Nachhaltigkeits-Handbuch

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III.
EIN NACHHALITGER UMGANG MIT ROHSTOFFEN IM UNTERNEHMEN

Jeder Rohstoff musste abgebaut, verarbeitet oder hergestellt und transportiert werden, bevor er das Unternehmen erreicht, wo er zu einem Produkt oder einem Konsumgut verarbeitet oder für eine Dienstleistung verwendet wird. Für die Herstellung dieser Rohstoffe wurden Ressourcen verbrauchen (wie zum Beispiel Erdöl) und Arbeitsplätze geschaffen, was Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt nach sich zieht. Für jeden Unternehmer, der die nachhaltige Entwicklung in seine Aktivitäten integrieren möchte, ist die Verwaltung der Rohstoffe ein Schwerpunkt, den er nicht vernachlässigen darf.

Eine nachhaltige Verwaltung der Rohstoffe ermöglicht es dem Unternehmen, die Mengen verbrauchter Rohstoffe zu reduzieren und sie durch andere, nachhaltigere Stoffe zu ersetzen. Durch eine gute Ressourcenverwaltung kann ein Unternehmen erhebliche finanzielle Gewinne einfahren.

1. Der nachhaltige Umgang mit Rohstoffen in der Industrie bedeutet, zwei Schlüsselmomenten besondere Aufmerksamkeit zu schenken:
der Einkauf und die Verwendung von Rohstoffen

1.1. Der Einkauf von Rohstoffen

Im Idealfall achtet ein Unternehmen bereits vor dem Einkauf auf die nachhaltige Verwaltung der Rohstoffe, der Produkte und des Zubehörs. So kann es das Produkt mit dem geringsten schädlichen Umwelteinfluss und mit der besten sozialen Ethik wählen.
Dabei ist es nicht immer einfach, unter den zahlreichen Produkten das Beste zu finden. Die „Tabelle des nachhaltigen Einkaufs“ ist ein Instrument, das die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit beim Einkauf erleichtert.

1.2. Die Verwendung der Rohstoffe

Die schwankenden aber immer höheren Ressourcenpreise veranlassen die Industrie dazu, ihre Produktion zu optimieren. Jeder Rohstoffverlust muss weitestgehend vermieden werden. Indem man die Aktivitäten eines Unternehmens genau analysiert (Produktionslinie, Gewohnheiten der Arbeiter, Arbeitsprozesse, …), kann man eventuelle Rohstoffverschwendungen erkennen.

Es kann zum Beispiel vorkommen, dass aufgrund eines plötzlichen Stillstands der Produktionslinie zahlreiche Produkte defekt sind. In dem Fall kann man die defekten Produkte wieder in den Produktionsprozess einführen und somit die in ihnen enthaltenen Rohstoffe wiederverwenden, oder aber man verändert den Stilllegungsprozess der Anlagen, um somit die Herstellung defekter Produkte zu vermeiden.

2. Der nachhaltige Umgang mit Rohstoffen in einem Unternehmen umfasst mehrere Aspekte:

  • Die Vorab-Analyse der Sachlage.
  • Die Einführung einer Strategie, die Ressourcen spart (die 4R-Strategie: reduzieren (reduce), ersetzen (replace), wiederverwenden (reuse), recyclen (recycle).
  • Die Einführung einer Strategie, die umweltschonende Rohstoffe bevorzugt.
  • Die Einführung einer Strategie, die Rohstoffe vorzieht, bei deren Förderung die Arbeiter respektiert wurden.
  • Die Analyse der wirtschaftlichen Aspekte der Rohstoffe.

Diese Punkte werden hiernach im Detail erörtert.

2.1. Die Vorab-Analyse der Sachlage

Bevor ein Unternehmer sich mit dem nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen befasst, muss er die Art der Rohstoffe, die er verwendet, ihre Mengen, ihre Herkunft und ihren Lebenszyklus kennen.

In diesem Sinne erstellt er ein Inventar, das alle Rohstoffe, die er verwendet, und deren Herkunft umfasst. Er misst die verbrauchten Mengen (pro Woche, pro Monat, pro Jahr) und wenn möglich sogar auch die Menge Rohstoffe, die notwendig ist, um ein Kilo des fertigen Produkts herzustellen. So kann er sich ein genaues Bild über seinen Gesamtverbrauch machen.

2.2. Ressourcen sparen dank der 4R-Strategie
a. Erster Schritt:
Den Verbrauch der Rohstoffe von Anfang an reduzieren
Mehr Infos?

> Siehe in der Einleitung, den Punkt über die sauberen Technologien.

