Nachhaltigkeits-Handbuch

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III.
WASSER UND UMWELTEINWIRKUNGEN

Für jedes Ökosystem und alles menschliche Leben ist Wasser lebensnotwendig. Die menschlichen Aktivitäten haben jedoch einen Einfluss auf das Wasser. Schätzungen zufolge hat die Verschmutzung des Oberflächenwassers die nutzbaren Grundwasservorkommen bereits um ein Drittel verringert. Man unterscheidet zwischen drei großen Gefahren: die Verschlechterung der Süßwasserqualität, die Verknappung des Süßwassers und die Störungen der Wasserökosysteme.

1. Die Verschlechterung der Süßwasserqualität

Für die Verschlechterung der Süßwasserqualität sind Schadstoffe verantwortlich. Überall in der Welt wird festgestellt, dass nicht nur die Verschmutzungsrate des Grundwassers sondern auch des Oberflächenwassers im Allgemeinen (Seen, Flüsse, Meere, Ozeane) zunimmt. Man unterscheidet zwischen direkter und indirekter Verschmutzung.

Direkte Verschmutzung:

Während seinem Gebrauch (in den Haushalten aber auch in der Industrie und der Landwirtschaft) wird das Wasser mit Schadstoffen belastet (organische Substanzen, Nahrungsmittelreste, Fette, Reinigungsmittel, Seifen, Bakterien, gefährliche Stoffe, Schwebstoffe, Nitrate und Phosphate, …). Anschließend gelangt es früher oder später wieder in den natürlichen Wasserkreislauf. Je schmutziger das Wasser ist, desto größer fällt die Umweltverschmutzung aus.

Mehr Infos?

> Siehe das Schema einer Kläranlage im INFOBLATT (in Band 4)
Der Wasserkreislauf

Um eine Umweltverschmutzung zu vermeiden, muss das „Abwasser“ daher behandelt (gereinigt) werden, bevor es in die Natur zurückgeführt wird. Deshalb wird das Wasser üblicherweise in Kanälen zu Kläranlagen befördert. Dort wird es in mehreren Reinigungsverfahren von Schadstoffen befreit und (mechanisch, biologisch und chemisch) aufbereitet, bevor es wieder in einen Fluss und den natürlichen Wasserkreislauf geleitet wird.

Schätzungsweise beläuft sich die Wassermenge, die in den Industrieländern ungereinigt in die Flüsse abgelassen wird, auf ein Fünftel. Dies lässt sich durch die mangelnde Anzahl an Kläranlagen erklären, dadurch, dass ein Teil der Privatwohnungen noch nicht an das öffentliche Kanalisationsnetz angeschlossen ist, oder durch die Tatsache, dass ein Teil der individuellen Kläranlagen nicht regelmäßig gewartet wird. Hinzu kommt, dass manche Kläranlagen nicht gründlich genug arbeiten. Oft werden die organischen Stoffe in den Kläranlagen nur grob behandelt. Für manche Moleküle reicht die Zeit nicht aus, um sie durch Bakterien biologisch abzubauen.

In den Entwicklungsländern sieht die Lage viel schlimmer aus. Dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen zufolge werden 90% bis 95% des Abwassers und 70% der Industrieabfälle nicht aufbereitet in Oberflächengewässer abgeleitet.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass weltweit jeden Tag etwa 2 Millionen Tonnen Abfall in Oberflächengewässer entsorgt werden. Dabei handelt es sich vor allem um Industrieabwasser und chemische Produkte, Fäkalien und Produkte aus der Landwirtschaft (Dünger und Pestizide).

Weltweit werden etwa 1.500 km3 Abwasser produziert. In der Annahme, dass 1 Liter Abwasser 8 Liter Süßwasser verschmutzt, könnte die aktuelle Verschmutzung 12.000 km3 betragen. Dabei trifft dieses Problem die ärmsten Bevölkerungen am härtesten. 50% der Bevölkerung in den Entwicklungsländern muss Wasser aus verschmutzten Wasserquellen schöpfen.

