III.
Ein nachhaltiger Umgang
mit Abfall im Unternehmen
Der nachhaltige Umgang mit Abfall in einem Unternehmen umfasst mehrere Aspekte:
- Die Abfallkategorien identifizieren
- Den Abfall vermeiden
- Den Abfall wiederverwenden, recyceln und verwerten
- Den Abfall trennen und lagern
- Den Abfall beseitigen
1. Die Abfallkategorien identifizieren
a. Die Abfallkategorien
Die Industrieabfälle werden nach ihren Eigenschaften in drei Klassen aufgeteilt: gefährliche, inerte oder ungefährliche Abfälle.
- Die gefährlichen Abfälle enthalten Stoffe, die dem Menschen und der Umwelt schaden. Sie sind schädlich, giftig, ätzend, explosiv oder entzündbar. Sie schaden der Umwelt und der Gesundheit des Menschen, wenn sie nicht richtig gelagert oder behandelt werden. Beispiele: Abfälle von Chemikalien für die Landwirtschaft, Abfälle aus der Entfettung, die Lösungsmittel enthalten, Motorenaltöl, durch gefährliche Stoffe verunreinigte Lappen, bestimmte Tierabfälle aus den Metzgereien, bestimmte Krankenhausabfälle, asbesthaltiger Bauschutt…
- Die Inertabfälle, die wegen ihrer physischen und chemischen Eigenschaften den Boden, die Luft oder das Wasser zu keinem Zeitpunkt verunreinigen können und auch der Umwelt und der Gesundheit des Menschen nicht schaden können. Sie zersetzen sich nicht, verbrennen nicht und verursachen keine physische, chemische oder biologische Reaktion, durch die die Natur gefährdet werden könnte. Sie stammen vor allem aus dem Bausektor. Beispiele: Abbruchabfälle, Ziegelbrocken, Kies, Steine und auch Schlacke, Aushuberde, Keramikabfall…
- Die ungefährlichen Abfälle sind weder inert, noch gefährlich. Das sind Abfälle aller Art, die nicht im Abfallkatalog genannt werden. Beispiele: Abfälle von Farben auf Wasserbasis, Abfälle aus der Holzverarbeitung (Schreinerei), solange das Holz nicht mit gefährlichen Stoffen behandelt worden ist, Grünabfall, Verpackungsabfall, der keine gefährlichen Stoffe enthalten hat, Karton-, Metall-, Glasabfälle…
Bei jeder Bearbeitungsetappe von Abfällen wie zum Beispiel die Produktion, der Transport, das Sammeln, die Verwertung usw. müssen die geltenden Vorschriften beachtet werden, die von einer Abfallkategorie zur anderen unterschiedlich sind.
Es ist darauf zu achten, dass in einem Container nicht mehrere Abfallarten vermischt werden, weil die Entsorgungs- und Bearbeitungskosten ansonsten erhöht werden.
b. Die Rücknahmepflicht
Für bestimmte Abfälle besteht eine Rücknahmepflicht, damit sie gemäß einem spezifischen und anerkannten Verfahren recycelt werden können. Es handelt sich zum Beispiel um Verpackungsabfall, Altöl (Speiseöl und anderes), Abfälle von Elektro- und Elektronikgeräten, Bleiakkus, landwirtschaftliche Kunststoffe, Beleuchtungsgeräte, Altreifen, …
Die Unternehmen, die für die Herstellung oder den Verkauf solcher Produkte verantwortlich sind, sind verpflichtet, schon ab dem Verkauf für die Sammlung, die Verwertung und das Recycling dieser Produkte Abgaben zu zahlen. Für ein Produkt, das schwierig zu recyceln ist, wird ein höherer Beitrag gefordert.
Für jedes beitragspflichtige Produkt ist ein Sammel- und Recyclingunternehmen zuständig. Hier die Liste der bekanntesten Unternehmen:
2. Den Abfall vermeiden
a. Recycelte Rohstoffe verwenden
Beim Abbau bestimmter Rohstoffe entstehen große Mengen Abfall. Die Verwendung von recycelten Rohstoffen trägt dazu bei, dass diese Abfallmengen reduziert werden.
b. Den Abfall an der Quelle verringern
Einige Beispiele, um die Abfallmengen zu verringern:
- Die Herstellungsverfahren werden derart gewählt und verbessert, dass keine Reste entstehen.