Wenn man die Arbeitsprozesse oder die Produktionslinie analysiert, können die Etappen identifiziert werden, in denen Rohstoffe verschwendet werden. Manchmal genügt es, die Arbeitsweise zu verändern, indem die Verhaltensweise des Personals angepasst wird, um den Verbrauch an Rohstoffen zu verringern. In anderen Fällen muss die Anlage durch eine leistungsfähigere Technologie ersetzt werden. Zahlreiche saubere Technologien werden heute in allen Bereichen entworfen und ermöglichen eine Verringerung der Rohstoffmengen, die für die Herstellung der gleichen Produktmengen notwendig sind.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Arbeiternehmer zu sensibilisieren, damit sie ihr Verhalten rohstoffsparend anpassen. In einem Büro kann man zum Beispiel dazu auffordern, Fotokopien auf den Vor- und Rückseiten zu machen. Die Papiermengen werden somit erheblich reduziert.

Häufig entsteht auch dadurch Verschwendung, dass Gefäße weggeworfen werden, die noch Produkt enthalten. Dies kommt meist daher, dass die gekaufte Menge den tatsächlichen Bedarf überschreitet. In diesen Fällen ist es vorzuziehen, vor dem Kauf eines Produktes den genauen Bedarf zu bestimmen und sich beim Lieferanten über die passende Verpackungsgrößen zu informieren. Wenn die gewünschte Verpackung nicht besteht, kann man sich auch direkt an den Hersteller wenden. Dieser hat vielleicht die passende Lösung parat.

Eine andere Möglichkeit, um den Verbrauch von Rohstoffen zu reduzieren, besteht darin, recycelte Rohstoffe zu verwenden. Diese erkennt man an den besonderen Logos, die sie tragen, oder man kann sich beim Lieferanten oder Hersteller informieren und sie somit auffordern, solche Produkte anzubieten.

b. Zweiter Schritt:
Die nicht erneuerbaren Rohstoffe durch erneuerbare Rohstoffe ersetzen

Dank der technologischen Fortschritte ist die Industrie heute in der Lage, nicht erneuerbare Rohstoffe durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen. So dienen heute zum Beispiel zahlreiche pflanzliche Stoffe der Herstellung von Produkten, die früher aus Erdöl hergestellt wurden.

Im Folgenden werden einige Beispiele pflanzlicher Rohstoffe und der Produkte, die hieraus hergestellt werden, angeführt.

Mehr Infos?

> Siehe Infoblatt (in Band 4):

„Logos, Labels und Piktogramme“

Wer erneuerbare Rohstoffe verwendet, muss sich aber auch vergewissern, insofern dies möglich ist, dass sie aus einem nachhaltigen oder biologischen Anbau stammen. Um das zu prüfen, kann man nach einem Label Ausschau halten oder den Hersteller fragen.

c. Dritter Schritt:
Die Rohstoffe wiederverwenden

Wie wir bereits gesehen haben, ist es möglich, um möglichst wenig zu verschwenden, die defekten Produkte wieder in den Herstellungsprozess einzuführen. Das kann man auch mit den Resten und Abfällen tun und die Arbeitnehmer auf diese Praxis aufmerksam machen, oder sich mit ihnen gemeinsam Gedanken machen, um für diese Abfälle und Reste eine neue Verwendung zu finden.

Mehr Infos?

> Mehr Informationen über die Belgische Abfallbörse sind hier erhältlich.

Eine andere geniale Idee ist der Austausch von Stoffen zwischen Unternehmen. Tatsächlich wird auf Abfallbörsen der Kontakt zwischen Unternehmen hergestellt, die einerseits Abfall herstellen und andererseits diesen Abfall recyceln oder wiederverwenden können. So wird der Abfall des einen der Rohstoff des anderen. Solche Abfallbörsen bestehen bereits in verschiedenen europäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Italien oder Spanien.

d. Vierter Schritt :
Die Abfälle recyceln.

Durch das Recycling kann ein Abfall in einen neuen Rohstoff verarbeitet werden, der dann Sekundärrohstoff genannt wird. Die Rohstoffe und die recycelten Produkte kann man an ihren spezifischen Logos erkennen oder man kann sich beim Lieferanten oder Hersteller erkundigen, um zu erfahren, ob das Produkt recycelbar ist. Zahlreiche neue Technologien ermöglichen es heute, Rohstoffe zu recyceln, die bisher nicht recycelt werden konnten.

Mehr Infos?

