Nachhaltigkeits-Handbuch

3.1-illu

3.1 Strategien für eine Nachhaltige Zukunft

I.
EINE WIRTSCHAFTLICH
TRAGFÄHIgE WELT

Eine wirtschaftlich tragfähige Welt ist eine Welt, die:

  • Güter herstellt, die notwendig sind, um die Bedürfnisse all seiner Bewohner zu erfüllen,
  • Arbeitsplätze schafft,
  • ihre Arbeiter ausreichend vergütet, damit ihr Einkommen es ihnen ermöglicht, ihre Bedürfnisse zu erfüllen,
  • menschenwürdige Arbeitsbedingungen bietet, damit die Gesundheit der Arbeiter nicht gefährdet wird,
  • genug produziert um die Bedürfnisse der gesamten Menschheit zu befriedigen,
  • keine überflüssigen Bedürfnisse schafft mit dem einzigen Ziel der Konsumsteigerung,
  • sparsam mit natürlichen Ressourcen und Rohstoffen umgeht,
  • der Umwelt nicht schadet,
  • ressourcen- und rohstoffsparende Produkte herstellt, die die Umwelt während ihres gesamten Lebenszyklus nicht verschmutzen,
  • jedem Menschen zu einem erschwinglichen Preis die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellt, damit er seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern kann (öffentliche Verkehrsmittel, erneuerbare Energien usw.).

1. Ein neues Wirtschaftssystem entwickeln

Unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist nicht nachhaltig, da es 80% der Erdressourcen in Anspruch nimmt, um die Bedürfnisse von nur 20% der Weltbevölkerung zu erfüllen. Aber was ist mit den übrigen Menschen? Wie können deren Bedürfnisse ebenfalls befriedigt werden? Wo finden wir die dafür notwendigen Ressourcen, ohne die Umwelt noch mehr zu zerstören?

Derzeit herrscht allgemeine Uneinigkeit darüber, wie das Wirtschaftsmodell von morgen aussehen soll, das die Bedürfnisse aller Menschen befriedigen muss.

Einige plädieren dafür, das derzeitige System fortzuführen. Ihrer Meinung nach kann durch Wirtschaftswachstum die Armut verringert und damit auch das Bevölkerungswachstum gebremst werden. Gleichzeitig kann die Forschung und Entwicklung neuer Technologien finanziert werden, die weniger Ressourcen verbrauchen und weniger umweltverschmutzend sind. Nach dieser Theorie müssten wir also unser derzeitiges Wirtschaftssystem auf die ganze Welt ausweiten und Wachstum fördern, damit jeder Mensch weltweit das gleiche Entwicklungsniveau erreicht wie die Bewohner der Industrieländer. Die aktuellen Umweltprobleme würden durch technischen Fortschritt gelöst.

Dieses Modell wurde im Norden entwickelt, in den Ländern, die seit jeher auf der Ausbeutung der Ressourcen und der Arbeitskraft des Südens basieren. Da unsere Erde jedoch ein endliches System mit einem begrenzten Ressourcenvorrat ist, ist ein Wirtschaftsmodell, das auf Wachstum beruht, von vornherein zum Scheitern verurteilt, da es früher oder später an die Grenzen des Planeten stößt.
Deshalb wird dieses Modell von anderen auch in Frage gestellt, so wie es bereits der Club of Rome im Jahr 1972 getan hat. Diese Menschen sind beispielsweise Verfechter des Einfachen Lebens oder der nachhaltigen Wachstumsrücknahme. Sie sind der Ansicht, dass Wachstum in der Vergangenheit immer einen steigenden Ressourcenbedarf bewirkt und außerdem den Graben zwischen Arm und Reich vergrößert hat.

