II.
DAS UNTERNEHMEN ALS
ÖKOLOGISCHER AKTEUR
Alle wirtschaftlichen Aktivitäten haben einen doppelten Einfluss auf die Umwelt: Sie beziehen natürliche Ressourcen aus der Umwelt (Rohstoffe, Energie, Wasser, Boden…), die sie für ihren Betrieb brauchen, und werfen Abfälle ab (Abwasser, Rauch, Staub, …). So tragen sie zur Umweltbelastung bei.
Um die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt besser darstellen zu können, unterscheidet man zwischen den „eingehenden“ und „ausgehenden“ Stoffen.
- Die „eingehenden Stoffe“ sind die natürlichen Ressourcen und die Rohstoffe, die in das Unternehmen eingehen und dort in den Herstellungsverfahren und im täglichen Betrieb verwendet werden.
- Die „ausgehenden Stoffe“ sind alle Elemente, die das Unternehmen verlassen. Dabei handelt es sich nicht nur um die Fertigprodukte, sondern auch um die Abfälle und die Verunreinigungen in der Form von festen, flüssigen und gasförmigen Ausstößen sowie um akustische, visuelle und Geruchsbelästigungen.
Diese Grafik zeigt, dass es sich um einen geschlossenen Kreislauf handelt:
- Die Umwelt liefert die natürlichen Ressourcen.
- Der Mensch baut die von der Natur gelieferten Ressourcen ab.
- Die natürlichen Ressourcen bilden die Grundlage aller Herstellungsverfahren.
- In diesen Verfahren werden die Ressourcen in Fertigprodukte verarbeitet.
- Gleichzeitig entstehen Abfälle (feste, flüssige, gasförmige) und Belästigungen (Lärm, visuelle Belästigungen und Gerüche), die sich in und außerhalb des Unternehmens bemerkbar machen.
- Die Rückstände der Herstellungsverfahren verlassen das Unternehmen als Abfälle.
- Die Ausstöße, die Belastungen und die Abfälle schaden der Umwelt und tragen zur Verschlechterung des Wassers, der Luft und des Bodens sowie zum Verlust der Artenvielfalt und zur Klimaerwärmung bei. Gleichzeitig beeinträchtigen sie das Wohlergehen der Arbeiter und Anrainer und schaden der menschlichen Gesundheit.
- In einer durch Verunreinigungen geschwächten Umwelt werden weniger natürliche Ressourcen produziert.
1. Der Verbrauch natürlicher Ressourcen in der Industrie
In jedem Stadium der Herstellung verbraucht ein Unternehmen natürliche Ressourcen.
- Darunter fallen die Rohstoffe, die gefördert, gewaschen, behandelt, (manchmal) verarbeitet, verpackt, gelagert, transportiert usw. werden mussten. In all diesen Etappen wurden Energie, Wasser, andere Rohstoffe oder Hilfsstoffe (chemische Produkte…) eingesetzt.
- Dies gilt auch für die Maschinen und anderen Ausrüstungsgegenstände, die für die Produktion notwendig sind. Diese mussten aus Ressourcen hergestellt werden, mussten verpackt und transportiert werden… und müssen an ihrem Lebensende entsorgt werden.
- Um die Rohstoffe zu Fertigerzeugnissen zu verarbeiten, braucht das Unternehmen Energie, Wasser, Sauerstoff, Platz…
- Die Maschinen und Ausrüstungsgegenstände müssen gewartet und gereinigt werden, was die Verwendung von Ölen, Reinigungsmitteln, Ersatzteilen usw. voraussetzt.
- Sobald das Produkt hergestellt worden ist, muss es behandelt, verpackt, gelagert, transportiert, … werden, was wiederum Ressourcen voraussetzt (wie Verpackungen aus Kunststoff, Holz für die Transportpaletten, Treibstoff für den Transport usw.).
