Nachhaltigkeits-Handbuch

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VI.
LÖSUNGSANSÄTZE FÜR
EINEN NACHHALTIGEN UMGANG
MIT ENERGIE

1. Kollektive Initiativen

Nach dem aktuellen technologischen Wissensstand und den verfügbaren Ressourcen wird es künftig unmöglich sein, den wachsenden Energieanforderungen der Weltbeförderung gerecht zu werden. Damit in den kommenden Jahren jeder Mensch einen angemessenen Zugang zur Energie haben kann und gleichzeitig die Klimaerwärmung auf höchstens 2°C begrenzt wird, gibt es nur eine Lösung: Die Industrieländer (wie Europa, die Vereinigten Staaten von Amerika, Australien, Kanada, Japan…) müssen ihren Energieverbrauch generell und den Verbrauch der fossilen Energien insbesondere drastisch senken. Die Politik ergreift bereits erste Maßnahmen in diese Richtung. So hat der Europäische Rat Zielsetzungen für 2020 festgelegt. Um diese Ziele jedoch umzusetzen, muss jeder einen Beitrag leisten.

Im März 2007 hat der Europäische Rat für die Europäische Union folgende Energieziele festgelegt:

– Bis 2020 Senkung der Treibhausgasemissionen um 20% im Vergleich zu 1990 (oder 30%, insofern andere Länder bei internationalen Verhandlungen zusätzliche Bemühungen versprechen); (15% für Belgien).
– Eine Reduktion des Energieverbrauchs in der EU von 20% im Vergleich zu den Vorhersagen für 2020, wie sie im Grünbuch der Kommission zur Energieeffizienz geschätzt werden; (20% für Belgien).
– 20% erneuerbare Energien im endgültigen Energieverbrauch der EU bis 2020; (13% für Belgien).
– Diese 20% erneuerbare Energien sollen bis 2020 in allen Mitgliedstaaten der EU mindestens 10% Biotreibstoffe im gesamten Benzin- und Dieselverbrauch des Transportsektors der EU enthalten, wobei dieser zu vernünftigen Preisen angeboten wird.

Belgien hat diese Zielsetzungen im PMDE (Plan für nachhaltige Energiepolitik 2020) festgehalten.

Für zusätzliche Informationen

> www.energie.wallonie.be

2. Der Negawatt-Ansatz

Alternative Energien sind ohne Zweifel die Energiequellen der Zukunft, aber leider ist ihr Potential zurzeit nicht groß genug, um den gesamten Energiebedarf der 7 Milliarden Erdenbewohner zu decken. Die Lösung liegt daher in erster Linie in der Reduzierung unseres Energiebedarfs. Je geringer unser Bedarf ist, desto einfacher wird es, diesen mit erneuerbaren Energien zu decken. Studien der Vereinigung Negawatt1 zufolge, müssen wir unseren heutigen Energiebedarf bis 2050 durch vier teilen.
Um dieses ehrgeizige Ziel umzusetzen, schlägt die Vereinigung Negawatt eine Vorgehensweise mit drei Schwerpunkten vor: weniger verbrauchen, besser verbrauchen und anders verbrauchen. So werden wir auf nachhaltige Weise unseren Energiebedarf decken können, ohne die Ressourcen unseres Planeten zu erschöpfen und ohne die Klimaerwärmung zu beschleunigen.

1. Weniger verbrauchen

Der erste Schritt des Negawatt-Ansatzes besteht darin, unseren Energieverbrauch an der Basis zu reduzieren. Indem wir uns Fragen über unsere wahren Bedürfnisse stellen und unsere Gewohnheiten verändern, können wir unnötigen Verbrauch und auch die Verschwendung von Ressourcen vermeiden. Wir können zum Beispiel die Heizung um ein Grad abdrehen und einen Pulli überziehen, Geräte im Stand-by-Modus ganz ausschalten, der Jahreszeit entsprechendes Obst und Gemüse aus regionalem Anbau essen, den Wagen stehen lassen und öfter zu Fuß gehen oder mit dem Bus fahren… Es gibt so viele Handlungsmöglichkeiten, die für jeden und jede Situation das Richtige anbieten. Man spricht dann von einer „rationellen Energienutzung“.

2. Besser nutzen

Der zweite Schritt des Negawatt-Ansatzes besteht darin, die verfügbare Energie besser zu nutzen. Die Geräte, die Herstellungsverfahren und die Kraftwerke haben häufig einen sehr geringen Ertrag. Das bedeutet, dass sie viel Energie für ein relativ bescheidenes Ergebnis benötigen und dass ein Großteil dieser Energie verloren geht. Wenn wir den Ertrag verbessern und den Energieverlust während des Betriebs der Geräte und der Verbrennung der Energiequellen reduzieren, können wir vermeiden, dass kostbare Energiequellen verschwendet werden. Eine nutzungsfreundlichere Verhaltensweise ist zum Beispiel, wenn wir ein energiesparendes Haushaltsgerät kaufen (Klasse A), wiederaufladbare Akkus und keine Wegwerfakkus verwenden, oder Häuser besser isolieren. Dann spricht man generell von „Energieeffizienz“.