- Das Material wird nur in den Mengen gekauft, die wirklich nötig sind, damit kein Überschuss entsteht, der weggeworfen wird.
- Das Material muss genau gemessen, gewogen und/oder geschnitten werden, damit nichts verschwendet wird und keine Reste entstehen.
- Die Herstellungsreste werden für eine künftige Wiederverwendung behalten.
- Es werden Produkte mit einem nachhaltigen Design (Ökodesign) gewählt und korrekt verwendet, damit sie länger gebraucht werden können.
- Die Ausrüstungen werden gewartet und repariert, bevor sie ersetzt werden.
- Anstelle von Einwegprodukten werden Produkte verwendet, die wiederaufladbar sind.
Beispiel der Abfallvermeidung :
Man kann zum Beispiel Abfall vermeiden, indem die Schablone zum Ausschneiden optimaler entworfen wird. Hier ein Beispiel, wie man eine Pralinenschachtel auf zwei verschiedene Weisen ausschneiden kann. Bei einer rationalen Verwendung des Kartons können 16 anstelle von 12 Pralinienschachteln auf demselben Blatt ausgeschnitten werden.
Die optimale Verwendung des Materials kann heute mit Software-Programmen errechnet werden, wie dies zum Beispiel beim Verlegen von Fliesen…
3. Den Abfall wiederverwenden, recyceln und verwerten
Dieser Schritt besteht darin, für einen Teil oder für das gesamte Material, das im Abfall enthalten ist, eine neue Verwendung zu finden.
a. Die Wiederverwendung
Die Wiederverwendung besteht darin, ein bereits benutztes Material an der Stelle eines neuen Rohstoffs zu verwenden. Man kann ein Material wiederverwenden, indem es für eine Wiederverwendung (gleicher Einsatz) oder für eine Wiederverwertung (neuer Einsatz) benutzt wird. Man spricht von der Wiederverwendung an sich, wenn die Produktionsreste wieder in den Produktionsprozess eingebracht werden. Man spricht von Wiederverwertung, wenn ein Material für eine neue Bestimmung eingesetzt wird. Es gibt zum Beispiel Unternehmen, die Taschen und andere Gebrauchsgegenstände aus fehlerhaften Kunststoffwerbebannern ,die den Kunden nicht verkauft werden konnten, herstellen.
b. Das Recycling
Im Industrierecycling werden die Abfälle so verarbeitet, dass sie an der Stelle von neuen Stoffen eingesetzt werden können (zum Beispiel das Recycling von Papier in der Papierindustrie oder die Herstellung von Schalldämmplatten), oder sie werden aufbereitet, damit sie mit der gleichen Funktion wieder in Umlauf gebracht werden (zum Beispiel: Metalle, Glas).
Bestimmte Stoffe können immer wieder recycelt werden (Metalle, Glas), wohingegen andere nur einige Male recycelt werden können und mit neuen Rohstoffen ergänzt werden müssen (Papier, Karton). Bestimmte Kunststoffe sind nur schwer, manche überhaupt nicht recycelbar. Ihre Verwendung sollte daher möglichst reduziert werden.
c. Die Verwertung
Das ist die gängigste aber von weitem nicht die einfachste Art der Abfallverarbeitung, da sie eine strikte Abfalltrennung, eine sichere Lagerung und die Entsorgung durch einen spezialisierten Abfallsammler voraussetzt. Die meisten Inertabfälle können zu einem geringen Preis verwertet werden. Für die gefährlichen Abfälle ist das nicht der Fall, da sie von einem zugelassenen Abfallsammler entsorgt werden müssen und die Verwertungsverfahren sehr teuer sind.