- Sogar beim Verkauf der Güter und Waren werden Ressourcen verbraucht (zum Beispiel für die Beheizung, die Beleuchtung, die Reinigung, die Wartung der Geschäfte oder auch die Kühlung der Waren).
Dies gilt ebenfalls für den Dienstleistungssektor, der keine Güter im engsten Sinne des Wortes herstellt:
- Für die Ausstattung des Büroraums musste Material gekauft werden, das hergestellt, verpackt, transportiert, … werden musste. Gleiches gilt für die Rechner, Kopiermaschinen, das Papier und die Drucktinte sowie für die Büros und Stühle bis hin zum Teppich und der Kaffeemaschine.
- Um Arbeit auszuführen, verbraucht man Energie, um das Büromaterial verwenden zu können, aber auch um die Büroräume zu heizen oder sogar Kaffee zu kochen.
- Die Reinigung der Büros, Werkstätten und Produktionsstätten verbraucht ebenfalls Wasser, Reinigungsmittel, Energie usw.
Wie kann ein Unternehmen Ressourcen sparen?
Wie wir bereits gesehen haben, besteht ein Großteil der in der Industrie verwendeten Ressourcen aus nicht erneuerbaren Ressourcen, die nur in begrenzten Mengen auf der Erde vorhanden sind. Im aktuellen Förderrhythmus laufen wir jedoch Gefahr, dass die Reserven früher oder später erschöpft sind. Deshalb müssen wir unbedingt unseren Ressourcenverbrauch drosseln und mit den Ressourcen sparsamer umgehen, damit auch die künftigen Generationen noch etwas davon haben.
Die Verknappung der natürlichen Ressourcen ist bekanntlich mit einer Erhöhung ihrer Preise verbunden. Wenn wir also sparsam mit den Ressourcen umgehen, können wir auch Geld sparen. Dabei hat der geringere Verbrauch einer Ressource einen sofortigen Einfluss auf die ganze Kette: Abbau und Anbau von Rohstoffen, Transport, Volksgesundheit, Gesundheit der Ökosysteme usw.
Ein Unternehmen kann die Ressourceneffizienz fördern, indem es die Strategie der 4R auf all die Ressourcen anwendet, die es verbraucht.
Die Strategie der 4R besteht aus vier Phasen:
- Reduzierung des Verbrauchs von Ressourcen (Rohstoffe, Wasser und Energie), die in den Produkten enthalten sind, und somit die Verringerung der zum Lebenszyklusende zu entsorgenden Mengen.
- Ersetzender nicht erneuerbaren Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen.
- Wiederverwendungder Rohstoffe oder Ressourcen, um zu vermeiden, dass sie zu Abfall werden und neue Rohstoffe oder Ressourcen verwendet werden müssen.
- Recyceln der Abfälle oder Verwendung recycelter Stoffe. Die Vorteile sind gewaltig: Schutz der Ressourcen, Verringerung des Abfalls und Schaffung von Arbeitsplätzen.
Ein Unternehmen kann die 4R-Strategie in verschiedenen Bereichen anwenden, wie zum Beispiel:
• Im Bereich der Rohstoffe (oder Hilfsstoffe). Bestimmte nicht erneuerbare Stoffe können durch erneuerbare Stoffe oder Stoffe ersetzt werden, die bereits recycelt worden sind (Papier, Plastik, Glas, Metall, …).
• Im Bereich der Herstellungsverfahren. Neue, innovative Herstellungsverfahren verbrauchen häufig weniger Ressourcen, ermöglichen es, einen nicht erneuerbaren Stoff durch einen erneuerbaren zu ersetzen, die Reste wiederzuverwenden oder bestimmte Abfälle zu recyceln usw.
• Im Bereich der Ausrüstungsgegenstände und der Infrastrukturen des Unternehmens. Mit neuen Ausrüstungsgegenständen können weniger Ressourcen verbraucht oder Verschwendungen besser vermieden werden. (Zum Beispiel können durch die Rückgewinnung der Abwärme in Herstellungsverfahren Büroräume geheizt werden.) Leistungsfähige Infrastrukturen (Heizung, Isolation, Drosselventile, …) helfen beim Energie- und Wassersparen.
