2.2 Eine zerstörte Umwelt
I.
UNSERE UMWELT,
WEIT MEHR ALS NUR
EINE NATURLANDSCHAFT
Wenn wir das Wort „Umwelt“ hören, denken wir normalerweise an eine schöne Naturlandschaft (Wald oder Gebirge), an Tiere und Pflanzen. Dabei vergessen wir oft, dass der Begriff „Umwelt“ nicht nur die Natur, die Fauna, die Flora oder die Artenvielfalt umfasst, sondern vielmehr eine Gesamtheit von Elementen, die durch komplexe Beziehungen miteinander verbunden sind. Und wir sind eines dieser Elemente.
Gleichzeitig bildet die Umwelt unseren Lebensraum.. Sie liefert uns nicht nur die Ressourcen, die wir zur Herstellung unserer Waren benötigen, sondern leistet auch zahlreiche andere Dienste, ohne die wir nicht leben könnten.
- Die Wälder und Ozeane produzieren den Sauerstoff, den wir atmen.
- Die Atmosphäre schützt uns vor der Sonnenstrahlung und reguliert das Klima.
- Der natürliche Kreislauf des Wassers (der dank der Sonne funktioniert) liefert uns Süßwasser in Form von Grundwasser, Seen und Flüssen.
- Die Ozeane, Böden und Pflanzen speichern Kohlendioxid und regulieren so das Klima.
- Auf fruchtbaren Böden können wir unsere Nahrung produzieren.
- Das Meer liefert uns Nahrung in Form von Fischen und Meeresfrüchten.
- Wildpflanzen sind nicht nur der Ursprung unserer Landwirtschaft, sie liefern uns auch die notwendigen genetischen Informationen um neue Medikamente zu entwickeln.
- Mikroorganismen und Pflanzen reinigen das Wasser und klären einen Teil unserer Abwässer.
Seit einigen Jahrzehnten nimmt jedoch die Qualität der Umwelt stetig ab und damit auch ihre Fähigkeit, diese für uns so wertvollen Dienste zu leisten. Grund für diese Verschlechterung sind die menschlichen Aktivitäten. Und heute verbindet man mit dem Wort Umwelt auch immer häufiger das Wort Verschmutzung.
Aber was ist zu tun, damit der Mensch nicht weiter seinen eigenen Lebensraum zerstört?
Jedes Lebewesen beeinflusst seine Umwelt, beispielsweise durch seine Atmung, seine Ernährung, seine Ausscheidungen oder die Produktion von Abfällen (Sauerstoff beispielsweise ist ein Abfallprodukt, das die Pflanzen bei der Aufnahme von CO2 ausscheiden). Die Interaktion zwischen den verschiedenen Elementen, die die Umwelt ausmachen, funktioniert in einem geschlossenen Kreis: Jede Art stellt für eine andere Art eine Nahrungsquelle dar, was von den einen ausgeschieden wird, wird von den anderen aufgenommen, so dass die verursachten Schäden mehr oder weniger schnell beseitigt werden.
Allerdings haben sich die Aktivitäten des Menschen im Laufe der Entwicklung derart intensiviert und diversifiziert, dass ihre Auswirkungen die Kapazität des Planeten die verursachten Schäden zu beseitigen, bei weitem überschreiten.
II.
DER MENSCH WIRKT
AUF SEINE UMWELT EIN
Man unterscheidet zwei Arten möglicher negativer Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf die Umwelt:
- die Umweltverschmutzung
- die Zerstörung der Ökosysteme
1. Umweltverschmutzung
Umweltverschmutzung ist die Verschmutzung eines Lebensraumes durch die Verbreitung materieller Stoffe (Schadstoffe), die aus diesem Lebensraum ein gesundheitsschädliches oder gefährliches Umfeld machen oder die Lebensbedingungen dort beeinträchtigen.
Die Schadstoffe können chemischer, biologischer oder physikalischer Natur sein (z.B. visueller, akustischer oder geruchlicher Art).
Sie sind schädlich aufgrund:
- ihrer giftigen Natur für Mensch, Fauna und Flora,
- ihrer Fähigkeit, das Funktionieren eines Biotops möglicherweise zu verändern oder zu stören,
- ihrer lebenszerstörenden Natur (Insektenvernichtungsmittel, FCKW, das die Ozonschicht zerstört),
- ihrer lebensbegünstigenden Natur (Nitrate aus der Landwirtschaft sind Nährstoffe, die sich an Orten wiederfinden, wo sie nicht sein sollten und dort die Ausbreitung bestimmter Pflanzen wie Algen oder Kräuter begünstigen).
- der Reorganisation eines Biotops oder der Veränderung eines bestehenden Gleichgewichtes (z.B. durch Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Methan).
