IV.
LÖSUNGSANSÄTZE
FÜR EINEN NACHHALTIGEN UMGANG
MIT DER GESUNDHEIT
Eines steht heute fest: Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem (schlechten) Umweltzustand und dem Zustand der Volksgesundheit. Es ist daher unsere Pflicht, den Umweltzustand zu verbessern, wenn wir unsere Gesundheit verbessern möchten.
1. Die internationalen Projekte
Auf internationaler oder europäischer Ebene werden heute mehrere Projekte geführt, um das Wissen über die Faktoren zu verbessern, die die Gesundheit beeinflussen, und um den Informationsaustausch zwischen den Staaten zu vereinfachen.
1994 organisierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Helsinki eine erste Konferenz über den Zusammenhang zwischen Umweltfaktoren und Gesundheit. Auf dieser Konferenz hat sich jeder der teilnehmenden europäischen Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, einen Aktionsplan (NEHAP) einzuführen, der sich mit den Zusammenhängen zwischen der Gesundheit und der Umwelt befasst.
Ende Juni 2004 fand in Budapest eine Konferenz statt, auf der die Bewertung der vergangenen Verpflichtungen und Aktionen eines jeden Landes sowie auf die Gesundheit der Kinder im Mittelpunkt standen.
REACH
Es handelt sich hierbei um ein System zur Registrierung, Bewertung und Zulassung von chemischen Stoffen in der Europäischen Union. Die Abkürzung REACH steht für die englische Bezeichnung „Registration, Evaluation and Authorisation of CHemicals“.
Diese Maßnahme zielt auf das allmähliche Verbot der gefährlichsten chemischen Stoffe in der Europäischen Union ab. Sie verpflichtet die Hersteller und Importeure chemischer Stoffe, über ihre Stoffe Risikostudien (hinsichtlich der menschlichen Gesundheit und der Umwelt) durchzuführen, bevor diese vermarktet oder verwendet werden.
REACH sieht eine allmähliche Einführung von Rechtsvorschriften für alle hergestellten oder importierten, bestehenden oder neuen chemischen Stoffe ab einem jährlichen Volumen von über einer Tonne vor. Das bedeutet, dass 30.000 Stoffe von den 100.000 am meisten in Europa verwendeten Stoffen Tests unterworfen und in den kommenden Jahren schrittweise registriert werden.
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Weitere Informationen über REACH
> Siehe Kapitel
• Gefährliche Stoffe
SCALE
SCALE ist ein Überwachungssystem, das nähere Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen der Umwelt und der Gesundheit sucht. Es wird die Gründung eines gemeinschaftlichen Informationssystems beinhalten, das die globalen Auswirkungen der Umwelt auf die Gesundheit sowie die Kausalzusammenhänge untersuchen wird und auf eine integrierte Umwelt- und Gesundheitspolitik hinauslaufen wird.
Der Begriff SCALE ist die Abkürzung für den englischen Begriff „Science, Children, Awareness, Legal instrument, Evaluation“.
2. Die Verantwortungen der öffentlichen Hand: Vorsorgegrundsatz, Risikoanalyse und Aufstellung von Normen
Um die Bevölkerung vor eventuellen Gesundheitsrisiken, die durch Umweltfaktoren ausgelöst werden, zu schützen, müssen die Regierungen eines Landes mehrere Maßnahmen ergreifen.
Der Vorsorgegrundsatz ist der Grundsatz, demzufolge in Situationen des wissenschaftlichen Zweifels, wenn schwere oder bleibende Schäden erwartet werden, Vorsorgemaßnahmen getroffen werden können.
Die Maßnahmen, die in der Volksgesundheit nach dem Vorsorgegrundsatz getroffen werden, sind sehr vielfältig: Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Rücknahme eines Produktes vom Markt, den Beschluss über die Finanzierung eines Forschungsprojektes zur Beseitigung der Zweifel oder den Beschluss, die Öffentlichkeit über die möglichen negativen Folgen eines Produktes oder Verfahrens zu informieren.
Die Risikoanalyse
Die Risikoanalyse erlaubt eine quantitative und qualitative Schätzung des tatsächlichen Gesundheitsrisikos eines potentiell gefährlichen Produktes. Die Risikoanalyse wird durch wissenschaftliche Fachleute ausgeführt.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Risikoanalyse verabschieden die zuständigen Behörden die notwendigen Maßnahmen (Vorsorge, Kontrolle, Verbot…).
Die Gefahr besteht als solche (zum Beispiel Malaria), aber das Risiko tritt nur dann auf, wenn eine Zielgruppe der Gefahr ausgesetzt ist (das Risiko, sich mit Malaria anzustecken, ist in unseren Regionen sehr unwahrscheinlich). Anders gesagt ist das Risiko die Wahrscheinlichkeit, dass eine Gefahr ihre Wirkung zeigt. Das Risiko besteht nur, wenn drei Faktoren vereint sind: Gegenwart einer Quelle (Gefahr), eines Ziels und die Übermittlung vom einen zum anderen durch einen Überträger.