- Die landwirtschaftliche Verwertung besteht darin, den Abfall als Viehfutter (zum Beispiel: getrocknete Zuckerrübenschnitzel, Biertreber und andere Rückstände aus der landwirtschaftlichen Produktion und der Getreideindustrie) zu verwenden oder ihn als Dünger, Bodenverbesserer oder Bodenstrukturverbesserer auf den Agrarflächen auszubringen (zum Beispiel: Abfälle aus der Eisenhüttenindustrie (Hochofenschlacke), der Zucker- und Papierindustrie (Filterkuchen), der Kläranlagen (Klärschlamm), der Kompostierung organischer Haushaltsabfälle und des landwirtschaftlichen Sektors (tierischer Dünger)).
- Die Verwertung im Bauwesen besteht darin, verschiedene Abfallarten als Material im Hoch- und Tiefbau zu verwenden, in Ergänzung oder anstelle von neuen Materialien.
- Die energetische Verwertung besteht darin, das energetische Potential der Abfälle als Ersatzbrennstoffe zu nutzen, um in Industrieanlagen elektrische oder thermische Energie zu erzeugen.
Es besteht ein Unterschied zwischen der energetischen Verwertung und der Beseitigung durch Verbrennung.
In der energetischen Verwertung werden die Abfälle wegen ihres Heizwerts verwendet. Die Wärme, die durch die Verbrennung erzeugt wird, wird wiederverwendet (für zum Beispiel die Stromerzeugung) und trägt dazu bei, dass kein anderer Brennstoff notwendig ist (Kohle, Gas, Heizöl…).
Bei der Beseitigung durch Verbrennung wird die erzeugte Hitze nicht wiederverwendet und wird vor allem bezweckt, den Abfall zu zerstören.
4. Den Abfall trennen und lagern
Damit der Abfall fachgerecht recycelt oder verwertet werden kann, muss er erst richtig getrennt werden. Die Menge und die Art des getrennten Abfalls hängen vom Sektor und vom Unternehmen ab.
Die Abfälle aus bestimmten kleinen Unternehmen (Handel, Büros…) werden nicht als Industrieabfall eingestuft und können als Haushaltsmüll entsorgt werden.
Die gefährlichen Abfälle müssen durch einen zugelassenen Abfallsammler entsorgt werden, was mit hohen Kosten verbunden ist. Die leicht recycelbaren Abfälle und die Abfälle, für die eine wahre Nachfrage besteht (Papier, Alteisen…) können verkauft werden und bringen Geld ein. Es ist daher im Interesse eines Unternehmens, die Abfälle richtig zu trennen, um die Kosten für die gebührenpflichtigen Abfälle zu senken und die Vorteile aus den Abfällen zu ziehen, die es verkaufen kann.
Eine richtige Abfalltrennung ist aber nur möglich, wenn man die Art der erzeugten Abfälle kennt und weiß, welchem Entsorgungssektor sie zugeführt werden müssen. Denn schließlich sollen diese Entsorgungssektoren nicht durch falsch getrennte Abfälle „verschmutzt“ werden, was ihren Betrieb stören würde.
Mehr Infos?
- Siehe Infoblatt (in Band 4):
„Das Trennblatt für Industrieabfall“
Ratschläge für eine gute Abfalltrennung an der Quelle:
- Die festen von den flüssigen Abfällen trennen.
- Die gefährlichen Abfälle von den anderen Abfällen trennen, um eine Kontaminierung und Mehrkosten für die Bearbeitung zu vermeiden.
- Die unsachgemäße Lagerung der Abfälle vermeiden (manche Abfälle dürfen zum Beispiel nicht in der Nähe bestimmter anderer Abfälle gelagert werden).
Bevor die Abfälle dem angebrachten Verwertungs- oder Bearbeitungssektor übergeben werden können, müssen sie erst im Unternehmen gelagert werden. Eine unsachgemäße Lagerung der Abfälle kann die Gesundheit (durch Einatmen, Kontakt mit gefährlichen Stoffen, Kollisionen, Verletzungen, chemische Reaktion während der Lagerung…) und die Umwelt gefährden (durch Auslaufen von Flüssigkeiten…) oder Brände (durch entzündbare Abfälle) oder eine Explosion verursachen. Deshalb müssen bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um jedes Risiko zu vermeiden.
