Nachhaltigkeits-Handbuch

Ile flottante 01

II.
ABFALL UND UMWELT

1. Abfälle sind eine direkte Quelle für Umweltverschmutzung

Abfälle, die nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, enden meist in der freien Natur wo sie eine visuelle und olfaktorische Belastung darstellen. Wenn sie sich zersetzen, werden ihre Bestandteile (Kunststoffpartikel, bestimmte Moleküle usw.) freigesetzt und verunreinigen die Umwelt. Diese Bestandteile bleiben für mehr oder weniger lange Zeit in der Natur erhalten. Hier einige Beispiele:

Müllinseln im Meer

Mitten auf den Ozeanen schwimmen derzeit drei gewaltige „Inseln“ aus Plastikabfallstoffen (zwei im Pazifik und eine im Atlantik). Es sind die Meeresströmungen, die die Kunststoffabfälle (Schiffsteile, Fischnetze, Stopfen, Kunststofftaschen, Flaschen, Puppen, Feuerzeuge, Zahnbürsten, …) anschwemmen, die sich anschließend in den ruhigeren Gewässern im Zentrum der Strömungswirbel ansammeln.
Ein Teil dieses Plastikmülls wird direkt von Schiffen oder Bohrinseln aus in die Ozeane geworfen, aber der Großteil (etwa 80%) stammt von Abfällen, die auf dem Festland in der freien Natur entsorgt wurden (von wo aus sie mit dem Niederschlagswasser und den Flüssen in die Meere gespült werden).
Die größte dieser „Inseln“ ist der Große Pazifikmüllfleck („the great pacific garbage patch“). Dem Ozeanographen Charles Moore, der dieses Phänomen untersucht, zufolge erstreckt sich dieser Fleck über 3,43 Millionen Quadratkilometer (d.h. sechs Mal die Fläche Frankreichs) und ist stellenweise bis zu 30 Meter dick. Er schätzt das Gewicht dieses schwimmenden Mülls auf 3,5 Millionen Tonnen. Die Dichte der Plastikpartikel ist dort 6 Mal höher als die Dichte des Planktons, d.h. 6 Tonnen Plastik für eine Tonne Plankton.
Die Plastikteile sind nicht biologisch abbaubar, zersetzen sich aber unter dem Einfluss der Sonnenstrahlen in kleinere Teile. Diese kleinen Plastikteile (Polymere) sind manchmal mikroskopisch klein und werden von vielen Tieren gefressen, die glauben, dass es sich um Nahrung handelt. Sie verstopfen die Atem- und Verdauungswege dieser Tiere und ihre chemischen Bestandteile verursachen schwere Vergiftungen, die über die Nahrungsmittelkette bis zum Menschen gelangen können. Man geht davon aus, dass heute bereits rund eine Million Meeresvögel und 100.000 Meeressäugetiere und Meeresschildkröten verendet sind, weil sie Plastikteile gefressen haben oder im Abfall erdrosselt wurden.

2. Die Abfallverarbeitung und ihr Einfluss auf die Umwelt und die Gesundheit

Die gesamte Abfallverarbeitungskette hat Folgen für die Umwelt:

Die Abfallsammlung in den Haushalten und der Transport zu den Abfallsortierungsanlagen, die Abfallverbrennungsanlagen und die Mülldeponien verbrauchen Energie und setzen Treibhausgase frei. Sie verschmutzen die Luft (Abgase), verursachen Lärm und schlechte Gerüche und beschädigen die Straßen.

Die Abfalllagerung benötigt die Verfügbarkeit von Bodenflächen (vorübergehend im Fall von Sortierungsanlagen oder langfristig im Fall von Deponien).

