Nachhaltigkeits-Handbuch

riviere

I.
WAS IST WASSER,
WESHALB UND WIE
BRAUCHEN WIR ES?

Wasser ist ein lebensnotwendiges Element. Einerseits bildet es ein wichtiges Ökosystem in den Ozeanen, den Seen und den Flüssen, in denen unzählige Lebewesen zu Hause sind. Andererseits ist es eine Ressource, ohne die es auf der Erde kein Leben geben würde. Vor rund 3 Milliarden Jahren hat sich das Leben zuerst im Wasser gebildet. Jedes Lebewesen auf diesem Planeten besteht aus Wasser und braucht Wasser zum Leben.

1. Die Herkunft des Wassers

Als unser Planet sich vor 4,6 Milliarden Jahren bildete, stieß er enorme Mengen Wasserdampf aus. Als er abkühlte, ist der Wasserdampf kondensiert und hat sintflutartige Regenfälle verursacht, die nach und nach die ganze Erdoberfläche bedeckten. Man unterscheidet zwischen dem Festland, das aus dem Wasser hervorragt, und den Meeren und Ozeanen, die etwa 70% der Erdoberfläche bedecken.

Seitdem sich die Erde gebildet hat, ist die Wassermenge gleich geblieben. Das Wasser, mit dem wir uns heute Pasta kochen, ist das gleiche, das zu Urzeiten die Dinosaurier tranken. Das Wasser wird im Wasserkreislauf erneuert.

Das Wasser, das aus dem Wasserhahn fließt, ist Trinkwasser. Ein Teil dieses Wassers wird dem Grundwasser entnommen oder gesammelt, wenn es natürlichen Quellen entspringt. Manche Wasserentnahmestellen sind leider jedoch manchmal mit Nitraten und Pestiziden verseucht. Ein anderer Teil des Trinkwassers stammt aus dem natürlichem Oberflächenwasser (wie die Flüsse) oder aus von Menschenhand angelegten Becken (Stauseen). Wegen der steigenden Umweltverschmutzung ist dieses Oberflächenwasser jedoch nicht für den Verzehr geeignet und muss in Wasserbehandlungsanlagen zubereitet werden (es muss trinkbar gemacht werden), bevor es ins Verteilernetz eingespeist werden kann.

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> Siehe INFOBLATT (in Band 4):
Der Wasserkreislauf

2. Verwendungsweisen des Wassers

Wir brauchen jeden Tag Wasser: sei es als Getränk, für die Zubereitung von Nahrungsmitteln, für die Körperpflege oder auch im Haushalt, um den Wagen zu waschen, den Garten zu gießen usw. Ein belgischer Bürger verbraucht mehrere Liter Wasser auf direkte Weise (als Getränk oder zum Kochen) und etwa hundert Liter im Haushalt oder zur Körperpflege.

Weltweit stellt der häusliche Wasserverbrauch nur einen geringen Teil unseres Wasserverbrauchs dar, nämlich etwa 10%. Der Großteil des Wassers wird in der Landwirtschaft (etwa 65%) und in der Industrie (etwa 25%) gebraucht.

