Nachhaltigkeits-Handbuch

Sans titre-2

Ein neues Zeitalter der nachhaltigen Entwicklung

Jean-Michel Lex
Koordinator für nachhaltige Bildung, Robert Schuman Institut Eupen,
Initiator des Nachhaltigkeits-Handbuches

Die Kreativität, die Ideale und der Mut der Jugend der Welt sollten mobilisiert werden, um eine weltweite Partnerschaft zu schaffen und so eine nachhaltige Entwicklung herbeizuführen und eine bessere Zukunft für alle zu sichern.

Erklärung von Rio, Juni 1992, Grundsatz 21

So drückten sich die Vertreter aller Regierungen der Welt aus, als ihnen zum Abschluss des ersten Weltgipfels bewusst wurde, dass die Menschheit mehr denn je EINS und der Planet BEGRENZT ist. Wir haben keine andere Wahl als an einem Strang zu ziehen und den Planeten, der heute noch sieben Milliarden, morgen aber schon neun Milliarden Menschen zählen wird, gemeinsam zu bewohnen …

Zu dieser Erkenntnis kam der Mensch etwa im August 1945, als er feststellte, dass er die Fähigkeit besitzt, die Entstehung und die Entwicklung des Lebens, die irgendwann vor 4 Milliarden Jahren begonnen hat, brutal zu beenden.

Dieses Bewusstsein breitete sich allerdings erst in den 70er Jahren, nach mehreren menschlichen und ökologischen Katastrophen, weltweit aus. „Was für eine Welt werden wir unseren Kindern hinterlassen?“ fragte der Europarat damals die europäischen Staatsbürger.

Vierzig Jahre später ist immer noch keine Verbesserung in Sicht, ganz im Gegenteil: Eine Kollision zwischen der Menschheit (und ihren kulturellen, technologischen, wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen) und den Grenzen unseres Planeten scheint nicht mehr vermeidbar zu sein.

Im Juli 2002 fand der Weltgipfel von Johannesburg statt. Weder die Vereinten Nationen, noch die Vertreter aus aller Welt und noch weniger der Planet selbst hatten Grund zur Freude… Die Indikatoren hatten sich weiter verschlechtert.
Da erinnerten sich die Vereinten Nationen plötzlich an die Schlüsselrolle der Bildung!

Aus diesem Grund beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen dann auch, den Zeitraum von 2005 bis 2014 zur Dekade der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu ernennen.

Eine eher begrenzte Zeitspanne, um die entscheidende Wende fest zu verankern, für die unsere Erziehungssysteme die Hoffnungsträger sind. Ein paar Jahre, in denen wir auf die Unterstützung dieses weltweiten Willens zählen können, den Kindern und Jugendlichen freiwillig die Verantwortung übergeben für die Werkzeuge, die sie benötigen, um ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen, zu den begrenzten Ressourcen unseres Planeten, zu den gefährdeten Lebensmechanismen auf Erden sowie unsere Beziehungen zu den Wissenschaften, Technologien, wirtschaftlichen, ethischen und politischen Entscheidungen anzupassen.

Andere haben bereits vor uns und womöglich viel zutreffender die Schwere, den Umfang und die Dringlichkeit analysiert …

Den Kindern und Jugendlichen sowie den Personen, die sie umgeben, beraten, motivieren, begleiten, leiten, lehren, informieren und bilden, müssen die Mittel gegeben werden, um folgende Frag beantworten zu können: „Was für Kinder hinterlassen wir unser Welt?“ 

Die Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die einzige Chance für die Menschheit, die letzte Chance für unseren Planeten!

Uns wurde das außergewöhnliche Privileg zuteil, im Rahmen dieser Arbeit, tausende Informationen zu erheben, unzählige Stellungnahmen gegenüberzustellen, Kernfragen über hunderte Stunden hinweg zu besprechen und vor allem zahlreichen Personen zu begegnen, die sich der Herausforderungen bewusst sind und sie freiwillig und mit Begeisterung annehmen.

Wir möchten andere anstecken und inspirieren, aber auch die Diskussion sowie ethische, politische und kulturelle Überlegungen anfachen.

Vor allem aber streben wir danach, immer mehr Akteure des Bildungssektors von der Notwendigkeit zu überzeugen, einen globalen Erziehungsansatz auszuarbeiten, in dem die Erziehungsbereiche interagieren, und die wie die ersten Astronauten, die bewundernd auf einen mit Leben bedeckten Planeten blickten, den Jungen und Mädchen unserer Schulen helfen, global zu denken und die Komplexität zu erfassen.
Dies ist eine aufregende Herausforderung für unsere Gesellschaft und unsere Schulen und zugleich eine einzigartige Gelegenheit, insbesondere für den berufsbildenden und technischen Bildungssektor.

Eine lebensfähige, lebenswerte und nachhaltige Welt sowie eine gerechte, partizipative und egalitäre Gesellschaft sind abhängig von den zahlreichen Lebens- und Arbeitsräumen, die im Nachhaltigkeits-Handbuch angesprochen werden.

Jean-Michel LEX