DER FAIRE HANDEL
Die ersten Initiativen des fairen Handels sind auf die Jahre 1940 in den Vereinigten Staaten zurückzuführen, wo mehrere Vereinigungen begannen, Handel mit den ärmeren Gemeinschaften aus südlichen Ländern zu betreiben, indem sie der Logik „Trade, not aid“ folgen, was soviel bedeutet wie „Handel statt Hilfe“.
Bei dieser Logik geht es darum, diesen Gemeinschaften aus dem Süden vorzuschlagen, ihre Produkte im Norden zu vermarkten, indem ihnen eine gleich bleibende Nachfrage und eine faire Vergütung garantiert werden. So werden aus den armen Gemeinschaften mit einer passiven Rolle von Hilfsempfängern aktive Handelspartner.
In Europa wurde das erste faire Geschäft im Jahr 1969 in den Niederlanden eröffnet. Danach breitete sich das Konzept schnell auf andere Länder aus. In Belgien setzte sich die NGO OXFAM besonders schnell durch dank ihres Konzepts der „Weltläden“ („Magasins du Monde“).
Heute hat sich der faire Handel dank einer kohärenten Organisation und der Überwachung der gesamten Produktionskette zu einem wahren Handelssektor entwickelt. Prüfstellen (auch Zertifizierungsorganisationen genannt) garantieren die Rückverfolgbarkeit der Produkte und verpflichten zu einer Reihe von Praktiken wie zum Beispiel die sofortige Bezahlung der Produkte, damit die Hersteller selbst ihre eigenen Fristen und Investitionen zahlen können.
Dank dieser Garantien hat der faire Handel einen immer größeren Erfolg. Der Anteil der verkauften Produkte steigt ständig und das angebotene Produktsortiment wird immer größer. (Heute werden in Belgien über 5.000 faire Produkte angeboten). Die Produkte aus dem fairen Handel findet man heute nicht nur mehr in den Fachgeschäften (Oxfam oder andere), sondern auch immer öfter in den Supermärkten.
Die internationalen Kriterien des fairen Handels werden von der Fairtrade Labelling Organisations International (FLO) festgelegt, die sich mit den Herstellern abspricht. Diese Kriterien stützen sich auf die drei Säulen der nachhaltigen Entwicklung. Sie betreffen:
- Ein gerechter Mindestpreis, der zusätzlich zu den Herstellungskosten auch die sozialen und umweltbezogenen Kosten deckt, sowie eine Vorfinanzierung von 50% der Bestellungen und einen langfristigen Partnervertrag mit den lokalen Herstellern.
- Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken und auf den Plantagen dank eines gesetzlichen Mindestlohns und die Anwendung der Konventionen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation). Dies beinhaltet die Vereinigungsfreiheit, die Beseitigung jeder Form der Kinder- und Zwangsarbeit sowie die Diskriminierung.
- Die umweltfreundliche Entwicklung, die sich auf das Verbot von GVO und 118 Schädlingbekämpfungsmitteln, den Schutz des Wassers und der ökologisch sehr wertvollen Ökosysteme wie der Regenwald, den Kampf gegen die Erosion, die Abfallverwaltung usw. stützt.
- Die Anweisung einer Entwicklungsprämie, die die Verwirklichung zahlreicher sozialer Verbesserungen und Gemeinschaftsprojekte ermöglicht, wie zum Beispiel die Gründung von Schulen und Gesundheitszentren, den Bau von Brücken und Straßen, die Bohrung von Brunnen oder auch die Verbesserung des Nährwerts dank der landwirtschaftlichen Diversifizierung. So haben die Erträge aus dem fairen Handel manchmal einen positiven Einfluss auf die ganze Herkunftsregion der Produkte.
Dank des fairen Handels kann ein Kaffeebauer seinen Kaffeepreis im Vergleich zum herkömmlichen Sektor vervierfachen.
Woran erkennt man ein Produkt aus dem fairen Handel?
Produkte aus dem fairen Handel erkennt man an mehreren Labels, die jeweils einer besonderen Zertifizierungsorganisation zugehören, die alle Produktionsschritte überprüft, damit garantiert werden kann, dass die Produkte mit den Grundsätzen des fairen Handels übereinstimmen.
Alle diese Labels gehören dem Dachverband der FLO (Fair Trade Labelling Organisations international) an, die sie in der Europäischen Union und auf internationaler Ebene harmonisiert und auch Kontrollen durchführen kann.
In Belgien ist Max Havelaar die bekannteste Zertifizierungsorganisation.
Max Havelaar zertifiziert in diesem Rahmen nur Produkte und keine Supermärkte, Marken oder multinationale Unternehmen.
Über 60 Produktlieferanten in Belgien sind bislang für mindestens eines ihrer Produkte mit dem Max-Havelaar-Label ausgezeichnet worden.
Mehr Infos?
Für alle, die sich eingehender mit dem Thema des fairen Handels befassen möchten:
- www.maxhavelaar.be
- www.fairtrade.net (Webseite der FLO)
- www.omdm.be (Webseite von Oxfam Magasins du Monde, auf Französisch)
- www.oit.org
- www.ifat.org
- www.fairtrade-deutschland.de (auf Deutsch)
Die Broschüre „Le commerce équitable pour les nuls“, ist kostenlos erhältlich in den „Magasins du Monde“ von Oxfam (auf Französisch).
Es besteht ein Unterschied zwischen dem ethischen Handel und dem fairen Handel.
- Der ethische Handel ist ein Handel, der die Belange der südlichen Hersteller achtet. Das bedeutet, dass die Hersteller aus dem Süden freie Handelsbeziehungen führen und ihre Preise bei gerechten Verhandlungen festlegen können, wodurch eine angemessene Vergütung der Arbeit und der Risiken zustande kommt. Die Produktionsbedingungen garantieren, dass die Würde der Arbeiter und ihre Umwelt geachtet werden. Der ethische Handel garantiert mindestens die Einhaltung der Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
- Der faire Handel geht einen Schritt weiter als der ethische Handel. Seine Zielsetzung ist die Beteiligung der benachteiligten, kleinen Hersteller und Handwerker an der Entwicklung, indem er vorteilhafte Handelsbedingungen anbietet.
Der Unterschied zwischen dem ethischen und dem fairen Handel ist nicht immer deutlich und häufig ist er dem Verbraucher unklar. Wichtig ist nur zu wissen, dass die Produkte mit dem Max-Havelaar-Logo aus dem fairen Handel kommen.
Auch die biologischen Labels und die fairen Labels führen zu Verwirrung: Ein Produkt kann zwar ein Bio-Label aber kein Label des fairen Handels tragen, oder es kann bio und fair, oder nur fair sein, was immer eine andere Bedeutung hat.