Darum muss ihrer Meinung nach das Wirtschaftsmodell neu definiert werden, es muss sich von der Idee des Wachstums lösen und auf sein Hauptziel ausrichten: die notwendigen Waren herzustellen, um die Grundbedürfnisse aller Menschen zu erfüllen, anstatt stetig zunehmenden Reichtum für eine Minderheit zu erzeugen. Diese Bewegungen vertreten ein anderes Gesellschaftsmodell, das auf einer gerechteren Verteilung der Ressourcen basieren soll: Den Konsum in den reichen Ländern zu reduzieren, um im Gegenzug den Anteil der armen Länder zu erhöhen. Gleichzeitig regen Sie dazu an, den Begriff des Wohlstandes zu überdenken. Sollte er nicht auf die Qualität ausgerichtet werden (besser leben) anstatt auf die Quantität (Güter anhäufen)? Sie drängen uns dazu, unsere Gewohnheiten in Frage zu stellen und einfacher zu leben.

Macht Wachstum glücklich?

Eine Studie aus den USA hat ergeben, dass das Gefühl des Glücks bei der amerikanischen Bevölkerung seit den 1950er Jahren stagniert. Vergleicht man die reichen Länder mit den armen, stellt man fest, dass in den armen Ländern das Gefühl des Glücks zunimmt, wenn das Einkommen zunimmt, und zwar bis zu dem Punkt, an dem die Grundbedürfnisse erfüllt sind. Ab einem Jahreseinkommen von 10.000 US$ nimmt diese Tendenz ab und ab einem Jahreseinkommen von 20.000 US$ lässt sich kein Zusammenhang mehr feststellen zwischen Einkommen und Glück. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass, solange die materiellen Grundbedürfnisse (Nahrung, Wohnraum, Kleidung) nicht erfüllt sind, ein wirtschaftliches Wachstum zuträglich ist für das menschliche Wohlbefinden. Danach erreicht es jedoch eine Grenze, bei der die negativen Auswirkungen des Wachstums im Vergleich zum Nutzen überwiegen.

Dies lässt sich durch zwei Gründe erklären.

  • Die zahlreichen Konsumgüter, die unsere Industriegesellschaft produziert, machen uns nicht glücklicher, da wir uns schnell an sie gewöhnen. Was vor 20 oder 30 Jahren als Luxus empfunden wurde (ein Fernsehgerät, ein Auto, eine Flugreise), ist heute ganz selbstverständlich geworden.
  • Wie die Pyramide von Maslow (siehe Seite 44) zeigt, wird Glück nicht allein durch die Erfüllung der Grundbedürfnisse definiert. Hinzu kommen weitere Bedürfnisse wie das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung, nach positiver Wertschätzung durch andere und nach Selbstverwirklichung. Durch Konsum können diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Menschliche Beziehungen und eine nützliche Rolle in der Gesellschaft lassen sich nicht kaufen.

2. Die Arbeitsbedingungen in der Welt verbessern

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> Siehe INFOBLATT (in Band 4: Werkzeuge zur Nachhaltigkeit):
Fairer Handel

Der Norden muss weniger konsumieren und fairere Preise für die Rohstoffe und Produkte zahlen, die er aus dem Süden importiert. Denn nur eine faire Bezahlung der Arbeiter in den armen Ländern, die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und eine Erleichterung des Zugangs zu Bildung und Gesundheitsversorgung ermöglicht eine wirkliche Entwicklung. Dem Süden ermöglichen, sich zu entwickeln, ohne die gleichen Fehler zu begehen wie der Norden, mithilfe sauberer und ressourcensparender Technologien, das ist die Herausforderung!

Es gibt verschiedene Ansätze um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die bekannteste ist der Faire Handel, bei dem der Süden seine Produkte im Norden vermarktet und dieser den Händlern eine konstante Nachfrage, eine gerechte Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen zusichert. So verändert sich die Position der armen Gemeinschaften vom passiven Hilfsempfänger zum aktiven Handelspartner.

Um die Ausbeutung von Arbeitnehmern weltweit zu verhindern, hat die Internationale Arbeitsorganisation (engl.: ILO) die Agenda für menschenwürdige Arbeit entwickelt. Eine menschenwürdige Arbeit sichert den Arbeitnehmern Einkünfte, die dazu ausreichen, ihre Grundbedürfnisse abzudecken. Zum Konzept der menschenwürdigen Arbeit gehört ein angemessener Lohn, die Freiheit sich selbst zu organisieren, das Recht auf Sozialschutz, die Beseitigung jeglicher Zwangsarbeit, die Abschaffung von Kinderarbeit und Diskriminierung innerhalb der Arbeitswelt.

