Nachhaltigkeits-Handbuch

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I.
DIE UNTERNEHMEN
UND DER ABFALL

Die Abfälle in den Unternehmen werden Industrieabfälle genannt, um sie von den Haushaltsabfällen zu unterscheiden.

  • Die Industrieabfälle sind Abfälle, die bei industriellen, kommerziellen oder handwerklichen Aktivitäten entstehen. Sie umfassen daher alle Abfälle aus der Industrie, dem Bausektor, dem tertiären Sektor (Dienstleistungssektor) und auch dem Primärsektor (Sektor, der die nicht verarbeiteten Rohstoffe herstellt).
  • Haushaltsabfälle sind die Abfälle aus den gewöhnlichen Haushaltsaktivitäten (egal, ob sie getrennt oder nicht getrennt eingesammelt werden) sowie die gleichgestellten Abfälle. Die gleichgestellten Abfälle sind industrielle Abfälle, die mit dem Haushaltsabfall vergleichbar sind und in sehr kleinen Unternehmen, in Geschäften, durch Handwerker oder öffentlichen Diensten produziert werden. Die Sektoren, die am meisten davon herstellen, sind die Büros, der Einzelhandel, das Gaststättengewerbe und die Schulen. Die gleichgestellten Abfälle werden von den gleichen Abfallsammlern entsorgt, die auch den Haushaltsabfall mitnehmen.

Die Industrie ist für einen großen Anteil der Abfälle verantwortlich. Abgesehen vom Abfall, der direkt in den Unternehmen produziert wird, müssen auch die Abfälle von Industrieprodukten, die in den Haushalten verbraucht werden, berücksichtigt werden. In Europa werden schätzungsweise 3.500 kg Abfall pro Einwohner pro Jahr in den Industrien produziert, die unsere Verbrauchsgüter herstellen. Zusätzlich müssen 17 Tonnen Rohstoffe pro Einwohner hinzugezählt werden, die jährlich in Europa für unsere Industrien eingeführt werden. Schließlich sind da noch die Minenabfälle und die Abfälle der ersten Verarbeitungsstufe, die in den Erzeugerländern bleiben, die meistens in der Südhalbkugel liegen. Insgesamt wird geschätzt, dass ein Europäer im Durchschnitt 50 Tonnen Ressourcen pro Jahr verbraucht.1

Abgesehen von den großen Abfallmengen, die in der Industrie entstehen, sind mit den Industrieabfällen noch andere Probleme verbunden. Sie können, wenn sie zum Beispiel nicht sachgerecht behandelt werden, der Grund für erhebliche Verschmutzungen sein. Wilde Müllablagerungen setzen zum Beispiel Methan und wasserverschmutzende Stoffe frei; die wilde Abfallverbrennung setzt Schwermetalle und Dioxine frei; bestimmte gefährliche Abfälle schaden der Gesundheit und der Umwelt. Sie müssen daher unter bestimmten Umständen entsorgt werden, um jede Verunreinigung zu vermeiden.

Eine Abfallverbrennungsanlage stößt CO2 aus und trägt dadurch zum Klimawandel bei. Aus diesem Grund wird heute versucht, die Abfallverbrennung zu verbessern und die entstehende Energie wiederzuverwenden, was eine Art der Abfallverwertung wird.

Eine gute Abfallverwaltung bietet heute auch viele Vorteile für die Unternehmen. Wegen der Rohstoffe, die seltener werden und deren Preise in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind, sind die Abfälle heute immer kostbarer. Das Abfallrecycling ist für jedes Unternehmen ein Kernthema, da dadurch Abfälle in neue Rohstoffe verarbeitet werden können. So stellen der Verpackungsabfall, die Zeitschriften, alte Waschmaschinen oder alte Handys eine Rohstoffquelle dar, die für die europäische Industrie immer wertvoller ist.

Durch das Recycling können aber nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld gespart werden, denn Industrieabfälle müssen in teuren Behandlungsverfahren verarbeitet werden, wohingegen sie als Rohstoffe Geld einbringen. Eigentlich sollte man den Begriff „Abfall“ aus dem Wortschatz streichen und ihn durch „Sekundärrohstoffe“ ersetzen. Rohstoffe werden für die erste Verwendung eingesetzt, die Sekundärrohstoffe für alle nachfolgenden Verwendungen.

Durch die Entwicklung neuer Recycling- und Verwertungstechniken werden im Sektor der Abfallverwaltung außerdem Innovationen und Kreativität gefördert. Der Sektor ist heute in vollem Aufschwung und stellt einen Umsatz von über 100 Milliarden Euro in Europa dar. In diesem Sektor, der heute schon europaweit 1,5 Millionen Menschen beschäftigt, werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen.1

Eine gute Verwaltung von Industrieabfällen ist aus verschiedenen Gründen wichtig: Ressourcen werden gespart, die menschliche Gesundheit und die Natur werden geschont, die Unternehmen sparen Geld und Arbeitsplätze werden geschaffen.