• Im Bereich der Verhaltensweisen der Arbeitnehmer des Unternehmens. Indem die Angestellten dazu angespornt werden, sparsame Verhaltensweisen anzunehmen. Dies kann bedeuten, dass die Energie oder das Wasser sparsam gebraucht werden oder die Maschinenbedienung angepasst wird, um die Verschwendung von Rohstoffen zu vermeiden.
Die Umweltzerstörung durch die Industrie
Jede menschliche Aktivität hat, ob sie nun wirtschaftlich ist oder nicht, in irgendeiner Weise einen Einfluss auf die Umwelt.
• Der Abbau von Rohstoffen schädigt die Umwelt, setzt meist schädliche Stoffe frei und verursacht diverse Belästigungen (Lärm, Vibrationen, Staub usw.).
• Die verwendeten Rohstoffe und Produkte können unerwünschte Stoffe enthalten sowie Stoffe, die für die Umwelt und die Gesundheit der benachbarten Bevölkerungen sowie für die Arbeiter selbst gefährlich sein können.
• Die unangemessene und falsche Lagerung der Produkte kann das Auslaufen oder das Versickern von Stoffen in die Natur verursachen.
• Die Herstellungsverfahren können Lärmbelästigungen, visuelle Einschränkungen und Geruchsbelästigungen (wie Vibrationen, Lärm, Gestank usw.) verursachen, die die Lebensqualität der Arbeiter und Anrainer verschlechtern. Sie stoßen Stoffe aus, die sich in der Umwelt mit dem Rauch, dem Staub, dem Abwasser und den Produktionsabfällen verbreiten.
• Der Warentransport verursacht Luftverunreinigungen, Lärm und kann zu Unfällen und Ausschüttungen gefährlicher Stoffe in der Natur führen.
• Das fertige Produkt sowie die Produktionsabfälle können gefährliche oder unerwünschte Stoffe enthalten.
• Die Herstellung, der Transport und die Stilllegung von Maschinen und technischen Ausrüstungsgegenständen, die in der Produktion eingesetzt wurden, haben ebenfalls einen Einfluss auf die Umwelt sowie auch die mit den Herstellungsverfahren verbundenen Aktivitäten wie zum Beispiel die Wartung, die Verpackung usw.
Die schädlichen Umwelteinwirkungen der industriellen Aktivität können mehrere Formen annehmen:
• Die Wasserverunreinigung wird meistens durch die Ableitung von Abwasser (das durch chemische oder biologische Schadstoffe verunreinigt ist) oder von Kühlwasser (dessen hohe Temperatur die Temperatur des Wasserlaufs erhöht, in den es abgeleitet wird) verursacht.
• Die Luftverschmutzung wird durch den Ausstoß chemischer Stoffe oder Partikel im Industrierauch, durch den Staub von mineralen oder organischen Stoffen in Mahlvorgängen (wie in den Steingruben) oder durch Wasserdampf, der die Luft über den Kühltürmen oder Schornsteinen erwärmt, verursacht.
• Die Bodenverunreinigung wird durch auslaufende gefährliche Stoffe, unerlaubte Ablagerungen von Material oder Abfällen außerhalb des Unternehmens, durch die Versickerung von verunreinigtem Wasser im Boden oder auch bei Unfällen verursacht.
• Lärm, Vibrationen, Gerüche, … werden durch Herstellungsverfahren und durch den Maschinenbetrieb verursacht oder – hinsichtlich der Gerüche – durch den Einsatz von bestimmten chemischen Stoffen oder biochemischen Verfahren.