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> Siehe INFOBLATT (in Band 4: Werkzeuge zur Nachhaltigkeit)
Die Arbeitsbedingungen

Die Fair Labour Association (FLA) ist eine 1998 gegründete Nichtrerierungsorganisation (NGO). Sie vereint Industrieunternehmen, Vereine für Entwicklungshilfe und Universitäten, vertritt die Leitlinien der ILO und setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Welt ein. Die FLA führt auch soziale Audits durch, um sich zu vergewissern, dass die Richtlinien, die sie entwickelt hat, in den Fabriken und bei den Zulieferern eingehalten werden.
In Belgien führt das nationale Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit (franz.: Centre national de la Coopération au développement, CNCD) seit 2008 unter dem Motto „Arbeiter sind keine Werkzeuge“ eine Kampagne für menschenwürdige Arbeit durch.

II.
EINE SOZIAL
GERECHTE WELT

Eine sozial gerechte Welt ist eine Welt, die:

  • die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen (Nahrung, Wohnung, Kleidung, soziale Kontakte, persönliche Entfaltung) erfüllt,
  • die soziale Ungleichheit zwischen den Menschen abbaut,
  • jedem Menschen Zugang zu Wissen ermöglicht,
  • jedem Menschen Zugang zu Gesundheitsversorgung ermöglicht,
  • jedem Menschen die gleichen Chancen bietet ohne nach ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Glauben, Alter, körperlicher Verfassung usw. zu unterscheiden,
  • die Achtung der Menschenrechte gewährleistet,
  • jedem Menschen seine persönliche Entfaltung ermöglicht,
  • jedem Menschen einen ausreichenden Zugang zu den Grundressourcen ermöglicht (Trinkwasser, Energie, Nahrung, Wohnung).

1. Armut und Ungleichheit vermindern

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> zu den Milleniumzielen sind auf der Website der Vereinten Nationen zu finden.

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> zu den Aktivitäten der NGOs auf der Website des Dachverbandes der französisch- und deutschsprachigen Hilfsorganisationen (frz.: fédération francophone et germanophone des associations de coopération, ACODEV): www.acodev.be.
> zur technischen Zusammenarbeit: www.btcctb.org

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> zu den Schulden der Dritten Welt
auf der Website des Komitees für die Streichung der Schulden der Dritten Welt (frz.: Comité pour l’Annulation de la Dette du Tiers Monde (CADTM): www.cadtm.org (Seite auf Französisch)

Obwohl heute mehr produziert wird als jemals zuvor, nimmt die Ungleichheit in der Welt stetig zu. Was bringt es aber, mehr zu produzieren, wenn nur Wenige davon profitieren?

Man ist sich einig, dass die Armut und die Ungleichheit in der Welt bekämpft werden müssen. Aber wie ist das zu bewerkstelligen? Um diese Frage zu beantworten hat die UNO im September 2000 in New York einen Millenniumsgipfel organisiert. Dieser Gipfel war die größte Zusammenkunft von Staats- und Regierungschefs, die jemals organisiert wurde. Zum Schluss des Gipfels haben die UN-Mitgliedsstaaten eine Erklärung unterzeichnet, die die Millennium-Entwicklungsziele festlegt. Das sind acht ehrgeizige, aber durchaus erreichbare Ziele, die die Richtung vorgeben, die die internationale Gemeinschaft einschlagen muss, um die Armut in der Welt bis zum Jahr 2015 zu halbieren.

Die acht Millennium-Entwicklungsziele:

  • Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
  • Primarschulbildung für alle
  • Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau
  • Senkung der Kindersterblichkeit
  • Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Mütter
  • Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
  • Ökologische Nachhaltigkeit
  • Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung

Um die bereits erreichten Fortschritte im Kampf gegen Armut und Ungleichheit messbar zu machen, wurden für jedes dieser Ziele Zwischenziele festgelegt, die innerhalb bestimmter Fristen erreicht werden müssen. Heute sind wir trotz zahlreicher Fortschritte in verschiedenen Bereichen noch weit vom Erreichen der Millenniumsziele entfernt. Der UNO-Generalsekretär, Ban-Ki-Moon, hat die reichen und armen Länder kürzlich aufgefordert, ihre Anstrengungen zu intensivieren und das eingegangene Engagement zu respektieren.

