Nachhaltigkeits-Handbuch

oiseau toit

III.
LUFT UND
SOZIALE ASPEKTE

Die Luftverschmutzung und ihr Einfluss auf die Gesundheit des Menschen:

Jeden Tag atmen wir mehr als zehn Kubikmeter Luft ein, die bis tief in unseren Körper dringt. Wenn diese Luft Schadstoffe enthält, nehmen wir sie mit der Atmung auf. Die Luftschadstoffe sammeln sich dann in unserem Körper an und können Krankheiten hervorrufen.

Abgesehen davon nehmen wir außerdem Nahrung zu uns, die möglicherweise direkt durch Schadstoffe aus der Luft (atmosphärischer Niederschlag) oder indirekt durch Schadstoffe, die sich auf dem Boden oder auf dem Wasser abgelagert haben, das von Pflanzen oder Tieren aufgenommen wurde, verunreinigt wurden.

Seit Jahrzehnten schon fragen sich die Wissenschaftler, welche Verbindung zwischen den Verschmutzungen und den Krankheiten oder Todesfällen bei Personen, die ihnen ausgesetzt sind, bestehen. Die Folgen der atmosphärischen Schadstoffe sind jedoch weiterhin schwer einschätzbar, da die Bevölkerung einer Vielzahl von Substanzen ausgesetzt ist, die auf längere Zeit Schäden verursachen können.

Der Mensch ist aber nicht nur draußen, sondern auch in Innenräumen von Gebäuden Luftverschmutzungen ausgesetzt.

Die Innenluftverschmutzung

Wir verbringen 90% unserer Zeit in geschlossenen Räumen, in denen die Luft meist verschmutzter ist als draußen. Die Verschmutzungsursachen der Innenraumluft sind breitgefächert.
Hauptverantwortlich für die Luftverschmutzung sind:

  • Kohlenmonoxid (CO), das bei Verbrennungsprozessen freigesetzt wird (durch Öl- oder Kohleofen, Gaswasserkocher…).
  • Stickstoffoxide (NOX), die durch gasbetriebene Geräte (zum Heizen und Kochen) freigesetzt werden, wenn diese nicht mit einer Abzugshaube versehen sind.
  • Radon, ein radioaktives natürliches Gas, das von unterirdischem Gestein strahlt und sich in Innenräumen von Gebäuden ansammeln kann.
  • Asbest, das noch in manchen älteren Bauteilen (z.B. im Asbestzement) vorkommt und sich bei einigen Abriss- oder Renovierungsarbeiten in der Luft ausbreitet.
  • Schimmel, der durch Feuchtigkeit (Lecks, eindringendes Wasser, häufiges Duschen, Kondensationstrockner…) und unzureichende Belüftung der Räume entsteht.
  • Milben (winzige Spinnentiere von ungefähr einem Viertelmillimeter), die sich in Sofas, Teppichen und vor allem in Betten (Matratze, Bettdecke, Kopfkissen…) einnisten.
  • Allergene, die von Haustieren ausgehen.
  • Flüchtige organische Verbindungen (VOC), die sich in zahlreichen Produkten (Farben und Lacke, Insektiziden, Putzmittel…) und Baumaterialien (Isolierschaum, Holz, verschiedene Leime…) befinden.
  • Formaldehyd (das meist vertretene VOC innerhalb von Gebäuden), das u.a. aus Holzfaser- und Sperrholzplatten, aus Isolierschaum, Glas- und Steinwolle, Farbe, Grundierungslacken, Kosmetika, Möbelstoffe, Leder und Teppichen austritt.
  • Blei, das sich in alten Wasserleitungen oder alten Gemälden befindet.

Es ist schwer, Innenluftschadstoffe auszumachen. Manchmal äußert sich ihre Präsenz durch Erkältungs- oder Grippesymptome, durch Migräne, Reizungen der Atemwege, der Augen und der Haut (Nießen, Schnupfen,…), erhöhte Gereiztheit, Fieber usw. Diese Symptome treten oft nach einem Umzug auf, nach Renovierungsarbeiten, dem Kauf von neuen Möbeln, der Ankunft eines neuen Haustieres, einem Wasserschaden, der Nutzung von Pestiziden oder neuen Produkten im Haus, … Üblicherweise verschwinden sie, wenn man das Haus für längere Zeit verlässt.

Die hauptsächlichen Phänomene, die die Gesundheit des Menschen direkt beeinflussen sind:

  • Die photochemische Verschmutzung (troposphärisches Ozon)
  • Der Feinstaub (Mikroverunreinigungen und Verschmutzung der Innenraumluft)
  • Die Zerstörung der Ozonschicht (stratosphärisches Ozon)

Die Ungleichheiten wegen Luftverschmutzung

Seit den 60er Jahren werden die entwickelten Länder sich der Gefahren der Luftverschmutzung schrittweise bewusst. Maßnahmen wurden ergriffen und Emissions- und Immissionsnormen wurden von den Gesetzgebern erlassen, um die Luftqualität zu verbessern.

Man unterschiedet zwischen Emissionen und Immissionen:

  • Unter Emissionen versteht man alles, was aus Schornsteinen, Auspuffern, Ventilationen usw. in die Atmosphäre ausgestoßen wird.
  • Die Schadstoffe, die in der Atmosphäre vermischt und aufgelöst sind und die der Mensch, die Tiere und die Pflanzen unfreiwillig aufnehmen, werden Immissionen genannt.

Leider ist das nicht überall in der Welt der Fall. In vielen Entwicklungsländern ist die Gesetzgebung über die Luftqualität nicht streng genug oder gar nicht erst vorhanden. Dies führt dazu, dass zahlreiche Industriezweige unsere Länder verlassen und sich in Regionen mit weniger strengen Gesetzgebungen niederlassen.

Die Atemwegs- und Augenerkrankungen sind daher dort auch weit verbreitet. Es wird geschätzt, dass im 20. Jahrhundert rund 40 Millionen Erdbewohner infolge der Luftverschmutzung gestorben sind. Nach Schätzung der WGO1 sterben heutzutage jährlich rund 2,4 Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung und zwar vor allem in den Entwicklungs- und aufstrebenden Ländern. Die Luftqualität hat sich zwar im Allgemeinen verbessert, aber es werden noch bedeutende regionale Unterschiede festgestellt.