• Die Auswirkungen auf die Artenvielfalt (die Fauna und die Flora), die Landschaft, die Sachwerte und das Kulturerbe werden durch die Niederlassung von Unternehmen an bestimmten Standorten verursacht, wo ihre Gegenwart das Tierleben oder die Funktionsweise eines besonderen Ökosystems stört, das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigt oder Nachbarstandorte, frühere Bauten oder ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude entstellen.
• Die Klimaauswirkungen werden durch den Ausstoß von Treibhausgasen verursacht, die den natürlichen Treibhauseffekt, der für den Klimawandel verantwortlich ist, verstärken.
• Die gesundheitlichen Auswirkungen: Jede Auswirkung auf die Umwelt kann auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitnehmer, der Anrainer und der gesamten Bevölkerung haben.
Und dann sind da noch die indirekten Umweltauswirkungen!
Dabei handelt es sich um die Umweltschäden, die indirekt mit den Aktivitäten des Unternehmens zusammenhängen. Das sind zum Beispiel die Verunreinigungen, die beim Abbau, der Verarbeitung und dem Transport von Rohstoffen oder bei der Herstellung von Hilfsstoffen, Zubehör und Ausrüstungsgegenständen entstehen, oder auch beim Warentransport oder schließlich im Rahmen der Aktivitäten der Lieferanten oder Zulieferer.
3. Wie kann ein Unternehmen seine Umweltauswirkungen einschränken?
Leider ist es nicht möglich, alle Umweltschäden komplett zu vermeiden, aber es ist wohl möglich, die Auswirkungen auf das strikte Minimum zu reduzieren. Hierzu muss ein Unternehmen erst seine Umweltauswirkungen kennen, bevor es sich die Frage stellen kann, wie es diese wohl am besten beheben kann.
Ein Handlungsplan in drei Stufen bietet sich hierzu den Unternehmen:
Mehr Infos?
- „Starters & Environnement, guide pratique pour les PME qui démarrent“, UCM, Oktober 2007.
- „Ma PME et l’environnement, guide pratique 2004“, UCM, November 2003.
- „L’environnement et l’entreprise, guide pratique pour les travailleurs“, Véronique POROT, RISE, März 2004.
- „Législation environnementale : Mieux connaître pour mieux agir“, Agence Alter, RISE, Dezember 2004.
- Der Ursache vorbeugen und so die Verunreinigungen und die Belästigungen im Keim ersticken. Dazu kann das Unternehmen Rohstoffe und / oder Herstellungsverfahren wählen, die umweltfreundlicher sind. Man nennt sie im Allgemeinen die „sauberen Produkte“ und die „sauberen Technologien“. Leider bieten sich aber nicht immer saubere Herstellungsverfahren als Alternative an. In dem Fall kann man sich für die „beste verfügbare Technologie“ oder die „beste Umweltpraxis“ entscheiden, um die Belästigungen und Verunreinigungen zu reduzieren, selbst wenn dadurch nicht alle vermieden werden können.
- Weitgehende Reduzierung der unvermeidbaren Belästigungen und Verunreinigungen, indem Vorkehrungen getroffen werden, die eine Verbreitung der Belästigung in der Umwelt verhindern (Kläranlagen, Filter, Schutzvorrichtungen, Isolationen, Lärmschutzwalle, …). Das nennt man generell die Nachrüstung oder „end of pipe“-Behandlung.
- Die Verunreinigungen und Belästigungen, die unvermeidlich sind, behandeln oder ausgleichen. Hier kommt der Grundsatz des Verursacherprinzips zum Tragen. Der Verunreiniger, in unserem Fall das verschmutzende Unternehmen, muss die Kosten für die Maßnahmen zur Behebung der Belästigungen tragen. Eine Fabrik, die zum Beispiel Schadstoffe auf einem Gelände abgeladen hat, muss selbst für die Säuberung und Wiederherstellung des Geländes aufkommen und ggf. die Anrainer entschädigen. Weiteres Beispiel: In der Nähe von Flughäfen werden die Bewohner entschädigt, indem die Schallisolierung ihrer Häuser verbessert wird.