Nachhaltigkeits-Handbuch

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DAS UMWELTMANAGEMENTSYSTEM

Ein Umweltmanagementsystem (UMS) ist ein Instrument, mit dem Unternehmen oder Institutionen ihr Management und ihre Umweltleistungen verbessern können. Die Anwendung dieses Instruments geschieht auf Freiwilligenbasis. Es steht jedem Unternehmen frei, ein UMS aufzubauen oder nicht.

Wer kann ein UMS einführen? Natürlich die Fabriken und die großen, mittleren und kleinen Unternehmen aber auch zum Beispiel Restaurants, Krankenhäuser, Gemeinden, öffentliche Verwaltungen oder Schulen.

Das UMS ersetzt dabei aber in keinem Fall die Umweltgesetzgebung, sondern ergänzt sie. Es führt neue Verwaltungsverfahren für den Unternehmensalltag ein sowie einen systematischen und formellen Ansatz.

Ein UMS fördert die Integration der Umweltdimension in die Unternehmensführung.
Es verfolgt drei Zielsetzungen:

  • die Umweltrisiken identifizieren, bewerten und vorbeugen;
  • die Schwächen in den Produktions- und Managementsystemen erkennen;
  • die möglichen Alternativen definieren, um die Umweltleistungen zu verbessern.

Es stehen verschiedene Umweltmanagementsysteme zur Verfügung, wovon ISO 14001 und EMAS am bekanntesten sind.

  • ISO 14001: Diese internationale Norm wurde von der „International Organization for Standardization“ mit Sitz in Genf für die Unternehmen gegründet. Dieses Modell wurde entworfen, um ungeachtet der Größe des Unternehmens und vor allem der geltenden gesetzlichen Anforderungen überall in der Welt anwendbar zu sein. Darin werden keinerlei Anforderungen an die Umweltleistungen gestellt. Es genügt, wenn die Organisationen, die sich zur Umsetzung der ISO 14001 verpflichtet haben, ihre jeweilige Gesetzgebung einhalten und dem Grundsatz des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses ihrer Umweltergebnisse folgen.
  • EMAS („Eco-management and Audit Scheme“): Dabei handelt es sich um eine europäische Verordnung mit strengeren Vorlagen als das ISO-14001-System. Die Organisationen, die sich verpflichtet haben, das EMAS anzuwenden, müssen alle Anforderungen der Verordnung (insbesondere die Konformität mit der Umweltgesetzgebung) erfüllen und die Ergebnisse vorzeigen. Dieses System legt großen Wert auf die behördliche Kontrolle, die Teilnahme der Arbeiter und die Kommunikationen mit der Öffentlichkeit (anhand von jährlichen Umwelterklärungen).

Ein UMS wird in mehreren Schritten eingeführt:

Das grundlegende Prinzip beruht auf dem Modell des „Demingkreises“, der nach dem Theoretiker benannt wurde, der ihn erfunden hat (William Edwards Deming). Er beschreibt einen Prozess in vier Schritten, der in Englisch PDCA-Zyklus genannt wird, (für Plan-Do-Check-Act), was im Deutschen mit “Planen-Umsetzen-Überprüfen-Verbessern” übersetzt werden kann.

Die 5 Schritte des UMS:

  • Vorstufe: Vorherige Umweltanalyse

Bevor ein Unternehmen ein UMS erstellen kann, muss es eine vorherige Umweltprüfung durchführen. Das heißt, dass es eine Bestandsaufnahme macht, um sich ein deutliches Bild über die aktuelle Situation (die Ausgangssituation) und den eventuellen nötigen Verbesserungen zu machen.
Für diese Umweltprüfung müssen zuerst die Ressourcen, die im Unternehmen verbraucht werden (Energie, Wasser, Rohstoffe), und die entstehenden Abfälle identifiziert werden. Sobald dieses Inventar erstellt ist, werden die Angaben mit Schätzungen über die jeweiligen Mengen ergänzt (Wasser- und Energieverbrauch, Mengen verbrauchter Rohstoffe, Abfallmengen usw.). An dieser Stelle kann man auch bestimmte Probleme identifizieren und Verbesserungsvorschläge äußern, um diese Probleme zu beheben oder zu verringern.

  • Erster Schritt: Planung

Bei diesem Schritt muss das Unternehmen eine Umweltpolitik festlegen, in der die Verbesserungsziele definiert werden, die man kurz-, mittel- und langfristig erreichen möchte.