> Siehe Infoblatt (in Band 4)
„Logos, Labels und Piktogramme“

> Siehe das Kapitel (in Band 2)
„Abfall“

Um ein effizientes Recycling-System aufzubauen, muss ein Unternehmer sich zuerst informieren, ob für einen bestimmten Stoff eine Recyclingmethode besteht. Anschließend muss er ein effizientes Abfalltrennsystem einrichten, mit dem der Abfall korrekt getrennt und als Recycelstoff an die richtige Rückführungsindustrie gerichtet werden kann.

2.3. Umweltfreundliche Rohstoffe bevorzugen

Umweltfreundliche Rohstoffe, Produkte oder Zubehöre zeichnen sich dadurch aus, dass sie:

  • während ihrer Herstellung nur wenig das Wasser, die Luft und den Boden verunreinigen,
  • nicht für die Zerstörung eines besonderen Ökosystems verantwortlich sind und die Artenvielfalt wahren,
  • im Herstellungsprozess und während des Transports wenig CO2 ausgestoßen wurde,
  • keine umweltschädlichen Stoffe enthalten.

Es ist nicht immer einfach, die umweltschonenden Rohstoffe zu erkennen. Hier einige Ansätze, um sie zu erkennen:

  • Auf jedem gefährlichen Produkt befindet sich ein Etikett, auf dem die beim Gebrauch auftretenden Risiken, die Gefahrenpiktogramme sowie die Informationen über die Vorsichtsmaßnahmen, die bei der Verwendung des Produktes zu ergreifen sind, angegeben sind.
  • Ein Produkt aus dem biologischen Anbau oder aus einem nachhaltigen Betrieb ist umweltfreundlich (kein Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern, kein Raubbau, …). In der Regel trägt es ein Label, woran man dies erkennen kann.
  • Schwieriger hingegen ist es zu wissen, ob der Abbau oder die Herstellung eines Rohstoffs die Artenvielfalt oder ein besonderes Ökosystem bedroht hat. (Es kommt vor, dass sich eine landwirtschaftliche Pflanzung – biologisch oder nicht – auf einem Boden befindet, der durch die Abholzung von Regenwäldern erfasst worden ist). Im Allgemeinen muss man eigene Nachforschungen anstrengen, um Angaben über die genaue Herkunft und eventuelle Probleme zu erhalten, die möglicherweise in der Presse oder von Naturschutzorganisationen angeprangert worden sind.
  • Der Herkunftsort eines Rohstoffs, aus dem man die Anzahl Kilometer, die er beim Transport zurückgelegt hat, herleiten kann, steht in der Regel auf der Rechnung oder auf den Identifikationsblättern der Produkte. Wenn dies nicht der Fall ist, kann man den Lieferanten oder Hersteller dazu befragen. Das Zubehör wie die elektronischen Haushaltsgeräte und Informatikmaterial tragen generell eine Inschrift „Made in…“. Dank des Internets ist es heute sehr einfach, die Anzahl der hinterlegten Kilometer zu berechnen. Auf manchen Webseiten kann man sogar den CO2-Fußabdruck eines Transports berechnen. Dazu muss man jedoch das verwendete Transportmittel kennen (Flugzeug, Schiff, Zug, LKW, …)
2.4. Gesundheitsfreundliche Rohstoffe bevorzugen

Dazu sollte ein Unternehmer sich vergewissern, dass die betroffenen Rohstoffen, die Produkte und das Zubehör unter angemessenen Arbeitsbedingungen hergestellt worden sind und dass sie keine umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffe enthalten.

Bestimmte Labels oder Verhaltenskodizes, die von den Herstellern verfasst worden sind, garantieren die Einhaltung angemessener Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer und Arbeiter, wie es in den Grundsätzen der IAO geschrieben steht, oder die Herkunft des Produktes aus dem fairen Handel.

Jedem gefährlichen Stoff liegt ein Sicherheitsdatenblatt bei, auf dem die vollständigen Informationen über die gesundheitlichen und umweltbezogenen Risiken angeführt sind.

2.5. Die wirtschaftlichen Aspekte der Rohstoffe analysieren

Obschon die Kundschaft der Unternehmen immer mehr auf die Nachhaltigkeit der erworbenen Produkte achtet, muss ein Unternehmen dennoch konkurrenzfähig bleiben. Es kann den wirtschaftlichen Aspekt seiner Produkte also nicht vollkommen ausgrenzen. Eventuelle Mehrkosten für die Produkte infolge einer nachhaltigen Eigenschaft müssen sich daher in einem bestimmten Rahmen bewegen, wenn das Unternehmen seine Produkte verkaufen möchte. Deshalb ist eine realistische Kostenschätzung im Vorfeld unerlässlich.