Indirekte Verschmutzung:
  • Schadstoffniederschlag durch Luftverschmutzung

Die Schadstoffe (aus Abgasen und häuslichen und industriellen Schornsteinen), die sich in der Luft befinden, verschmutzen das Regenwasser bereits, bevor es zu Boden fällt. Von dort aus rinnt es in Bäche, Flüsse und Seen bis hin zum Meer. Je schmutziger dieses Wasser am Anfang ist, desto mehr belastet es die verschiedenen Ökosysteme, die es durchfließt.

  • Versickerung der Bodenverschmutzung

Hinzu kommt die Bodenverschmutzung, die durch die intensive Landwirtschaft (Dünger und Pestizide) oder mutwillige oder versehentliche Ablagerung von Schadstoffen verursacht wird (z.B. aus Müllhalden oder Industriebrachen). Die Schadstoffe, die sich auf dem Boden befinden, werden durch den Regen in das Oberflächenwasser geschwemmt oder sickern in den Boden und das Grundwasser ab.

  • Die Filterleistung des Bodens lässt nach

Normalerweise wird das Wasser, das durch den Boden ins Grundwasser in den verschiedenen Bodenschichten, die es durchläuft, gefiltert und gereinigt. Wenn es aus Quellen wieder an die Bodenoberfläche kommt, ist es natürlich reines Wasser. Dieser natürliche Kreislauf ist aber schon seit langem durch die menschliche Aktivität aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Vielerorts sind die filternden Bodenschichten geschädigt oder sogar zerstört worden. Die Schadstoffe sickern also mit dem Regenwasser in den Boden, ohne gefiltert zu werden, und verschmutzen das Grundwasser.

  • Das Selbstreinigungsvermögen des Oberflächenwassers lässt nach

Mithilfe von Mikroorganismen wird das Oberflächenwasser auf natürliche Weise gereinigt. Wenn die Schadstoffe jedoch die Oberhand gewinnen, lässt die Wirkung der Mikroorganismen nach. Dies hat zur Folge, dass das Grundwasser und das Oberflächenwasser immer mehr mit chemischen Schadstoffen, mit Krankheitskeimen oder Nitraten aus der intensiven Landwirtschaft belastet werden.

2. Die Verknappung des Grund- und Oberflächenwassers

Direkte Verknappung

Der intensive Verbrauch des Wassers durch Menschenhand verursacht den Rückgang der Süßwasserreserven.

  • Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass das verbrauchte Wasser nicht in seine ursprüngliche Umgebung zurückgeführt wird: Flusswasser, das ins Meer fließt, befindet sich nicht mehr im Fluss, sowie das aus dem Boden entnommene Grundwasser dort nicht mehr vorhanden ist.
  • Andererseits wird zu viel Wasser aus dem Grundwasser entnommen. Es kann sich deshalb nicht mehr auf natürliche Weise durch Versickerung neu bilden. In den Küstengebieten füllen sich überbewirtschaftete Grundwasservorkommen mit Salzwasser, wodurch das gesamte Wasser dieser Vorkommen für den menschlichen Gebrauch ungeeignet wird und kostspielige Entsalzungsverfahren notwendig sind.
Indirekte Verknappung

Durch die menschliche Aktivität verringert sich die Wassermenge, die in das Grundwasser absickert und ins Oberflächenwasser fließt.

