I.
DAS UNTERNEHMEN ALS
WIRTSCHAFTLICHER AKTEUR
Unser aktuelles Wirtschaftsmodell besagt, dass ein Unternehmen in allererster Linie Gewinne einfahren muss. Die strategischen Entscheidungen der Unternehmen werden daher in vielen Fällen aufgrund von finanziellen Überlegungen getroffen, die auf eine Kostenreduzierung und eine Ertragssteigerung abzielen.
Diese sehr beschränkte Ansicht der Realität kann sehr weitläufige Folgen haben. Ein Unternehmen, das nur wirtschaftliche Ziele verfolgt, wird sich dadurch gezwungen sehen, die Rohstoffe zu den billigsten Marktpreisen zu erwerben. Um diese Rohstoffe aber billig anbieten zu können, müssen die Hersteller auch ihrerseits die Betriebskosten senken. Was bedauerlicherweise häufig zum Nachteil der Arbeitnehmer und der Umwelt geschieht. Einige Hersteller greifen zum Beispiel auf Kinderarbeit zurück, bieten Arbeitslöhne unter dem Existenzminimum an und gewähren nur begrenzt soziale Sicherheit. Während der Rohstoffförderung werden häufig die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiter und Anrainer missachtet. Abholzung, Ableitung von verunreinigtem Abwasser, Luft- und Bodenverschmutzung, Verwendung gefährlicher Produkte ohne Schutzmaßnahmen, Zerstörung der Ökosysteme, … gehören oft zu den Folgen.
Eine weitere Auswirkung dieser Logik des Gewinns um jeden Preis ist die Verlagerung von bestimmten Produktionslinien in Länder, in denen die Arbeitslöhne niedriger sind als in Belgien. Die Schließung belgischer Produktionsstätten bedeutet, dass viele Arbeiter hier arbeitslos werden und die Unsicherheit und Armut in Belgien wächst.
Die nachhaltige Entwicklung veranlasst die Unternehmer dazu, über die rein wirtschaftlichen Ziele hinwegzublicken und die Umwelt- und Sozialaspekte mit einzuschließen. Wie die Gesellschaft stellt sich auch die Unternehmerwelt Fragen über ihre Verantwortung. Immer mehr Unternehmen werden sich der Bedeutung der sozialen und umweltbezogenen Auswirkungen ihrer Aktivität bewusst. Diese Dimensionen sind für jeden, der in unserer heutigen Welt nach Erfolg strebt, Schlüsselkriterien. Das verstehen auch die Unternehmen, die immer häufiger diesem Trend folgen.
Aber was bedeutet es für ein Unternehmen, die „nachhaltige Entwicklung zu integrieren“?
Ein Unternehmen, das sich für eine nachhaltige Entwicklung entschieden hat, stellt sich Fragen zu drei Schwerpunkten:
- die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens,
- die umweltbezogene Leistung des Unternehmens,
- die soziale Leistung des Unternehmens.
Ziel ist es, in jedem der drei Bereiche gut abzuschneiden, ohne einen Bereich zugunsten der beiden anderen vernachlässigen zu müssen.
Es handelt sich daher auf keinen Fall darum, die Rentabilität des Unternehmens zu opfern, sondern eine globale Überlegung über ihre Auswirkungen in allen Ebenen zu führen und die ökologischen und sozialen Leistungen zu verbessern.
Für viele Unternehmen ist es schwierig, von heute auf morgen auf nachhaltige Aktivitäten umzusteigen, vor allem weil dies erhebliche Kosten verursachen kann. Langfristig birgt es jedoch viele Vorteile:
- Das Unternehmen kann dadurch zu einem gesellschaftlichen Projekt beitragen, das darin besteht, die Umwelt zu schützen und das Wohlbefinden künftiger Generationen zu gewährleisten. Aber es ist auch eine große Verpflichtung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Sicherung des langfristigen Fortbestehens des Unternehmens.
- Ein Unternehmen, das die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung achtet, kann einen proaktiven Ansatz wählen, durch den es sich schneller an den gesellschaftlichen Wandel anpasst und besser auf die nachhaltigen Anforderungen der Kunden eingeht (Labels, Umweltschutzklauseln, Sozialchartas…). So pflegt ein Unternehmen sein Markenzeichen gegenüber seinen Partnern (Kunden, Lieferanten, Aktionäre, Anrainer usw.) und konsolidiert seine Marktposition.
- In vielen Fällen wird festgestellt, dass die Unternehmen, die den nachhaltigen Weg einschlagen, erhebliche Einsparungen verbuchen können. Bestimmte Kosten können reduziert werden (Rohstoffe, Energie, Abgaben auf Emissionen, Abfallverwertung, Versicherungen usw.) und die Motivation der Arbeitnehmer kann verbessert werden.
Die Unternehmerwelt und die Industrie bilden kein homogenes Gefüge. Ein SKU (sehr kleines Unternehmen) verfügt nicht über die gleichen Mittel und den gleichen Handlungsspielraum, um die nachhaltige Entwicklung in seine Prozesse einzubinden, wie ein sehr großes Unternehmen. Es ist offensichtlich, dass die Bemühungen, die nachhaltige Entwicklung in die Strukturen und Infrastrukturen eines Unternehmens zu integrieren, sich sehr stark von einem Fall zum anderen unterscheiden.
Man muss aber kein multinationaler Konzern sein, um sich für die nachhaltige Entwicklung zu interessieren: Jede wirtschaftliche Aktivität ist davon betroffen und jeder Beteiligte (Unternehmensleiter, Arbeitnehmer, Selbständiger usw.) kann eigenständig handeln. Dabei sind nicht notwendigerweise große Investitionen erforderlich, sondern genügt es manchmal, die alten Gewohnheiten in Frage zu stellen und die Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.
Die Einführung eines Mobilitätsplans für das Personal, die Einrichtung einer Brachfläche als Schutzzone für die Artenvielfalt oder eine Partnerschaft mit dem Caterer aus der Nachbarschaft, um den Mitarbeitern eine ausgewogene Ernährung anzubieten, und die Wahl eines Anbieters von grünem Strom, um nur einige Beispiele zu nennen, sind Handlungen, die nicht viel kosten und in Reichweite eines jeden Unternehmens sind und dennoch einen ersten nachhaltigen Akzent setzen.
Ob es sich um die Entwicklung eines neuen Produktes, die Wahl des Niederlassungsortes, den Bau oder die Einrichtung eines Gebäudes, den Kauf oder den Ersatz einer Maschine, die Wahl eines Transport- oder Produktionsmodus oder auch die Bestellung von Zubehör usw. handelt, manchmal genügen schon ein innovativer Gedanke und der Wille alte Gewohnheiten abzuwerfen, um mit seinem Unternehmen den Weg der Nachhaltigkeit einzuschlagen.