Ratschläge für eine sachgemäße Abfalllagerung:
- Die Abfälle müssen sachgerecht an einem spezifischen Ort gelagert werden,
- in besonderen Abfallcontainern pro Abfallart;
- in resistenten, angemessenen Behältern;
- mit einem begrenzten Volumen und Gewicht;
- die leicht zu öffnen sind (zum Beispiel mit Pedalöffnung);
- mit einer richtigen Beschriftung: Angabe des Inhalts, Gefahrensymbol(e), Datum;
- vorzugsweise an einem überdachten und gut belüfteten Ort;
- geschützt vor Sonnenstrahlen und Hitzequellen;
- in verschlossenen Schränken.
- Für die gefährlichen Abfälle müssen die besonderen Bedingungen eingehalten werden (zum Beispiel für entzündbare Produkte). Sie müssen an Orten gelagert werden, die speziell hierfür eingerichtet worden sind, und dürfen nicht mit dem anderen Abfall gelagert werden.
- An Hitzequellen können Brände entstehen. Wenn diese Brände in der Nähe von nicht sachgemäß gelagerten Abfällen (zum Beispiel entzündbare gefährliche Produkte oder Kartons) entstehen, können diese Abfälle Brände begünstigen.
5. Den Abfall beseitigen
Die Abfallbeseitigung beinhaltet, dass der Abfall entweder zerstört wird (durch biologischen Abbau oder Verbrennung ohne Energierückgewinnung) oder endgültig auf oder unter dem Boden deponiert wird (durch Endlagerung in Technischen Entsorgungszentren, Pflanzenkläranlagen oder Versenkung). Diese Behandlungen sind die letzten Schritte in der Abfallverwaltungskette und sind nur anzuwenden, wenn die Abfälle weder recycelt, noch anderweitig verwertet werden können.
Mit der Abfallbeseitigung wird das Ziel verfolgt, die Risiken einer Umweltverschmutzung durch diese Abfälle zu vermeiden. Bei bestimmten Verfahren verringert sich die Menge und das Volumen der Abfälle, indem sie zu ungefährlichen Stoffen verarbeitet werden, die sicher widerverwendet oder beseitigt werden können. Durch die Beseitigungsverfahren werden die Abfälle selten vollkommen beseitigt, fast immer bleibt ein Rückstand übrig, der dann in Endlagern beseitigt wird.
Die Abfallverbrennung ist die häufigste Form der Abfallbeseitigung. Unter Verbrennung versteht man die Behandlung der Abfälle in einer Anlage, die für die Zerstörung der Abfälle durch Verbrennung ohne Energierückgewinnung errichtet wurde. Bei der Verbrennung entsteht Asche, die in Mülldeponien gelagert werden muss.
Die endgültige Lagerung in Technischen Entsorgungszentren (TEZ) ist die letzte Etappe in der Abfallverwaltung. Die TEZ sind Sonderanlagen, die derart entworfen sind und kontrolliert werden, dass die Umwelt nicht verschmutzt werden kann. Sie werden entweder privat oder durch die öffentliche Hand verwaltet (Gemeinden und Interkommunale).
Je nach der Herkunft und der Art der Abfälle werden die TEZ in vier Klassen aufgeteilt:
Manche Unternehmen verfügen über eigene Abfallbeseitigungsanlagen (meistens Abfallverbrennungsanlagen, die speziell für die Abfälle des Unternehmens entworfen wurden) oder individuelle Mülldeponien (TEZ Klasse 5). Für diese Abfallbehandlungs- und Abfallbeseitungsaktivitäten ist eine Genehmigung der regionalen Behörden nötig.
Ratschläge für eine gute Abfallbeseitigung:
- Abfälle, die nicht verwertet werden können, müssen angemessen und unter Einhaltung der geltenden Gesetzgebung beseitigt werden (siehe Seite 4). (Auf keinen Fall darf man diese Abfälle selbst verbrennen oder sie wild in der Natur entsorgen!).
- Die gefährlichen Abfälle müssen über einen zugelassenen Abfallsammler entsorgt werden.
- Bei der Lagerung gefährlicher Abfälle vor ihrer endgültigen Beseitigung sind die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
- In der Wallonischen Region werden bestimmte Abfälle von zugelassenen Unternehmen entsorgt (zum Beispiel: PMC, Altöl, Leuchtstoffröhren…)