Die Mülldeponien verunstalten die Landschaft (Besetzung des Bodens, visuelle Verunreinigung und Gestank, …). Bei der Zersetzung des Abfalls entstehen Methan, ein kräftiges Treibhausgas, und giftige Elemente (wie Schwermetalle), die den Boden und das Grundwasser verunreinigen. In der Wallonischen Region wurde eine strikte Gesetzgebung erlassen, um die negativen Folgen der Mülldeponien (die fortan „technische Vergrabungszentren“ oder TVZ genannt werden) weitestgehend zu reduzieren. Diese TVZ sind so organisiert, dass ihr Einfluss auf die Umwelt so gering wie möglich ist. Der Boden und die Wände sind wasserdicht, das Sickerwasser (bei Niederschlag) wird aufgefangen und gereinigt, und die bei der Zersetzung des organischen Abfalls entstehenden Gase werden eingefangen und entsprechend verarbeitet. Und trotzdem ist die Einrichtung solcher Anlagen keine zufriedenstellende Lösung, da der dort vergrabene Abfall langfristig vorhanden bleibt.

Die Verbrennung des Abfalls setzt Giftstoffe frei (zum Beispiel persistente organische Schadstoffe wie Dioxin), die sich in der Luft verbreiten und später den Boden oder das Wasser verunreinigen. Obschon die Abfallverbrennungsanlagen in der Wallonischen Region mit hochtechnologischen Anlagen ausgestattet sind, mit denen die Ausstöße entstaubt, gewaschen oder die Salzsäure (die insbesondere bei der Verbrennung von PVC-Kunststoff entsteht) neutralisiert werden können, können die giftigen Ausstöße dennoch nicht vollständig vermieden werden. Die Verbrennungsrückstände (Asche und Filterrückstände) stellen noch 30% der Masse der verbrannten Abfälle dar. Sie können die gleichen Giftstoffe enthalten, wie die Ausstöße selbst. Sie werden in den TVZ deponiert und die Gefahr besteht weiterhin, dass diese Substanzen in die Umwelt gelangen.

Die Lagerung in TVZ ist daher die allerletzte Etappe in der Abfallverarbeitung und betrifft nur die Abfälle, die nicht durch Recycling, Kompostierung oder Verbrennung verwertet werden können.

3. Die gefährlichen Abfälle, eine besonders große Umweltbedrohung

Bestimmte Abfälle stellen je nach der Art ihrer Bestandteile und je nach ihren Eigenschaften eine besondere Gefahr für den Menschen oder für die Umwelt dar und werden daher als gefährlich eingestuft. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Abfälle, die Schwermetalle enthalten (Blei, Kadmium, Quecksilber, Arsen, …), Kohlenwasserstoffe, explosive, brandfördernde oder leicht entzündbare Abfälle, ätzende Abfälle usw.

Der Großteil der gefährlichen Abfälle stammt aus der Industrie. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Abfälle aus der Eisenhüttenindustrie, tierische Nebenprodukte, säurehaltige Lösungen und Abfälle aus der chemischen Industrie, Schredderabfälle, verunreinigte Böden, Klärschlämme, … Auch Krankenhausabfälle gehören zu den gefährlichen Abfällen.

Ein kleiner Anteil der gefährlichen Abfälle besteht aus Haushaltsmüll. Das sind Altöl, Farben, Tinten (Druckerpatronen), Leim, Lacke, Lösungsmittel (White Spirit, …), verunreinigte Verpackungen, Batterien usw. Sie stellen nur einen kleinen Teil unseres Abfalls dar (etwa 1%), können aber genauso giftig sein, wie der ganze restliche Müll zusammen.

Wenn sie mit den anderen Abfällen entsorgt werden, erhöhen sie erheblich die Belastungen durch die Verbrennung und die Deponien. Werden sie im Abfluss entsorgt, stören sie den Betrieb von Kläranlagen und verunreinigen das Wasser. Es kommt nicht selten vor, dass sie im Garten, in Flüssen oder am Straßenrand entsorgt werden.

Die gefährlichen Stoffe müssen richtig gesammelt und entsorgt werden, um jede Belastung für die Umwelt zu vermeiden. In der Wallonie werden die gefährlichen Stoffe aus den Haushalten in Altstoffdepots (auch bekannt unter dem Namen „Containerpark“) gesammelt oder von einer durch die Wallonische Region anerkannten Gesellschaft zur Vernichtung entsorgt. In der Region Brüssel-Hauptstadt können die gefährlichen Abfälle aus dem Haushalt bei den Coins verts oder durch ein anerkanntes Unternehmen entsorgt werden.

Es ist verboten, gefährliche Abfälle mit dem Haushaltsabfall oder im Abfluss zu entsorgen.