Für weitere Informationen
> Siehe folgende Kapitel
• Gefährliche Stoffe
• Wasser
• Luft
• Boden
Man unterscheidet die Umweltverschmutzung unter Berücksichtigung der Lebensräume, auf die sie sich auswirkt. So spricht man beispielsweise von Luftverschmutzung, Bodenverschmutzung, Wasserverschmutzung oder von Verschmutzung eines bestimmten Ökosystems wie das der Meere oder Flüsse.
Einige Verschmutzungen verschwinden kurze Zeit nach ihrem Entstehen wieder (Lärm- oder Geruchsbelastung) und haben somit nur vorüberhegende Auswirkungen.
Andere hingegen sammeln sich in der Natur und wirken dementsprechend dauerhaft auf sie ein. Das Ausmaß der Auswirkung hängt dabei von der Menge ab, die sich angesammelt hat. Quellen einer solchen Art der Verschmutzung sind beispielsweise Treibhausgase, Pflanzenschutzmittel oder Nitrate, die ab einer gewissen Konzentration die Gewässer stark belasten.
Man unterscheidet Schadstoffe chemischer, biologischer oder physischer Natur.
Chemische Schadstoffe
- künstliche Schadstoffe: Diese Stoffe kommen in der Natur normalerweise nicht vor. Es ist der Mensch, der sie produziert, meist durch die Chemieindustrie. Sie kommen beispielsweise bei der Produktion von Kunststoffen, synthetischen Fasern, Anstrichfarben, Lacken, Kosmetikprodukten, Unterhaltsprodukten, Medikamenten, industriell gefertigten Nahrungsmitteln usw. zum Einsatz.
- natürliche Schadstoffe: Auch Stoffe natürlichen (mineralischen oder organischen) Ursprungs können die Umwelt schädigen, wenn der Mensch sie verändert oder manipuliert. So verhält es sich beispielsweise beim Erdöl: Wenn es aus seinen natürlichen unterirdischen Vorkommen an die Oberfläche gefördert wird und sich in der Natur verteilt, kann es schnell zu einer Ölpest auf Böden, Gewässern und an Stränden kommen. Als Treibstoff genutzt, setzt es Gase wie CO2 und Wasserdampf frei, aber auch Ruß usw.
Biologische Schadstoffe
- Krankheitserreger: Dabei handelt es sich um Viren, Bakterien, Pilze oder Pflanzen, die bei Mensch und Tier Krankheiten auslösen können. Die Krankheitserreger werden vor allem durch die Abwässer in Städten, durch Krankenhäuser, Viehzucht usw. begünstigt. Zahlreiche Krankheitserreger existieren aber auch in natürlichem Zustand.
Physikalische Schadstoffe
Hierbei kann es sich um eine Wärmebelastung (eine Veränderung der Temperatur des Milieus), eine visuelle Verschmutzung (ein Bauwerk, das die Landschaft verändert, …), eine Lärmbelastung (die Ruhe eines Ortes wird durch Maschinenlärm oder Menschen gestört, …), um eine Geruchsbelastung (schlechte Gerüche), um Lichtverschmutzung (nächtliches Licht stört nachtaktive Tiere und Insekten und bringt sie durcheinander) oder um Vibrationen handeln. Diese Belastungen können die Fauna und Flora stören und ihre Lebensqualität verringern, ihre Gesundheit beeinträchtigen oder ihre Fortpflanzungsfähigkeit vermindern. Zu den physikalischen Schadstoffen zählen auch elektromagnetische Wellen und radioaktive Strahlung. Im Folgenden, einige Beispiele physikalischer Umweltverschmutzung:
- Das Kühlwasser eines Kraftwerks erhöht die Temperatur des Flusses, in den es abgeleitet wird, um 4 bis 5°C. Diese thermische Belastung bringt das gesamte Ökosystem durcheinander, angefangen bei den Wasserpflanzen und Mikroorganismen bis hin zu den Insektenlarven, den Fischen und den Vögeln, die sich von diesen Fischen ernähren.
- Der Müll in unserer Umwelt stellt eine visuelle und geruchliche Belastung dar und ist sowohl für Haustiere als auch für wild lebende Tiere, die diesen fressen könnten, eine ernsthafte Bedrohung.
- Der Lärm von Autos, Zügen, Flugzeugen, Maschinen usw. bedeutet eine Lärmbelastung, die bei den Menschen und Tieren, die diesem Lärm ausgesetzt sind, Stress auslöst. Dieser Stress vermindert die Lebensqualität und kann sogar Krankheiten verursachen. In Asien macht es beispielsweise der Schiffslärm in einigen Flüssen den dort lebenden Flussdelfinen unmöglich, ihr Sonar zu benutzen um ihre Nahrung zu finden.
- Die ständige Beleuchtung der Straßen und Gebäude, der Fahrzeuge und Denkmäler erhellt den Nachthimmel und erzeugt eine Lichtverschmutzung, die die Tiere stört. Viele nachtaktive Fluginsekten werden durch das Licht orientierungslos. Fledermäusen und Eulen, die nachts jagen, wird durch das Licht die Nahrungssuche erschwert. Auch die Astronomen werden durch das Licht bei ihren Beobachtungen gestört.