Die Aufstellung von Normen:
Die Normen sind Konzentrationswerte bzw. Dosen, von denen angenommen wird, dass sie keine negativen oder aber „erträgliche“ Auswirkungen haben. Sie werden nach wissenschaftlichen Methoden festgelegt und legen die Grenzwerte für die Schadstoffe fest, über die sie als gesundheitsgefährdend betrachtet werden.
Die Frage der Belastungsgrenzen
Die Einhaltung der Belastungsgrenzen für bestimmte Schadstoffe garantiert nicht, dass die Gesundheit nicht gefährdet sein kann. Tatsächlich kann man die Entwicklung bestimmter Krankheiten feststellen, obschon die Belastung weit unter den Belastungsgrenzen liegt.
Zudem gelten in vielen Ländern unterschiedliche Belastungsgrenzen. Für Dioxin liegt die zulässige Tagesbelastung zwischen 0,003 Picogramm Toxizitätsäquivalent pro kg Körpergewicht des Verbrauchers in Kalifornien, bei 10 Picogramm in Kanada und bei 1 Picogramm in Deutschland oder 4 Picogramm in den Niederlanden. Diese Grenzwerte sind mit Rechenmodellen ermittelt worden, die alle unterschiedliche Ergebnisse ergeben haben. Welcher Grenzwert ist da wohl der sichere?
Eine weitere Frage betrifft die Referenzbevölkerung für die Festlegung solcher Normen. Heute werden diese Normen nicht auf der Grundlage der schwächsten Gruppen, wie die Kinder oder schwangeren Frauen, erstellt.
Für zahlreiche Schadstoffe gibt es keine gesetzlichen Belastungsnormen für die Bevölkerung. Im Bestfall bestehen Richtwerte, die aufgrund von beruflichen Belastungsgrenzwerten für die Arbeiter definiert wurden.
3. Nachhaltigkeits-Tipps für den Alltag
Wir können in zahlreichen Bereichen der Umweltgesundheit persönlich aktiv werden. Dabei können wir auf zwei Ebenen eingreifen:
Erstens können wir vermeiden, am Ursprung solcher Faktoren zu stehen, indem wir eine Reihe von gesundheits- und umweltschädlichen Praktiken vermeiden.
Dann können wir versuchen, uns weniger den Faktoren, die ein gesundheitliches Risiko darstellen, auszusetzen. Dies gelingt uns, wenn wir unsere Verbrauchergewohnheiten anpassen.
- Ich rauche nicht.
- Ich versuche, mich gesund und ausgewogen zu ernähren.
- Ich vermeide synthetische Produkte (Kosmetika, Haarpflege, Shampoo…) und bevorzuge natürliche Produkte.
- Parfum trage ich nicht auf der Haut, sondern lieber auf der Kleidung.
- Beim Frisör bevorzuge ich umweltfreundliche Haarfärbemittel. Das ist besser für meine Gesundheit und die meines Frisörs.
- Für mein Schlafzimmer wähle ich umweltfreundliche und wasserlösliche Anstrichfarben (ohne synthetische Lösungsmittel).
- Ich vermeide Raumduft und Weihrauch. Zur Verbesserung der Raumluft lüfte ich regelmäßig.
- Ich bevorzuge ökologische und biologisch abbaubare Reinigungsprodukte. Ich halte mich an die angegebenen Mengen und die Gebrauchsanleitung.
- Ich lüfte regelmäßig das Haus (täglich mindestens 10 Minuten ), um die Innenraumverschmutzung zu vermeiden.
- Im Haus verwende ich keine Insektenvertilgungsmittel.
- Im Garten verwende ich keine Unkrautvertilgungsmittel, Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger.
- Ich bevorzuge Früchte und Gemüse, die ohne Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger angebaut wurden.
- Ich bevorzuge Nahrungsmittel mit Qualitätslabels, die in der Wallonischen Region anerkannt sind (Label Porc Qualité Ardenne) oder aus dem biologischen Anbau.
- In der Schule verwende ich umweltfreundliches Büromaterial: wasserlösliche Stifte, Korrekturflüssigkeit… (ohne synthetische Lösungsmittel), ungebleichtes Papier…
Weitere Ansätze zur Vertiefung dieser Thematik werden auf der Webseite, die das Heft ergänzt, vorgeschlagen (und regelmäßig aktualisiert): www.nachhaltigkeits-handbuch.be
Wenn wir unsere Umwelt schützen,
schützen wir auch unsere Gesundheit.