Neben den Millenniumszielen bemühen sich auch zahlreiche andere Initiativen im Rahmen von lokalen Entwicklungsprojekten um eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern des Südens. Meist sind es Hilfsvereinigungen oder Nichtregierungsorganisationen (engl.: non-governmental organisation, NGO), die diese Projekte dank der Spenden ihrer Mitglieder und der Öffentlichkeit und manchmal auch mit öffentlichen Mitteln durchführen.
Zusätzlich zu diesen Bürgerinitiativen führt der belgische Staat über die belgische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (CTP, Coopération Technique Belge) Projekte zur technischen Zusammenarbeit in rund 20 Entwicklungsländern durch.

2. Die Menschenrechte Aller achten

Obwohl die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 angenommen wurde, werden die Menschenrechte auch heute noch in vielen Teilen der Welt missachtet. Um dem entgegenzuwirken, hat die UNO 2006 den Menschenrechtsrat ins Leben gerufen, der über ein Bewertungssystem verfügt, mit dem er die Einhaltung der Menschenrechte in jedem Land einschätzen kann. Im Anschluss kann der Rat dann eine Empfehlung oder einen Entscheidungsentwurf aussprechen.
Es gibt noch weitere Organisationen, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte stark machen, wie zum Beispiel Amnesty International, das sich für die Freilassung von politischen Gefangenen und gegen Folter und Todestrafe einsetzt.

III.
EINE UNWELTVERTRÄGLICHE WELT

Eine umweltverträgliche Welt ist eine Welt, die:

  • wenige Ressourcen verbraucht (Rohstoffe, Wasser, Energie),
  • erneuerbare Rohstoffe aus nachhaltiger Bewirtschaftung bevorzugt,
  • nicht erneuerbare Ressourcen wiederverwertet,
  • die Qualität des Wassers, der Luft und des Bodens erhält oder verbessert,
  • Ackerböden schützt,
  • die Entwaldung einschränkt,
  • Erosion und Wüstenbildung vorbeugt,
  • die Artenvielfalt und die Ökosysteme überall auf der Welt achtet und schützt,
  • die Emission von Treibhausgasen reduziert um den Klimawandel bremst,
  • die Nutzung von Stoffen, die der Umwelt und der menschlichen Gesundheit schaden, vermeidet,
  • die Produktion von Müll verringert,
  • usw.

1. Die Ressourcen des Planeten erhalten

Dank der industriellen Produktionsmethoden konnte der reiche Teil der Weltbevölkerung einen nie dagewesenen materiellen Wohlstand aufbauen. Aber gleichzeitig hat diese Art der Produktion auch einen nie dagewesenen Verbrauch an Ressourcen mit sich gebracht. Die ökologischen Folgen und die Abfälle, die daraus entstehen, übersteigen heute deutlich die Regenerationsfähigkeit des Ökosystems Erde.

Wenn wir die Ressourcen des Planeten erhalten wollen, müssen wir unsere Einstellung ihnen gegenüber und unseren Umgang mit ihnen grundlegend ändern. Natürliche Ressourcen sind keine Waren, die die Natur uns kostenlos in unbegrenzten Mengen zur Verfügung stellt, damit wir sie in Handelswaren umwandeln, sondern wertvolle Stoffe, dank derer wir die Güter herstellen können, die wir zum überleben brauchen. Daher sollten wir sehr sparsam mit ihnen umgehen, damit die Vorräte so lange wie möglich halten.

Ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen geschieht in 4 Schritten:

  1. Den Verbrauch der Ressourcen (Rohstoffe, Wasser, Energie, …), die in den Produkten verarbeitet sind, verringern und somit die Menge an zu recycelnden Stoffen verringern.
  2. Nicht erneuerbare Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen ersetzen.
  3. Rohstoffe und Ressourcen wiederverwenden, damit sie nicht als Müll enden und keine neuen Rohstoffe oder Ressourcen verbraucht werden müssen.
  4. Rohstoffe recyceln oder recycelte Materialien benutzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schutz der Ressourcen, Verringerung der Müllmenge und Schaffung von Arbeitsplätzen.

Dabei ist Recycling jedoch weniger wirkungsvoll als Wiederverwertung, da dabei mehr Energie verbraucht wird und die Eigenschaften der Materialien darunter leiden. Das Verfahren in 4 Schritten wird also schrittweise angewandt. Zuerst versucht man, den Verbrauch an der Basis zu verringern. Ist das nicht möglich, achtet man darauf, erneuerbare Ressourcen zu verwenden, dann versucht man wiederzuverwenden und schließlich zu recyceln.

Dieser Ansatz in 4 Schritten basiert auf dem „Prinzip der 3R“. Die 3R sind eine Abkürzung für das Motto „Reduce, Reuse, Recycle”, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln”. Später wurde dem noch ein viertes R hinzugefügt für „Replace”, also „Ersetzen”, was bedeutet, dass die fossilen und nicht erneuerbaren Ressourcen durch erneuerbare und nachhaltig bewirtschaftete Ressourcen ersetzt werden müssen.

Das Prinzip der 3R stammt ursprünglich aus der Abfallwirtschaft. Es handelte sich dabei um ein Kreislaufmodell, in dem jeder Abfall wieder in Rohstoffe umgewandelt wurde. Und da jedes Objekt irgendwann zu Abfall wird und die Herstellung jedes Objektes Müll produziert, wird dieses Prinzip heute auch für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen allgemein verwendet.

Dieses Prinzip richtet sich in erster Linie an Unternehmen, damit sie es in ihren Produktionsprozess integrieren, es kann aber auch an den Konsum jedes Einzelnen angepasst werden. So kann jeder das Prinzip in seinem Alltag umsetzen.

 

Mehr Infos?

> Siehe INFOBLATT (in Band 4: Werkzeuge zur Nachhaltigkeit)
Ökodesign eines Produktes oder einer Dienstleistung

puceErster Schritt:
Weniger Ressourcen verbrauchen

Zwei Strategien, die sich gegenseitig ergänzen:

  • Unsere Bedürfnisse herunterschrauben
    Unsere Bedürfnisse herunterzuschrauben bedeutet, dass wir unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten auf den Prüfstand stellen und uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren müssen, d.h. wir müssen Überflüssiges vermeiden und alle unnötigen Käufe unterlassen.
  • Die Ergiebigkeit der Ressourcen steigern
    Die natürlichen Ressourcen bilden die Grundlage für jegliche wirtschaftliche Produktion. Dabei findet sich jedoch nur ein Teil der Ressourcen im Endprodukt wieder. Der größte Teil hingegen endet als Produktionsmüll und ist somit verschwendet.

Einer der Wege zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ist ihre verantwortungsvolle Nutzung.

In der Industrie gibt es das so genannte Ökodesign, bei dem dank innovativer Produktionsverfahren und Materialien, die den gesamten Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigen, ein gleiches Produkt mit weniger Ressourcenverbrauch hergestellt wird (weniger Rohstoffe, Energie, Wasser…).

Für uns Verbraucher ist es viel schwieriger, Ressourcen zu sparen, da wir die Waren, die wir kaufen, nicht selbst herstellen. Jedoch können wir durch die Qualität unserer Einkäufe Ressourcen einsparen. Außerdem können wir im Alltag überlegter handeln um auch in kleinem Umfang Ressourcen zu sparen. Wir können uns beispielsweise zu Hause einen bewussten Umgang mit Energie und Wasser angewöhnen oder uns für umweltschonendere Mobilität entscheiden (öffentliche Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften, Fahrrad oder zu Fuß gehen).