Anschließend muss es die Handlungsprioritäten festlegen und einen Aktionsplan verfassen, in dem die Umsetzung dieser Verbesserungen bestimmt wird. Hierzu identifiziert das Unternehmen Verbesserungsansätze und legt Prioritäten fest. Es benennt die Personen, die mit der Arbeit beauftragt werden, und bestimmt die notwendigen Mittel und Arbeitsfristen.

Ein Aktionsplan legt für jede identifizierte Verbesserung Folgendes fest: Wer macht was? Mit wem? Wie? Innerhalb welcher Frist?

Wer? Was? Mit wem? Wie? Wann?
Aufgabe 1
Aufgabe 2
Aufgabe 3
  • Zweiter Schritt: Umsetzung

Das Unternehmen setzt seinen Aktionsplan um. Daran müssen sich alle betroffenen Partner beteiligen. Das Unternehmen organisiert regelmäßig Sitzungen, auf denen die Fortschritte des Aktionsplans mitverfolgt werden können und eventuelle Probleme erkannt und schnellstmöglich behoben werden.

  • Dritter Schritt: Überprüfung

Nach der Durchführung des Aktionsprogramms muss die ausgeführte Arbeit bewertet werden und muss geprüft werden, ob die zu Beginn festgelegten Ziele auch tatsächlich umgesetzt worden sind. Das geschieht im Rahmen eines Audits. Bei einem Audit kann die Umsetzung des Aktionsprogramms im Allgemeinen überprüft werden und wird begutachtet, was gut und was weniger gut funktioniert hat und was die Gründe hierfür sind. Danach kann ein neuer Aktionsplan erstellt werden, mit dem neue, strengere Anforderungen gestellt werden können.

Im Unternehmen findet eine solche Prüfung zuerst im Rahmen eines internen Audits (das durch die Personalmitglieder durchgeführt wird), dann im Rahmen eines externen Audits (das durch den Auditor einer anerkannten Prüfstelle durchgeführt wird) statt. Im Anschluss an das externe Audit erhält das Unternehmen, wenn alle im Vorfeld festgelegten Bedingungen erfüllt sind, ein Zertifikat, das ein Jahr (für EMAS) oder 3 Jahre (für ISO) gültig ist.

  • Vierter Schritt: Verbesserung

Je nach den Ergebnissen der Bewertungen und der Schlussfolgerungen des internen und des externen Audits wird die Abweichung zwischen den festgelegten Zielsetzungen (was hätte erreicht werden sollen) und den tatsächlich erreichten Zielsetzungen (was umgesetzt wurde) gemessen. Wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sind, werden Verbesserungsaktionen entschieden.

Ein UMS ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Wenn also die am Anfang festgelegten Ziele erreicht worden sind, werden neue, ehrgeizigere Ziele festgelegt. Diese Zielsetzungen werden dann in einem neuen Aktionsplan festgehalten, der auch wiederum umzusetzen ist, sodass der Demingkreis sich immer weiter dreht.

Grafik eines UMS:

 

Die Umweltmanagementsysteme sind nicht die einzigen Instrumente, mit denen die nachhaltige Entwicklung in die Unternehmensverwaltung integriert werden können. Es gibt andere, kostengünstigere Alternativen, die sich häufig einfacher an die Art, die Größe und die Aktivitäten sowie an die finanziellen Möglichkeiten eines Unternehmens anpassen lassen.

Die Brüsseler Unternehmen können zum Beispiel den Ansatz „Entreprise écodynamique” (ökodynamisches Unternehmen) wählen, der billiger und nicht so streng ist wie der klassische Ansatz des UMS.

Das Label „Entreprise écodynamique“ ist eine Initiative des Brüsseler Instituts für Umweltverwaltung (IBGE – heute „Bruxelles Environnement“). Dabei handelt es sich für die Region Brüssel-Hauptstadt um eine offizielle Anerkennung der guten Praktiken der Umweltverwaltung in den Unternehmen. Es belohnt den Umwelteinsatz und den Fortschritt der Unternehmen in den Bereichen der Abfallverwaltung, die rationelle Energienutzung, die Verwaltung der Arbeitermobilität, …

Dieses Label wird für 3 Jahre erteilt und spornt die Brüsseler Unternehmen und Organisationen dazu an:

  • sich freiwillig für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess ihrer Umweltleistungen zu verpflichten,
  • schrittweise ein Umweltmanagementsystem einzuführen.
Mehr Infos?

Das Label „Entreprise écodynamique“ ist kostenlos und richtet sich an alle Unternehmen: große und kleine, private oder öffentliche, Vereine oder nicht marktbestimmte Vereinigungen aus allen Sektoren. Die einzige Voraussetzung ist, dass der Gesellschaftssitz in der Region Brüssel-Hauptstadt liegen muss.