte zu beteiligen, ungeachtet unserer Schullaufbahn oder unserer persönlichen Fähigkeiten. Schon im Jahr 1992 wurde in Rio belegt, um welches umfangreiche Vorhaben es sich dabei handelt und die Notwendigkeit hervorgehoben, alle Bereiche der menschlichen Aktivität gleichzeitig und in den verschiedenen Dimensionen zu berücksichtigen: Politik, Soziales, Wirtschaft, Industrie, Technologie und Wissenschaft.

Unsere Gesellschaft kann der Verdrossenheit, dem Defätismus, dem ängstlichen Zurückziehen gegenüber der Zukunft entkommen, wenn wir gemeinsam mit den Jugendlichen sinnvolle und sozial nützliche Projekte aufbauen. Viele Lehrkräfte können belegen, dass die Jugendlichen mit Begeisterung an solchen Vorhaben teilnehmen. Die Großzügigkeit und das Ideal unserer Jugendlichen sind dabei nicht gefährdet, solange sich Erwachsene an ihrer Seite mit einsetzen.

Aber wie können wir nun die Verbreitung des Handbuches gewährleisten? Wie können wir die Umsetzung an den Schulen oder an anderen Bildungsstellen unterstützen? Wie können wir unsere Lehrkräfte schulen, damit sie das Konzept der nachhaltigen Entwicklung besser beherrschen und es somit in die Kurse und den Alltag der Schüler einbauen können? Wie können wir sicherstellen, dass dieses Projekt zukunftsträchtig ist?

Die Französische Gemeinschaft setzt sich ein

Die Französische Gemeinschaft lässt in ihrer gemeinschaftlichen Regierungserklärung keinen Zweifel an ihren Absichten: „Angesichts der sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und umweltbezogenen Herausforderungen, die unsere Gesellschaft beschäftigen, möchte die Regierung an die enge Verbindung erinnern, die zwischen der Bildung einerseits und den Werten und Praktiken der nachhaltigen Entwicklung andererseits bestehen.“

Der Marshall-Plan 2.Vert enthält neue Orientierungen, wie unter anderem die Förderung der nachhaltigen Entwicklung in allen öffentlichen Regionalpolitiken.

Im Jahr 2010 rief der Generalsekretär des Öffentlichen Dienstes der Wallonie (ÖDW) eine transversale Arbeitsgruppe „Nachhaltige Entwicklung“ ins Leben, die mit der Ausarbeitung und Aktualisierung eines Plans für die nachhaltige Entwicklung beauftragt wurde.

Dieser „Plan“ wird von allen Generaldirektionen des ÖDW sowie von der AWAC (Wallonische Luft- und Klimaagentur) getragen. Dadurch sind alle regionalen Kompetenzen einbezogen und aufgefordert, an diesem Wandel teilzunehmen.

Ein Plan, 7 Achsen

Achse 1. Der Verbrauch: Energie, Wasser, Verbrauchsgüter, Papier, Mobilität
Achse 2. Die Abfälle: produziertes Volumen und Trennung-Recycling
Achse 3. Der Einkauf und öffentliche Aufträge: Ergänzung der öffentlichen Aufträge mit Umwelt-, Sozial-, Ethikklauseln und Ausbau der Kaufpolitik (nachhaltiger Einkauf)
Achse 4. Sensibilisierung der Partner: Informieren und zur Teilnahme auffordern
Achse 5. Die externe Kommunikation: Das Engagement des ÖDW der Öffentlichkeit bekannt machen
Achse 6. Das Lebensumfeld der Partner: lokal und Verbrauchsgüter
Achse 7. Expertise: Expertise des ÖDW und Lenkung des Plans

Ende 2011 wurde der Plan der nachhaltigen Entwicklung vom Strategischen Ausschuss des ÖDW verabschiedet. Er stellt ein wichtiges Kapitel im Strategieplan des ÖDW dar, das dafür Sorge trägt:

  • die Achtung der Gesetzgebung und der (inter)nationalen Verpflichtungen zu vereinfachen,
  • eine integrierte nachhaltige Entwicklungspolitik im ÖDW einzuführen,
  • die Grundsätze der Nachhaltigkeit in den täglichen Arbeitsverfahren auszubauen,
  • die Impuls gebende Rolle sowie die Vorreiterrolle der öffentlichen Verwaltung zu unterstreichen.

Die Operative Generaldirektion Naturschätze und Umwelt hat sich für diesen Plan insbesondere in den Bereichen Umweltmanagement und nachhaltiger Einkauf bei öffentlichen Auftragsvergaben stark eingesetzt. Außerdem unterstützt sie das Netzwerk der regionalen umweltpädagogischen Zentren der Wallonischen Region (CRIE) und Vereinigungen auf dem ganzen wallonischen Hoheitsgebiet. Zudem ist sie an der Verwirklichung des Nachhaltigkeits-Handbuches beteiligt gewesen.

Die Stunde der Kooperation hat geschlagen

Die betreffenden Parlamente haben ein Abkommen über die Zusammenarbeit für die Umwelterziehung und Bildung für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Nun ist es an der Zeit, engere Kooperationen zu gründen, Brücken zwischen den Institutionen, den öffentlichen Diensten und der Zivilgesellschaft zu schlagen, um sich der Herausforderung zu stellen, die uns in 40 Jahren von einer Frage zur nächsten gebracht hat:

von „Was für eine Welt werden wir unseren Kindern hinterlassen?“ zu „Was für Kinder hinterlassen wir unserer Welt?“

Jetzt sind wir (alle) gefragt!

Die Wiederentdeckung der wahren Reichtümer in der Entfaltung freundlicher, sozialer Beziehungen in einer gesunden Welt kann mit Besonnenheit in aller Einfachheit, Nüchternheit, wenn nicht sogar Sparsamkeit des materiellen Konsums erfolgen. „Eine glückliche Person, schreibt Hervé Martin, braucht keine Antidepressiva, keinen Psychiater, trachtet nicht nach ihrem Leben, zerschlägt keine Schaufenster, kauft nicht den ganzen Tag lang teure und unnütze Gegenstände, kurzum, sie beteiligt sich nur in geringem Maße an der wirtschaftlichen Aktivität der Gesellschaft“

Abschließend kann auch Kate Soper zitiert werden:
„Diejenigen, die sich für einen weniger materiellen Konsum stark machen, werden häufig als puritanische Asketen dargestellt, die den Bedürfnissen und Freuden eine spirituelle Orientierung geben möchten. Diese Vision ist aber in vielerlei Hinsicht irreführend. Man könnte sagen, dass der moderne Konsum sich nicht genügend für die leiblichen Freuden interessiert, sich nicht genug um die sensoriellen Erfahrungen sorgt, sodass er sehr von unzähligen Produkten eingenommen ist, die jegliche sensorielle Befriedigung ausgrenzen und uns davon fern halten. Ein Großteil der Güter, die für einen hohen Lebensstandard wichtig sein sollen, haben auf die Gemütlichkeit, die guten Nachbarschaftsbeziehungen, ein stressfreies, leises, geruchsreiches und schönes Leben eher eine einschläfernde als begünstigende, eher eine geizige als großzügige Wirkung. Ein ökologischer Verbrauch würde weder den Rückgang des Lebensstandards, noch die Umkehrung der Massen zum außer-mondänen Leben, als eher eine andere Auffassung des Lebensstandards selbst bewirken“

Claude DELBEUCK