3. Anders herstellen

Der dritte Schritt des Negawatt-Ansatzes besteht darin, den Anteil der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Die erneuerbaren Energiequellen regenerieren sich schnell, sind weniger verschmutzend und haben geringere Auswirkungen auf die Umwelt und die Klimaerwärmung. In Belgien stammen bisher nur 4% der Energie aus erneuerbaren Energiequellen. Wenn dieser Anteil erhöht wird, kann der Anteil der fossilen Energien verringert werden. Belgien hat diese Herausforderung angenommen und Windräder installiert, ein mit Kohle angetriebenes Kraftwerk auf Holz umgestellt, die Entwicklung von Agrotreibstoffen gefördert…
Als Verbraucher kann man zum Beispiel einen Ökostromanbieter wählen, der Strom aus erneuerbaren Energiequellen herstellt, eine solare Warmwasseranlage für das Brauchwasser installieren oder einem Holzofen im Haus installieren.

Konkrete Beispiele des Negawatt-Ansatzes:

Anwendung des Negawatt-Ansatzes für die Beleuchtung

  1. Ich kann meinen Energiebedarf verringern, indem ich das Licht ausschalte, sobald ich den Raum verlasse, oder indem ich so viel wie möglich das Tageslicht nutze. Deshalb steht mein Schreibtisch auch an einem hellen Ort und nicht in einer dunklen Ecke.
  2. Ich kann die Energieeffizienz meiner Beleuchtung erhöhen, indem ich die klassische Glühbirne durch eine Energiesparlampe ersetze.
  3. Ich entscheide mich für einen Ökostromanbieter. So kann ich sicher sein, dass mein Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird.

Anwendung des Negawatt-Ansatzes für das sanitäre Warmwasser

  1. Ich kann meinen Warmwasserverbrauch verringern, indem ich kurz dusche statt zu baden. Je weniger Wasser ich benutze, desto weniger Energie verbrauche ich, um es zu wärmen. Wenn ich die Temperatur des Warmwasserbereiters auf 45°C einstelle, verbrauche ich noch weniger Energie.
  2. Ich erhöhe die Energieeffizienz meines Warmwasserbereiters, indem ich ihn regelmäßig warten lasse. Einen Wärmeverlust vermeide ich durch eine gute Isolation der Rohrleitungen, die durch nicht gewärmte Räume wie zum Beispiel den Keller führen.
  3. Ich lasse eine solare Warmwasseranlage auf dem Dach installieren. So wird mein Wasser durch die Sonne erhitzt und ich verbrauche zumindest im Sommer keine zusätzliche andere Energie.

3. Nachhaltigkeits-Tipps für den Alltag

  • Ich vermeide Einweg-Batterien für meine Geräte. Ich bevorzuge wiederaufladbare Batterien und lade die Geräte über das Stromnetz nur dann auf, wenn es notwendig ist.
  • Ich schalte meine Geräte (Rechner, Modem, Radio, TV, Playstation…) aus, wenn ich sie nicht benutze. Ich schalte den Stand-by-Modus dank einer Steckdosenleiste mit Schalter ab.
  • Ich schalte mein Handy nachts aus.
  • Ich nehme mein Ladegerät vom Netz, sobald das Handy aufgeladen ist. Solange es am Netz hängt, verbraucht es Strom.
  • Ich kaufe energiesparende Geräte. Energiesparende Computer erkennt man am Energy-Star-Logo.
  • Ich stelle meinen Computer so ein, dass nach einigen Minuten der Schlummermodus eingeschaltet wird. Ich wähle einen dunklen Bildschirmschoner. Bewegliche Bilder oder Lichteffekte verbrauchen mehr Energie.
  • Für kurze Strecken nehme ich das Rad oder gehe zu Fuß. Für lange Strecken entscheide ich mich für eine Mitfahrgelegenheit oder die öffentlichen Verkehrsmittel.
  • Ich vermeide es, lange Zeit vor dem offenen Kühlschrank stehen zu bleiben und unschlüssig reinzustarren, wodurch Energie verloren geht.
  • Ich schalte alle Geräte aus, wenn ich den Raum verlasse. Das gilt nicht nur für das Licht, sondern auch für den Fernseher, die Musik…
  • Wenn mir im Zimmer kalt ist, ziehe ich einen Pulli über, anstatt die Heizung hoch zu drehen.
  • Ich wasche meine Kleidung erst, wenn sie schmutzig ist (eine Jeans kann 3 Mal getragen werden, bevor sie gewaschen werden muss). Ich schalte die Waschmaschine nur an, wenn sie voll ist und nicht nur für ein T-Shirt oder eine Hose.

Weitere Ansätze zur Vertiefung dieser Thematik werden auf der Webseite, die das Handbuch ergänzt, vorgeschlagen (und regelmäßig aktualisiert): www.nachhaltigkeits-handbuch.be