  • Häuslicher Wasserverbrauch (10%): Damit ist das Wasser gemeint, das jeder Mensch täglich zu Hause verbraucht. Das ist das Wasser, das direkt für die Zubereitung des Essens oder als Getränk, für die Körperpflege, für den Haushalt sowie für andere Aufgaben (Tränken, WC-Spülung, Autowaschen…) verbraucht wird. Der Bedarf an Haushaltswasser ist von einem Land zum anderen sehr verschieden.
  • Landwirtschaftlicher Wasserverbrauch (65%): Der Großteil des Süßwassers wird in der Landwirtschaft verbraucht, wo es für die Bewässerung, die Tierzucht und die Reinigung der Ernteprodukte verwendet wird. Für die Bewässerung wird am meisten Wasser benötigt, weil manche Pflanzen, die wir in großem Umfang verzehren wie zum Beispiel Mais, Reis oder Weizen viel Wasser brauchen. In den Regionen, wo nicht genügend Niederschlag fällt, muss mit Süßwasser bewässert werden. So sind für die Bewässerung eines Hektars Boden in einer trockenen Region zum Beispiel 10.000 m3 (= 10 Millionen Liter) Wasser pro Jahr nötig.
  • Industrieller Wasserverbrauch (25%): Rund ein Viertel der weltweiten Wasserressourcen wird in der Industrie verbraucht. Dort wird das Wasser eingesetzt für den Transport von Wärme (z.B. Kühlung von Maschinen, Heizung…), um Material „zu lösen“ oder zu transportieren (z.B. Förderung von Rohstoffen, Waschen, Evakuierung von Herstellungsabfällen…), um direkt in die Herstellung eingeführt zu werden (Getränke, Chemie…).
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> Siehe INFOBLATT (in Band 4)
Das virtuelle Wasser und das Verbraucherprofil für Wasser

Der Großteil des vom Menschen genutzten Wassers dient der Herstellung von Nahrungsmitteln und Konsumgütern. Die Abhängigkeit des Menschen vom Wasser geht aber noch viel weiter. So ermöglicht die Energie der Wasserbewegungen zum Beispiel die Herstellung von Strom in Wasserkraftwerken. Auf dem Wasser der Seen, der Flüsse, der Meere und der Ozeane fahren die Schiffe, die Menschen und Güter befördern. Das Wasser ist außerdem der Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, die der Mensch als Nahrungsmittelquelle in der Fischerei nutzt. Das Oberflächenwasser (das Meer, die Seen und die Flüsse) bietet Freizeit- und Sportmöglichkeiten und Tausende Touristen folgen jährlich dem Lockruf des Wassers in seiner festen Form, der Schnee.

Wasser ist auch für unsere Gesundheit ausschlaggebend. Der menschliche Körper besteht zu rund 66% aus Wasser. Es ist für die gute Funktionsweise unseres Organismus notwendig: Im Blut trägt das Wasser zum Transport der Nährstoffe, der Vitamine und der Mineralsalze zu den Zellen bei; durch Verdampfung reguliert es unsere Körpertemperatur; im Urin scheiden wir Abfallstoffe aus. Man kann bis zu einem Monat ohne Essen auskommen, aber nicht mehr als 3 bis 4 Tage ohne zu trinken.

Jeder von uns braucht Wasser auf direkte und indirekte Weise:

  • Der direkte Wasserverbrauch ist die Wassermenge, die jeder direkt entnimmt oder braucht, um sich z.B. zu waschen, um zu trinken, zu kochen, Wäsche zu waschen, … Den Vereinten Nationen zufolge braucht jeder Mensch Zugang zu mindestens 20 Litern Wasser pro Tag für seinen direkten Verbrauch.
  • Der indirekte Verbrauch ist die Menge Wasser, die für die Herstellung von Gütern und Dienstleistungen, die wir beanspruchen, nötig ist. Man vergisst es oft, aber die Erzeugung von nahezu allem, was wir kaufen, essen, tragen, anschalten und fahren, hat Wasser verbraucht: von der Förderung der Rohstoffe bis hin zum Transport der Endprodukte zu den Verkaufsstellen über die Herstellung der Maschinen. Diese indirekte Nutzung wird auch „virtuelles Wasser“ genannt. Wir verbrauchen daher mehrere Tausend Liter virtuelles Wasser in Produkten und Dienstleistungen.

In Belgien liegt der direkte Pro-Kopf-Wasserverbrauch im Schnitt bei rund 125 Litern Wasser pro Tag. Ein Teil dieses Wassers (etwa 5 Liter) wird als Getränk oder zur Nahrungsmittelzubereitung verwendet. Der Rest (etwa 120 Liter) dient dem Abwasch, dem Wäschewaschen, der Körperpflege, der Reinigung des Hauses, der WC-Spülung, dem Autowaschen oder Gartentränken.