 

puceZweiter Schritt:
Nicht erneuerbare Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen ersetzen

In der Industrie ist dies dank des technologischen Fortschritts zu einer gängigen Praxis geworden. So werden beispielsweise im Bausektor immer mehr natürliche und erneuerbare Materialien wie Holz, Hanf, Stroh usw. anstelle von nicht erneuerbaren mineralischen Materialien benutzt. In der Kunststoffindustrie versucht man, Erdöl als Rohstoff durch erneuerbare Rohstoffe wie Mais zu ersetzen.

Als Bürger können wir es genauso machen: das Haus mit Hanfwolle oder Zellulose (recyceltem Papier) isolieren anstatt mit mineralischen Wollarten (Glaswolle oder Steinwolle), grünen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen, Regenwasser auffangen und es für den Garten, die Toilette und die Waschmaschine verwenden usw.

Allerdings kann eine zu intensive Nutzung der erneuerbaren Ressourcen auch zu deren Erschöpfung führen. Deshalb sollte sowohl die Industrie als auch der Verbraucher darauf achten, Ressourcen aus nachhaltiger Bewirtschaftung zu nutzen. Man spricht von einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Ressourcen, wenn der Mensch nur die Mengen entnimmt, die von der Natur produziert werden können. Der Begriff „nachhaltige Bewirtschaftung“ stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft, wo er bedeutet, dass nur die Menge Holz entnommen wird, die auch auf natürlichem Wege wieder nachwächst. So wird der Wald nie vollständig gerodet und kann sich selbst regenerieren.

Heute kann der Begriff der nachhaltigen Bewirtschaftung auf alle Lebensbereiche ausgedehnt werden, denn es geht darum, die Ressourcen des Planeten sparsam zu verwalten, damit sie auch den zukünftigen Generationen erhalten bleiben.

puceDritter Schritt:
Rohstoffe und Ressourcen wiederverwenden

Ein Großteil der Rohstoffe, die zur Produktion der Waren verwendet werden, findet sich nicht im Endprodukt wieder oder wird nach nur einer Anwendung weggeschmissen. Um eine solche Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden, kann man beispielsweise Verpackungen wiederverwenden (einen Schuhkarton als Ordnungskiste verwenden, Lebensmittel in Einmachgläsern lagern, …). In der Industrie werden Produktionsausfälle oder Fehlproduktionen immer öfter wieder in den Produktionsprozess aufgenommen.

puceVierter Schritt:
Ressourcen schonen durch Recycling

Durch Recycling können die Rohstoffe, die in einem Objekt enthalten sind, (zumindest teilweise) wiederverwertet werden. Sie werden dann für die Herstellung neuer Produkte verwendet. In solchen Fällen spricht man von Sekundärrohstoffen.

Mehr Infos

> Siehe INFOBLATT (in Band 4: Werkzeuge zur Nachhaltigkeit)
Die Faktor-10-Strategie und der „Ökologische Rucksack“

Durch die Nutzung von Sekundärrohstoffen müssen keine neuen Rohstoffe (also Primärrohstoffe) verwendet werden, was auch einen Teil weiterer Ressourcen einspart (Wasser, Energie, Zusatzstoffe…), die für deren Gewinnung, Bearbeitung und Transport notwendig sind.

2. Die Umwelt schonen

Alle menschlichen Aktivitäten wirken sich auf die Umwelt aus. Diese Auswirkungen völlig verhindern zu wollen ist illusorisch. Besser ist es zu versuchen, sie so gering wie möglich zu halten.

Das erreicht man in drei Schritten:

  1. Umweltverschmutzungen an ihrem Ursprung vermeiden.
  2. Umweltverschmutzung und die damit verbundenen Risiken verringern.
  3. Umweltverschmutzung beseitigen und die entstandenen Schäden wiedergutmachen.
puceErster Schritt:
Die Vorbeugung

Hier einige Beispiele:

  • Umweltverträgliche Produkte benutzen, die umweltschonend oder aus recycelten Materialien hergestellt wurden.
  • Umweltverträgliche Techniken wie die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern oder biologische Landwirtschaft und Aquakultur fördern.
  • Schutzgebiete und Naturparks einrichten und respektieren, um die Naturgebiete und die Artenvielfalt zu erhalten und das Naturkapital des Planeten zu schützen.
  • Wild lebende Tiere und Naturgebiete respektieren. Dazu gehört zum Beispiel Fahrverbote in Wäldern einzuhalten, seinen Hund an der Leine zu führen oder bei niedrigem Wasserstand in den Flüssen auf Kayakfahren zu verzichten.
puceZweiter Schritt:
Reduzierung

Hier einige Beispiele:

  • Die Verbreitung giftiger Stoffe in der Umwelt reduzieren, indem Fabriken und Fahrzeuge mit Filtern ausgerüstet werden, die die Emissionen auffangen, bevor sie die Luft verschmutzen, Abwasser klären, bevor es wieder in den natürlichen Wasserkreislauf gelangt usw.
  • Gefährliche Produkte gegen weniger gefährliche austauschen und so das Verschmutzungsrisiko verringern.
puceDritter Schritt:
Beseitigung von Verschmutzung

Sie wird notwendig, wenn Schäden entstanden sind. Hier einige Beispiele:

  • Küsten nach einer Ölpest säubern oder Wälder wiederaufforsten.
  • Lecks, durch die schädliche Stoffe entweichen, durch spezialisierte Firmen beheben lassen.
  • Ehemalige Industriestandorte und Parzellen, die durch menschliche Aktivitäten verschmutzt wurden (Garagen, Fabriken, Lager usw.), bei ihrer Aufgabe sanieren.

Dabei ist der erste Schritt (die Vorbeugung) immer der wichtigste, da er spätere Risiken und Schäden verhindert. Der letzte Schritt (die Sanierung oder Beseitigung) ist am schwierigsten umzusetzen und ist außerdem sehr kostspielig.

IV.
EINE DEMOKRATISCH
VERWALTETE WELT

Eine demokratisch verwaltete Welt ist eine Welt, die:

  • allen Menschen den Zugang zu Bildung und lebenslangem Lernen ermöglicht,
  • jedem den Zugang zu Information in allen Bereichen ermöglicht, die ihn betreffen,
  • sich insbesondere um die Schwächsten und Verletzlichsten kümmert, um Menschen, die von Behinderung oder Krankheit betroffen sind, um Opfer von Konflikten und Naturkatastrophen,
  • einen Rahmen schafft, in dem jede Kultur sich ausdrücken, sich entwickeln und mit den anderen kommunizieren kann,
  • es jedem ermöglicht, seine Werte und seine Philosophie im Respekt der anderen zu entwickeln,
  • effiziente und kontrollierte demokratische Staatsstrukturen schafft,
  • Strukturen schafft, die die Vermeidung und Lösung von Konflikten zwischen den Völkern ermöglichen,
  • sich für die Abrüstung einsetzt,
  • wirkliche Solidaritätsprojekte unterstützt, so dass jedes Volk seine Lebenswelt entwickeln kann und nicht zur Emigration gezwungen ist,
  • usw.

Der Motor der nachhaltigen Entwicklung muss die Gemeinschaft der Menschen sein und bleiben.

Es ist unvorstellbar, die Zukunft der Menschheit nur einigen Umwelt-, Wirtschafts- und Regierungsexperten anzuvertrauen.

Das Morgen geht uns alle etwas an!

Wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, sind die Entscheidungen, die wir heute treffen müssen, so wichtig, dass sich die größtmögliche Anzahl Männer und Frauen aus allen Kontinenten ihr Leben lang daran beteiligen müssen, und zwar:

  • als Kinder und Jugendliche in der Schule,
  • als Studenten an den Hochschulen und Universitäten,
  • als Eltern und Bürger,
  • als Arbeiter, Techniker, Ingenieure und in allen möglichen Berufen (Mechaniker, Schreiner, Maurer, Elektriker, Zeichner, Fahrer, Schneider, Verkäufer, Buchhalter, Gastwirt, Koch, Erzieher, Lehrer, Krankenpfleger, Pflegehelfer, Landwirt, Gärtner, Sozialassistent…).
Jeder und jede hat seinen/ihren Platz, den er/sie einnehmen muss!