2. Die Zerstörung der Ökosysteme
Die menschlichen Aktivitäten können Ursache sein für die Verschlechterung oder die Zerstörung von Ökosystemen (beispielsweise durch Entwaldung). Ein beschädigtes oder zerstörtes Ökosystem betrifft alle Arten, die Teil dieses Systems sind.
Hier einige Beispiele von Ökosystemen, die durch menschliche Aktivitäten beschädigt oder zerstört wurden:
- Der Kahlschlag von Wäldern zur Gewinnung von Ackerflächen zerstört beispielsweise ein Ökosystem, das eine wichtige Rolle spielt für den Kreislauf des Wassers, für das Gleichgewicht und die Struktur des Bodens sowie für die Regulierung des Erdklimas.
- Die Förderung von Bodenschätzen zerstört die Erdoberfläche und damit die Ökosysteme, die sie trägt (Wälder, Naturgebiete, urbarer Boden, Seen und Flüsse…)
- Die Trockenlegung von Feuchtgebieten zur landwirtschaftlichen Nutzung oder zur Bebauung stört den Wasserkreislauf und zerstört einzigartige Ökosysteme wie beispielsweise die Mangrovenwälder in Asien. Nach der Abholzung und Trockenlegung steigt bei starken Regenfällen zudem die Überschwemmungsgefahr und es gibt keinen natürlichen Schutz mehr gegen Stürme.
- Die Ausbreitung bebauter Flächen macht den Boden wasserundurchlässig, verkleinert die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen, zerstört den natürlichen Lebensraum vieler Arten und erhöht das Überschwemmungsrisiko.
- Zum Bau von Wasserkraftwerken werden ganze Täler geflutet und teilweise auch landwirtschaftliche Flächen oder Waldgebiete zerstört.
- Die Einführung genetisch veränderter Organismen (GVO) in die Natur oder von exotischen oder invasiven Pflanzen- oder Tierarten destabilisiert das natürliche Gleichgewicht eines Ökosystems und schadet den heimischen Arten.
3. 2.Keine Aktivität bleibt ohne Auswirkungen
Jede Aktivität trägt ihren Teil zur Verschmutzung der Umwelt und zur Zerstörung der Ökosysteme bei. Hier einige Beispiele:
Für weitere Informationen
> Siehe folgende Kapitel
• Gefährliche Stoffe
• Wasser
• Luft
• Boden
• Klima
• Artenvielfalt
• Gesundheit und Umwelt
- Die intensive Landwirtschaft produziert große Mengen des schädlichen Treibhausgases Methan. Die Ausbreitung der landwirtschaftlichen Flächen (durch Entwaldung, Trockenlegung von Feuchtgebieten usw.) zerstört zahlreiche Ökosysteme. Der Einsatz schwerer Maschinen zerstört die Bodenstruktur. Kunstdünger und Pestizide verschmutzen Wasser und Boden. Der ausgedehnte Anbau von Monokulturen schadet der Artenvielfalt. Die intensive Fischerei dezimiert die Fischbestände und verwandelt einige Meergebiete in ökologische Wüsten.
- Die Industrie nutzt in großem Stil natürliche Ressourcen wie fossile Brennstoffe (die mitverantwortlich sind für die Erderwärmung), Rohstoffe und Wasser. Sie leitet Abwässer ab, stößt Rauchgase von Verbrennung aus und produziert Giftmüll, der das Wasser, die Luft und den Boden verschmutzt.
- Der Transportsektor verbraucht fossile Energien in Form von Treibstoff und ist somit mitverantwortlich für den Klimawandel. Darüber hinaus tragen die Auspuffabgase zum Klimawandel bei. Der Fahrzeuglärm ist eine Belastung für Mensch und Tier. Der Bau der Straßeninfrastruktur verbraucht Ressourcen und Raum und zerstört Ökosysteme.
- Die Haushalte sind indirekt verantwortlich für die Auswirkungen im Rahmen der Produktion von Verbrauchsgütern. Außerdem verbrauchen sie Energie zum Heizen, zur Fortbewegung und für den Betrieb von Elektrogeräten. Bei der Herstellung von Waren entstehen Abfälle. Der Einsatz schädlicher Produkte wie Öle, Reinigungsmittel, Lösungsmittel (Wandfarbe, Verdünner…), Batterien usw. verschmutzt die Luft, das Wasser und den Boden, wenn sie nicht richtig eingesetzt und entsorgt werden. Der Bau von Wohnraum verbraucht Ressourcen und Raum.
Der Mensch hängt von seiner Umwelt ab. Ohne sie kann er nicht überleben. Seit mehreren Jahrzehnten ist diese Umwelt jedoch bedroht. Es ist höchste Zeit zu handeln, wenn wir unsere Lebenswelt erhalten und das Überleben des Menschen und der anderen Arten auf der Welt sichern wollen.