  • Regenwasser wird in den großen Wäldern und Sümpfen gelagert, wo es sich allmählich freisetzt und langsam in den Boden sickert. Diese natürlichen Wasserspeicher werden durch Abholzung, Trockenlegung und Auffüllen von Feuchtgebieten zerstört. Der Niederschlag fließt dadurch auf der Bodenoberfläche direkt in die Seen und Flüsse, bevor das Wasser ins Meer gelangt, ohne das Grundwasser gespeist zu haben. Dieses Phänomen wird durch die Ufergestaltung zusätzlich verschärft.
  • Indem man den Boden mit Gebäuden, Straßen oder Parkplätzen bedeckt, wird er wasserundurchlässig und das Niederschlagswasser kann nicht in den Boden sickern. Wenn es also stark regnet, steigt der Wasserpegel der Flüsse rapide an (was immer öfter Überschwemmungen verursacht) und das Wasser fließt ins Meer (wo es sich mit dem Salzwasser vermischt), anstatt langsam in den Boden zu sickern.
  • Die intensive Landwirtschaft fordert große Wassermengen. Wegen der Bewässerung der Felder sinkt in bestimmten Regionen der Grundwasserspiegel und trocknen die Flüsse aus. Mit der Folge, dass natürliche Quellen versiegen, ganze Zonen austrocknen und sich nach und nach in Wüsten verwandeln. Wenn auf diesen kargen Böden Regen fällt, fließt das Wasser schnell ab oder verdampft, anstatt in den Boden zu sickern. In manchen Wüstenregionen sind die einzigen Wasserreserven uralte Grundwasservorkommen, die sich nicht erneuern (fossiles Wasser). Werden diese Reserven abgepumpt, so versiegen sie allmählich. Die Zerstörung struktureller Landschaftselemente (Hecken, Böschungen, Sträucher, …) und die Maschinenarbeit in Hangrichtung verschärfen das Problem des Wasserabflusses bei starken Regenfällen. Anderenorts (wie in Spanien) wird für die Bewässerung leicht salziges Wasser verwendet, was den Boden langsam aber sicher austrocknet.

3. Die Auswirkungen von verschmutztem Wasser auf die Ökosysteme

Die Wasserverschmutzung hat aber nicht nur negative Folgen für die Wasserqualität, sondern sie gefährdet auch die Wasserökosysteme, in denen zahlreiche Lebewesen zu Hause sind. Abfälle, Giftstoffe, verschmutztes Abwasser, Ölteppiche und die Klimaerwärmung sind für die Verschlechterung der Qualität von Oberflächen- und Meerwasser verantwortlich. Dies hat zur Folge, dass die Fauna und Flora in den Flüssen, Seen, Meeren und Ozeanen gefährdet ist. Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht. Die intensive Fischerei verschlimmert die Lage zunehmend.

Die Eutrophierung der aquatischen Lebensräume
In Oberflächengewässern wirken Nitrate (Düngerückstände aus der intensiven Landwirtschaft) und Phosphate (die früher in Waschmitteln enthalten waren) wie Dünger auf die Algen, die sich rasch verbreiten und die Wasseroberfläche bedecken. Somit verhindern sie, dass Licht ins Wasser dringt. Die Unterwasserpflanzen sterben ab und die Photosynthese stellt sich ein, sodass nicht mehr genügend Sauerstoff im Wasser vorhanden ist und die anderen Organismen, die im Wasser leben, ersticken. Der aquatische Lebensraum verschlechtert sich und jedes Leben verschwindet. Diese Verschmutzung betrifft gleichermaßen die Süßwasserlebensräume (Seen, Flüsse) wie die Meeresgewässer (Meere und Ozeane).
Ein ähnliches Phänomen wird durch „natürliche“ organische Stoffe wie Milch, Zucker, Bier usw. verursacht, die von der Industrie ausgeschüttet und in den Flüssen von den Bakterien verzehrt werden. Bei diesem natürlichen Klärverfahren verbrauchen die Bakterien Sauerstoff. Wenn also zu viele organische Substanzen im Wasser enthalten sind, steigt der Sauerstoffbedarf der Bakterien stark an. Die Fische und anderen lebenden Organismen haben keinen Sauerstoff mehr und ersticken. Die Rückstände dieses Abbaus können eine Eutrophierung verursachen.