II.
IST DIE ENERGIE
EINE UNERSCHÖPFLICHE
RESSOURCE?
1. Schwer einschätzbare Reserven
Die Menge der auf der Erde verfügbaren fossilen Energie ist begrenzt. Man unterscheidet zwischen den „Ressourcen“ und den „Reserven“.
• Die „Ressourcen“ sind die Summe aller auf der Erde verfügbaren Energiemengen. Es ist nicht einfach, diese Mengen genau einzuschätzen. Sie liegen weit über den Reserven, sind aber nur teilweise brauchbar, weil sie schwer zugänglich sind oder ihre Förderung technisch nicht möglich ist. Die Menge der auf unserem Planeten verfügbaren Energieressourcen ist stabil.
• Man spricht von „Reserven“, um die Brennstoffmengen zu bezeichnen, für die bewiesen ist, dass eine Förderung mit den heute verfügbaren Techniken und zu einem annehmbaren Preis möglich ist. Der Anteil der Reserven kann daher ansteigen, wenn technische Fortschritte erlangt werden und Geologen neue Vorkommen entdeckt haben. Aus diesem Grund werden sie regelmäßig neu bewertet. In den Jahren 1970 wurde zum Beispiel geschätzt, dass die Erdölreserven dreißig Jahre später erschöpft sein würden. Heute geht man davon aus, dass sie noch 35 Jahre halten werden.
Die Mengen erneuerbarer Energien, die auf unserem Planeten verfügbar sind, sind viel größer als die Mengen fossiler Energien. Sie hängen von der Sonneneinstrahlung ab (die auch für die Winde, den Wasserkreislauf und die Photosynthese verantwortlich ist), deren Potential gewaltig ist.
Insgesamt könnte man über eine Milliarde Terawattstunden (1012 Wh) Strom pro Jahr (TWh/Jahr) aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen. Damit könnte die weltweite Stromnachfrage, die 2007 noch bei 16.000 TWh/Jahr lag, problemlos gedeckt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass angemessene Technologien entwickelt werden, die heutzutage leider noch nicht bestehen. Die Umwandlung der Sonnenenergie in Strom erfolgt beispielsweise nur mit einem geringen Ertrag von 10%.
2. Die Ausbeutung fossiler Ressourcen
Einerseits sind unsere fossilen Energieträger begrenzt und andererseits steigt unser Energiebedarf stetig an. Man geht zum Beispiel davon aus, dass das schnelle Wachstum Asiens die Energienachfrage bis 2025 explosionsartig um 40% anheben wird. Wenn wir also unseren aktuellen Verbrauchsrhythmus beibehalten, werden die Reserven bald erschöpft sein.
Manchen Schätzungen zufolge haben wir bereits die Hälfte der Erdölreserven der Erde aufgebrauht und den Höhepunkt der Erdölproduktion erreicht. Das bedeutet, dass die geförderten Erdölmengen bereits nachlassen, da die Reserven abnehmen. Dies verursacht bereits heute geostrategische und bewaffnete Konflikte, die in Zukunft wohl kaum abnehmen werden.
Die Verknappung der Ressourcen sowie die steigende Nachfrage werden künftig Wohl oder Übel einen Anstieg der Energiepreise verursachen. Hinzu kommt, dass der Zugang zu den fossilen Energieträgern, die heute noch verfügbar sind, immer schwieriger wird. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Energie für die Produktion von Energie aufgebracht werden muss. Vor 10 Jahren konnte man noch mit der Energie eines Liters Erdöl 100 Liter Erdöl fördern, heute sind es nur noch 30 Liter. Die Energiekosten steigen aber auch mit den Fördertechniken, die immer leistungsfähiger werden.
Aus geologischen und technischen Gründen folgt jede Erdölförderung folgendem Muster: Die Förderung steigt nach den ersten Bohrungen, erreicht einen Höhepunkt – das Fördermaximum -, wenn etwa die Hälfte des Vorkommens abgepumpt worden ist, und fällt daraufhin schrittweise auf Null. Dieses Muster gilt nicht nur für ein einziges Ölfeld, sondern für alle Erdölressourcen weltweit.
Ist das Fördermaximum einmal überschritten, setzt ein wachsendes Ungleichgewicht zwischen der steigenden Nachfrage und der jährlich sinkenden Förderung ein. Dies äußert sich zuerst in einer Preisinstabilität und Preiserhöhung, bevor Engpässe auftreten.
Das Fördermaximum ist erreicht, wenn neue Ölvorkommen nicht schnell genug entdeckt und gefördert werden können, um den Rückgang bestehender, alter Vorkommen auszugleichen. Seit 1960 werden weltweit jedoch immer weniger neue Ölvorkommen entdeckt und nimmt die Ölförderung heute bereits in 33 der 48 großen Erdölerzeugerländer ab. Viele Experten sagen daher ein weltweites Fördermaximum für den Zeitraum 2005 – 2020 voraus. Vielleicht haben wir dieses Stadium bereits erreicht, da die Erdölproduktion seit 2005 weltweit stagniert. Erst nachdem die Förderung während mehrerer Jahre zurück gegangen ist, wird man mit Gewissheit bestätigen können, dass das Fördermaximum erreicht wurde.